Nach 25 Ehejahren konnte ich meine Frau endlich dazu bewegen, mit mir gemeinsam eine Eheberatung aufzusuchen, die nunmehr seit etwa drei Monaten mit leider nur mäßigem Erfolg andauert.
Wir führten vor der Beratung - und leider auch heute noch - eine Ehe, die für mich zunehmend davon geprägt zu sein scheint, daß meine Frau (Jahrgang 60) auf Grund Ihrer problematischen Persönlichkeitsstruktur und Ihrer momentanen Lebensphase (die Kinder sind gerade beide aus dem Haus / Midlife-Krise etc.)immer unzufriedener, liebloser, unnahbarer mir gegenüber wird. Immer öfter kam es in den letzten zwei Jahren zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen, stundenlangen, häufig jedoch unfruchtbaren Gesprächen. Hierbei spürte ich immer mehr, dass ich ungehört oder unverstanden blieb und meine Gefühle mehr und mehr verletzt wurden, da meine Frau nicht bereit war, auf diese adäquat einzugehen. Sie verschanzte sich hinter Argumenten wie "Früher konnte ich Dich sehr viel mehr lieben" (was glaube ich garnicht stimmt), "Heute sind die Gefühle halt nicht mehr so wie sie es sein sollten. Da kann man nichts machen". "Ich bin halt so - mußt Du Dich mit abfinden."
bis hin zu "Am liebsten hätte ich eine vorübergehende Trennung, denn vielleicht kommen die Gefühle dann ja wieder.", "Es tut mir ja leid das ich dich verletze. - aber ich kann nicht anders". Immerhin räumt sie dabei ein, das es vielleicht auch etwas mit Ihrem Alter zu tun hat (Wechseljahre, Auszug der Kinder, Midlife-Krise etc.).
Die Haltung meiner Frau ist für mich jedoch um so unverständlicher, da ich mich gerade in den letzten zwei Jahren vor unserer großen Krise sehr stark bemüht habe, ihr näher zu sein als es vielleicht auf Grund unseres bisherigen anstrengenden (Arbeits-)Lebens bislang möglich war.
Immerhin hatten wir jetzt die Zeit uns ein wenig zurückzulehnen - und dennoch kommt meine Frau damit überhaupt nicht zurecht. "Papa ante portas!" denke ich manchmal.
Unser Partnerkrise kochte erst richtig hoch, als ich vor zwei Jahren zur Verbesserung unserer Beziehung damit gegann mich ebenfalls für das Hobby meiner Frau zu interessieren: das Tauchen. Mit diesem Sport hatte Sie drei Jahre zuvor begonnen und es schnell zur Drei-Sterne-Taucherin gebracht. Mein Plan war einfach, aber vermutlich genauso naiv: Gemeinsam Spaß haben, gemeinsam wieder mehr zuammen lachen, gemeinsam was unternehmen. Ich machte auch meinen Tauschschein und war zunächst ganz optimistisch: Das erste mal in unserem Leben hatten wir ein gemeinsames Hobby! Wie andere Paare auch. Endlich nicht immer nur alleine auf den Tennisplatz, alleine Motorradtouren, alleine Skifahren, alleine Golfspielen, alleine, alleine, alleine. Alle Versuche, meine Frau für diese Hobbies zu interessieren, waren bislang gescheitert.
Doch was hatte ich mir mit meinen Tauch-Ambitionen und dem Interesse am Hobby meiner Frau angetan!? Es dauert keine anderthalb Jahre und meine Frau hat es geschafft, daß ich am Vereinsleben nicht mehr teilnehmen kann bzw. mir der Spaß daran völlig vergangen ist. Ich fühlte mich nie willkommen und immer nur fünftes Rad am Wagen. Meine Frau nutzte dabei sogar auch Ihre Position aus, die sie mittlerweile durch ihre Vorstandsarbeit im Verein inne hat. Nachdem sogar gemeinsame Tauchurlaube in Ägypten teilweise zu partnerschaftlich schrecklich einsamen Veranstaltungen mutiert waren, wurde mir deutlich: Meine beiden Tauchscheinprüfungen hatte ich umsonst gemacht und Deine Ehe steht kurz vor dem aus. Ich akzeptierte dann irgendwann, daß Tauchen ihr alleiniges "Baby" bleiben soll, und zog mich aus dem Verein zurück. Unsere Beziehung hat das infolge aber leider dennoch nicht verbessert - sondern mich eigentlich noch mehr verbittert.
