Es ist eigenartig, ...
wenn keine Auseinandersetzungen stattfinden. Das Wort 'Streit' ist mir da zu negativ belegt, denn ich halte diese Auseinandersetzungen für zwingend nötig.
Zwei Menschen, die zusammenkommen, müssen miteinander vereinbaren, wie sie ihre verschiedenen Bedürfnisse im Rahmen einer Partnerschaft gestalten wollen. Angenehmer ist es, wenn zwei in starkem Maße kompatibel sind, das heisst also sehr ähnlich empfinden, aber es wird auch bei ihnen immer ein Rest bleiben, wo man sich einigen muss. Es finden in gewisser Weise immer Machtkämpfe statt, die man miteinander austrägt. Also müssen beide miteinander eine Streitkultur entwickeln, um eine Lösung zu finden, mit der beide leben können und wo es am Ende nicht Sieger und Verlierer gibt. In dem Moment, wo es einen Sieger gibt, haben automatiosch beide verloren, weil es im Verlierer einen Stachel hinterläßt, der sich irgendwann bemerkbar machen wird.
Es ist die Kunst, Kompromisse zu schliessen, in denen sich beide als Geber und Nehmer wiederfinden und das Gefühl haben, dass es sich die Waage hält.
Er will Samstag Nachmittag ins Stadion und sie auf einen Trödelmarkt und beide möchten dies in Gemeinschaft mit dem anderen tun. Es gibt da einige Lösungsmöglichkeiten, die notfalls auch so aussehen kann, dass man eben seine Dinge alleine macht, aber wichtig ist, dass beide der Überzeugung sind, dass es im Moment die beste Lösung ist und beide damit einverstanden sind (nicht nur Lippenbekenntnis!). Respekt und Achtung vor den Bedürfnissen des anderen sind unabdingbar. Wer nun erbitterte Auseinandersetzung führt mit dem Ziel seinen Wunsch durchzusetzen und vom Wunsch des anderen verschont zu bleiben, gerät über kurz oder lang in einen ziemlich ungesunden Zustand, den sich jeder ausmalen kann und muss aufpassen, dass da nicht jemand von der Fahne geht, weil er sich eben in der Paarbeziehung nicht mehr wohl und geschätzt fühlt.
Wer nun als perfekte Beziehung empfindet, wo einer den Mund hält, damit kein Streit entsteht und dafür eigene Bedürfnisse verschluckt, ist auch auf dem Holzweg. Die Auseinandersetzung ist ungemein wichtig für eine lebendige Beziehung, in der sich beide wohl fühlen können.
Wieviel Auseinandersetzung braucht nun eine Beziehung? Eigentlich recht einfach: genau so viele wie es Konflikte oder besser gesagt Interessenskollisionen gibt (und eben nicht um des lieben Friedens willen unter den Tisch kehren, sondern austragen, auch wenn das am Anfang manchmal als sehr mühsam erscheint - der Preis für runterschlucken kann ziemlich hoch werden).
Und wenn es zu viele Interessenskollisionen sind oder sich kaum Lösungen finden lassen, dann passt es eben nicht ... Menschen sind unterschiedlich ...
LG
Larsen