Bin total verzweifelt und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Also, ich bin jetzt 27 Jahre verheiratet, ich habe meinen Mann kennengelernt, da war ich 16 Jahre. Wir haben 4 Kinder bekommen. Bis vor 10 Jahren habe ich auch geglaubt, rundum glücklich zu sein. Aber dann ging es Schlag auf Schlag, zuerst wurde mein Ältester drogensüchtig, es folgte dann alles, was man sich nur in diesem Zusammenhang denken kann: Diebstahl, Gefängnis, Rausschmiß aus dem Elternhaus und im Alter von 23 Jahren ist er an einer Überdosis gestorben. Das war vor vier Jahren. Mein zweitältester ist durch seinen Bruder auch an die Drogen gekommen, er hat schon einige Entgiftungen hinter sich und eine Therapie hat er auch schon gemacht. Dann lief es eine Zeitlang gut und dann ist er wieder rückfällig geworden und nun geht das ganze Theater wieder los. Zwischendurch war er schon vier Jahre von uns ausgezogen, dann machte seine Freundin, die mit ihm zusammenwohnte mit ihm Schluß und warf ihn aus der Wohnung, da haben wir ihn wieder aufgenommen, sonst hätte er auf der Straße gestanden. Nun hoffe ich, daß es bald mit einer Therapie klappt, bin deswegen schon ziemlich mit den Nerven runter, vor allem weil immer die Angst da ist, daß es ihm genauso geht wie seinem großen Bruder. Als die Drogensucht bei meinen Söhnen anfing, starb eigentlich schon die Liebe zwischen mir und meinem Mann. Da war so viel was ich aushalten mußte in all den Jahren. Er hat auch schon immer Bier getrunken und es gab schlimme Zeiten, wo er wenn er betrunken war, mich auch schon mal geschlagen hat. Das hörte dann mit der Zeit auf, sein Alkoholkonsum nicht. Ich will jetzt nicht sagen, daß er Alkoholiker ist. Denn ein Alkoholiker würde nicht 12 - 13 Stunden am Tag arbeiten gehen, das macht meiner nämlich, er ist ein richtiges Arbeitstier und hat immer zugesehen, daß genug Geld ins Haus kommt. Aber es stört mich immer noch, wenn er sein Bier trinkt, es erinnert mich einfach an vieles, was vorgefallen war. Und vor allem wenn er getrunken hat, dann redet er, und redet und redet. Und heute schlägt er mich nicht mehr aber verbal verletzt er mich jedesmal wenn er getrunken hat. Ich mußte mir schon so viel anhören. Übrigens haben wir noch eine 15jährige Tochter und einen 11jährigen Sohn. Seitdem unser Zweitältester wieder zuhause wohnt, ist die Lage sehr angespannt, zumal mein Sohn seit Ostern krankgeschrieben ist, er sagt, er kann einfach nicht mehr arbeiten und wartet jetzt auf einen Therapieplatz. Diese ganze Situation bringt unwahrscheinlich Spannung in die Familie. Im Sommer waren mein Mann, ich und die beiden Kinder im Süden im Urlaub. Dort hat er mit mir auch viel gestritten. Seit einiger Zeit ertappe ich mich dabei, daß ich immer öfter nach anderen Männer schaue und mir wünsche, noch einmal richtig verliebt zu sein. Wahrscheinlich habe ich diese Gedanken, weil ich schon seit Jahren keine Zärtlichkeit mehr erfahren habe. Und mit den Jahren ist mein Mann ziemlich unattraktiv geworden, er hat einen Bierbauch bekommen und alles was ich hasse, sind Männer mit Bierbäuchen. Sehe ich jetzt gutgebaute Männer, dann kommen mir diese Gedanken. Vor allem auch, weil mein Mann viele Stunden in der Kneipe verbringt, ab und zu geht er gleich nach der Arbeit dorthin und kommt erst nach Stunden nach Hause. Letzte Woche war es dermaßen schlimm, gleich drei Abende hintereinander. Und dann habe ich ihm meinen ganzen Frust ins Gesicht geschrieen. Und gesagt, es ist besser wir trennen uns, denn so will und kann ich nicht mehr weiterleben. Es wäre besser, jeder von uns nimmt sich eine eigene Wohnung, dann könnte jeder von uns wieder in Frieden leben. Ich sagte ihm, er solle sich entscheiden. Den Kindern tut es auch nicht gut, sie bekommen immer die ganze Streiterei mit.
Heute hat mir nun mein Mann eröffnet, er hat sich die Sache überlegt und wahrscheinlich bekommt er zum 1. November eine Wohnung, ihm ist klar das er für die Kinder zahlen muß. Jetzt, wo diese Entscheidung von ihm gekommen ist, wo es sich auf einmal so endgültig anhört, habe ich das große Heulen bekommen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe Angst, nicht stark genug alleine zu sein. Immerhin haben wir seit fast 28 Jahren alles zusammen gemacht. Auch habe ich Angst davor, wenn er weg ist, daß die ganze Zeit all die schönen Jahren, die es ja auch gab, vor meinem geistigen Auge ablaufen und ich dadurch verrückt werde. Ich habe Angst, daß er mir fehlen wird. Oder wird es eine Erlösung sein? Ich habe nie gewollt, daß meine Kinder ohne Vater aufwachsen. Übrigens haben meine beiden Kleinen seelisch sehr am Tod von ihrem Bruder zu knacken und sie wissen um die Drogensucht von ihrem anderen Bruder. Jetzt ihnen auch noch den Vater, die Familie nehmen? Erst wollte ich eine Entscheidung von ihm, jetzt hat er sie getroffen, aber sollen wir diesen Schritt machen? Oder verbindet uns einfach zuviel nach 28 Jahren? Ich hoffe, daß mir irgendjemand helfen kann, bin total verzweifelt.