Heute vermute ich, dass meine Frau mit dem Verein irgendetwas zu kompensieren versucht: Vermutlich hatte sie es bis heute nicht verwunden, daß ich in unserer gemeinsamen Firma der Dominantere bin, obwohl ich fast nie den Chef raushängen lasse, meine Frau einen eigenständigen Arbeitsbereich hat und ich mich für flache Hierarchien und partnerschaftliches Verhalten im Betrieb immer sehr eingesetzt habe. Dennoch kam es auch in der Firma beispielhaft nie zu richtiger Teamarbeit. Meine Frau macht immer was sie will und bekommt (ähnlich wie im Privaten) immer fürchterliche Macht-Komplexe wenn man, Teamgeist, Empathie, Solidarität und Partnerschaft einfordert. Sie kommt aus einem einfachen Elternhaus, wo über Gefühle so gut wie überhaupt nicht geredet wird und auch zwischen den Geschwistern ein erheblicher Machtkampf (bis heute) stattfindet.
Solange damals die Kinder noch zu Hause lebten, gab es viele Jahre nur Kinder und Haushalt für meine Frau. Sogar Freundinnen hatte meine Frau damals Jahre lang überhaupt nicht. Damals gab es sehr häufig Auseinandersetzungen, da meine Frau regelmäßig verhindern wollte, daß ich mich in die Erziehung meiner Kinder mit einbringe - was ich natürlich absolut nicht eingesehen habe. Erst als unsere Kinder nach der Pubertät groß genug waren, hat meine Frau auf mein Drängen ihre beruflichen Aktivitäten in unserem eigenen selbstständig geführten Betrieb in den letzten Jahren mehr und mehr zu ungunsten Ihres bisherigen reinen Hausfrauendasein umgegestaltet.
Dadurch dass die Kinder nun nicht mehr im Haus leben, versuchte mein Frau ersatzweise das "Terretorium Kindererziehung und Haushalt" gegen das "Territorium Tauchverein" bzw. "Terretorium Beruf/Geschäft" einzutauschen. Ich soll also wieder genauso außen vor bleiben, wie immer. Nichts soll sich ändern. Es kommt kaum zu Verständigungen, kaum gibt es Kompromisse. Und wenn dann immer nur mit einem unheimlichene Kraftakt bei dem Sie mir oder weniger nur eine Faust in der Tasche macht.
Ich bin nun an einem Punkt, wo ich das Ganze nicht mehr mitmachen will und ich mich nach echter Partnerschaft sehr sehne. Die Spielchen meiner Frau verachte ich und mittlerweile verachte ich auch meine Frau dafür, daß Sie bewußt nicht über ihren Schatten springen will. Wenn ich jetzt eine Frau kennelerne würde, die sich mehr für mich interessiert, wäre es vermutlich um mich geschehen. Und ich wäre sogar bereit die Folgen einer Scheidung auf mich zu nehmen.
Immer mehr spüre ich das die Diskrepanz unserer Lebensentwürfe uns vermutlich schon bald auseinanderdriften läßt. Ich freunde mich mehr und mehr mit dem Gedanken an, mich von meiner Frau zu verabschieden. Bin dann aber immer hin und her geworfen, da ich irgendwo immer noch hoffe, daß es mit uns etwas wird und dass das ganze doch wohl nicht wahr sein darf. Ich wünsche mir dann immer so sehr, daß meine Frau nur ein wenig dankbarer, demütiger, positiver, partnerschaftlicher wäre. Dann wäre ich ja schon zufrieden. Leider gibt es auch keinen "spirituellen Topf" (Religion), aus dem meine Frau schöpfen könnte. Sie ist ein beinharter Atheist. So werde ich leider in letzter Zeit immer hoffnungsloser.
Ich mache mir wegen meinem eigenen inkonsequenten Verhalten oft arge Vorwürfe, weil ich vor der Scheidung/Trennung scheinbar doch noch sehr viel Angst habe. Das Angebot meiner Frau "Trennung auf Zeit" ist für mich ein Illusion an die ich nicht glauben kann. Oder gibt es Leute, die damit eine positive Erfahrung gemacht haben?
Geht es anderen auch so? Kann mir jemand helfen? Was soll ich tun?