Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einem Bekannten und würde gerne mal eure Meinung dazu hören. In meinem privaten Umfeld habe ich den Ruf, eine sog. starke Frau zu sein. Das liegt v. a. an meiner extrovertierten Art. Ich bin eine Frohnatur, gehe offen auf die Menschen zu, bin nicht schüchtern, kann gut organisieren und führe ein eigenständiges Leben.
Leider habe ich kein Glück in der Liebe. In der Anfangszeit bewundern mich die Männer für meine Stärke und sind total begeistert von mir. Aber auch starke Frauen haben Bedürfnisse, ich zumindest möchte nicht immer nur funktionieren, sondern erhoffe mir in einer Partnerschaft auch mal Unterstützung, wenn ich sie benötige. Genau in diesem Punkt hat es jedoch immer gehapert. Wenn ich die Männer um einen kleinen Gefallen gebeten habe oder den Wunsch nach Kontakt, Aufmerksamkeit und Zuwendung zeigte, wurde mir das verweigert. So nach dem Motto: Eine starke Frau braucht keinen Mann, weil sie alles selbst bewältigen kann.
Wenn ich Freizeitaktivitäten und Urlaubsreisen planen wollte, blieb die ganze Organisation immer an mir hängen. Dabei hätte mir in beruflich stressigen Phasen ein wenig Unterstützung seitens der Männer gut getan. Längere Telefonate und geplante Treffen gab es fast nur, wenn die Männer die Initiative ergriffen. Wenn ich sie vermisst und dann logischerweise kontaktiert habe, reagierten sie meist genervt denn eine starke Frau hat nie Sehnsucht nach einem Mann, weil sie mit sich selbst klar kommt. Ich bekam auch keine Hilfe beim Umzug oder bei der Vorbereitung auf wichtige Prüfungen, und ebenso selbstverständlich war es für die Männer, dass ich meine Getränke beim Weggehen fast immer selbst bezahlt habe. Andererseits wurde von mir erwartet, dass ich immer ein offenes Ohr für sie hatte, wenn sie über ihre Probleme reden wollten (meine Probleme haben sie natürlich wenig interessiert) und für Sex stets auf Abruf bereit stand, selbst wenn ich einen sehr anstrengenden Tag hinter mir und eine kurze Nacht mit wenig Schlaf vor mir hatte.
Natürlich habe ich mir nicht alles bieten lassen und meinen Mund aufgemacht. Die Männer reagierten nur beleidigt und hatten nichts als böse Blicke und abwertende Äußerungen für mich übrig. Klar, denn ich war dann in ihren Augen nicht mehr die starke Frau, sondern ein schwaches, dummes Ding, das nicht ohne sie leben konnte. Ich bin auf jeden Fall eine unabhängige Frau mit geregeltem Job, guten Kontakt zum Elternhaus, eigenem Freundeskreis und tollen Hobbys, die nicht däumchendrehend in ihrer Bude sitzt und nichts mit ihrem Leben anzufangen weiß. Aber ich sehe das ein nicht ein, mich in einer Beziehung ständig nur um das Wohlergehen des Mannes zu kümmern, während er sich ein schönes Leben macht und sich nicht um meine Bedürfnisse schert.
Kann das sein, dass Männer, die auf starke Frauen stehen, nichts weiter als rücksichtslose Egoisten sind, die einfach nur eine Marionette zur Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse suchen?