Ich und meine Freundin haben uns vor etwa 6 Monaten kennengelernt. Sie wohnt ca 60km weiter weg, ist meistens bei mir, da ich es beruflich/zeitlich kaum schaffen würde, Sie fast täglich zu besuchen. Ich bin Börsenmakler und sie ist Lehrerin. Unser Alltag klappt wunderbar, Haushalt, Kochen, einfach perfekt.
Doch trotzdem kommt es mir unrund und unschön vor.
Ich erkläre einfach mal meine Lage. Meine Arbeitszeiten sind lang, 8 bis 18 Uhr sind die Regel, bis ich daheim bin haben wir 19 Uhr. Dann bin ich meistens platt und will mich nochmal bewegen. Meine Hobbys sind Sport, ich liebe Sport und brauche Sport, da ich viel sitze und sonst aufgehe wie ein Kreppel. Ich jogge unheimlich gern und früher bin ich viel Rennrad gefahren (sehr zeitintensiv). Rennradfahren ist nur am Wochenende möglich.
Meine Freundin hat keine dieser Hobbys, zu meinem Bedauern macht sie garkeinen Sport, bis vor zurkem war sie noch starke Raucherin, zum Glück abgewohnt. Kurzzeitig kam sie freiwillig mal auf den Dreh, sich etwas zu bewegen, Walking, leichtes Joggen, der Ehrgeiz lies nach 3 Wochen nach und mittlerweile macht sie wieder garnichts mehr.
Sie ist dafür mit ihrem Job (Lehrerin) verheiratet und hat eigentlich massig Zeit, ist täglich um 15 Uhr daheim, kann Wäsche, Haushalt und Co. erledigen, während ich gerade Halbzeit im Job habe. Eigentlich hätte sie viel Zeit, Sport zu treiben, gibt aber an, sie habe natürlich kenie Zeit (=> Ausrede).
Unser Alltag wie gesagt funktioniert klasse, unsere Abende und Wochenenden werden für mich zunehmend langweiliger. Und das muss sich ändern, da ich dauerhaft unglücklich werde. Wir haben schon oft darüber gesprochen, aber es hat sich nichts geändert.
Unsere Abende/Wochenenden laufen immer gleich ab. Ich komme nach hause, sie kommt meist zu mir, sie kocht, setzt sich dann vor die Glotze, während ich meine Joggingrunde drehe und mich bewege. Anschließend gehts ins Bett, Sex ist mittlerweile recht eintönig und ihrerseits einfallslos geworden, sehr kalkulierbar (gefällt mir garnicht, aber das ist eine andere Baustelle). Abends läuft eigentlich garnichts mehr, sie hängt auf dem Sofa rum, ich mache noch ein wenig Haushaltssachen, Vorbereitung für den nächsten Tag und sie möchte am liebesten jeden Abend mit mir auf dem Sofa rumkuscheln und rumhängen - das kann man MAL machen, aber doch nicht jeden Tag.
Die Wochenenden sind ebenso kalkulierbar langweilig. Das Problem ist, dass sie mit meinen Freunden (alles Betriebswirte) nichts anfangen kann, als Lehrer kennt sie nur THemen wie ungezogene Kiddys und Erziehungsmethoden, das ist halt ein klassisches Lehrerdasein, mit dem widerum ich wenig anfangen kann. Ich dagegen habe mit ihrem Freunden wenig Anknüpfungspunkte.Dafür gehe ich jedoch fast jedes WE mit ihren Freunden weg mit ihr - meist ihr zuliebe - Kino, Cocktailbar, shoppen usw. Für mich meist Pflichtveranstaltungen, superlangweilig.
Lieber würde mich meine WEs so gestalten, dass ich Rennrad fahre, was ich zeitlich mittlerweile garnicht mehr kann, mit ihr mal Jogge, Schwimme etc. Dazu ist sie aber nicht zu haben.
Die Krönung kommt meist noch Sonntags, wenn wir stundenlang bei ihren Eltern rumhängen. Ich bin keine 20 mehr und brauche das auch nicht, sie ist sehr mit ihren Eltern verbunden - für mich ebenso ein grauenvolle Sonntagsgestaltung, die ich mit schlechter Laune oft abschließe.
Kurzum, unsere Hobbys teilen wir nicht, alles andere funktioniert, ich liebe sie auch, aber ich kann viel zu wenig mit ihr gemeinsam unternehmen, was MIR wirklich Spaß macht. Meist lasse ich mich halt zu IHREN Veranstaltungen mit IHREN Freunden mitschleifen und langweile mich dann zu 99% stundenlang zu tode.
Auch für Museums, Theater oder Ausstellungsbesuche, also alles mit wenig Bewegung, Rumlatscherei in geschlossenen Räumen, lasse ich mich nicht für begeistern, hab es aber trotzdem mehrfach über mich ergehen lassen und mit gemacht.
Ich habe schon mehrfach mit ihr darüber gesprochen, sie kann das aber nicht nachvollziehen. Ich sitze dann meistens bei ihren 5 Lehrerkolleginnen und Kollegen dabei und höre mir dann stundenlang Schulgespräche an, trinke was und hoffe, dass der Abend schnell rumgeht.
Seit einigen Wochen haben wir dahingehend Streit, dass ich nicht mehr mitgehe, ich jogge dann abends und bin am Wochenende einfach lieber für mich und mache Sport. Sie geht dann mit ihren Freundinnen ins Kino und quatscht über Lehrerthemen. Das ist für mich natürlich dauerhaft keine Lösung.
Guter Rat teuer oder passt die Beziehung einfach nicht?
Anfangs habe ich gedacht, super - jeder hat so seinen eigenen Kram und auch mal Zeit nur für sich ohne den Partner ständig dabei zu haben. Das war auch ok, doch mittlerweiler ist das Problem, dass unsere Aktivitäten natürlich nie zeitgleich stattfinden. D.h. unser Samstag sieht dann so aus, dass wir um 9 Uhr aufstehen, ich jogge dann 2 Stunden von 12 bis 14 Uhr und sie ist dann von 14 Uhr bis 18 Uhr mit Freundinnen in der Stadt und macht dann abends noch was mit Kolleginnen, was bedeutet dass wir uns dann auch kaum mehr sehen, da jeder mehr oder minder seinem Vergnügen nachgeht.
Sport ist halt mein Hobby, ihres überhaupt nicht und ich habe mich nun dazu entschieden, nicht mehr am laufenden Band Veranstaltungen mit zu machen, die ich nur als Pflichtprogramm betrachte.