Hallo,
Ich habe eine seit fast zwei Jahren eine Beziehungskrise und bin schon im Voraus sehr dankbar für eure Ratschläge, Erfahrungen und Meinungen.
Ich bin mit meiner Frau seit ca. 20 Jahren zusammen, sind beide 43 und haben drei Kinder (18, 14, 8). Ich bin seit ca. 15 Jahren im mittleren Management tätig. Bis vor drei Jahren war das harte Arbeit, ich war überdurchschnittlich für die Firma tätig und habe nebenbei gesagt - sehr gut verdient. Da war ich sehr ehrgeizig. Seit drei Jahren bin ich viel öfters zu Hause präsent, fast zu viel sagen meine Damen immer wieder spaßhalber (naja).
Wir sind beide grundsätzlich sehr dankbar dafür, ein normales Familienleben ohne große Schwierigkeiten oder finanzielle Sorgen führen zu dürfen. Sicherheit, Geborgenheit und Gesundheit sind uns beide ganz wichtig. Auch dann wenn es im Alltag oft anstrengende Situationen: dabei zu sein bei der Entwicklung unserer Kinder, das alles erleben zu dürfen ist einfach großartig und wichtig für uns beide.
Was unsere Beziehung betrifft, hat es mehrere Etappen gegeben und es war - wie sonst überall - nicht immer leicht. Wir lieben uns beide, das ist sicher so. Ich persönlich habe sie immer respektiert und nie betrogen. Natürlich haben wir ab und zu unsere Streitereien (meistens wegen Banalitäten) und sind auf dies oder das sauer, je nach Phase öfters oder weniger, insgesamt würde ich meinen ist alles im grünen Bereich. Es hat Phasen gegeben die stressbedingt eine schwierig waren: berufliche Schwierigkeiten, Burnout-Probleme, der Tod meines Vaters, oft fehlte uns mehr Zeit für uns allein, da immer wieder Kinder rundherum waren- Ab und zu hatten wir den Eindruck, dass wir ein wenig den Draht zueinander verloren haben. Wir haben es trotzdem gemeinsam geschafft und irgendwie den Ausgleich gefunden: dann waren wir oft auf Reise (allein), mit viel Erotik und etwas Luxus. Richtig eng ist bis vor zwei Jahren nie wirklich geworden.
Vor ca. 1,5 Jahren hat sie sich völlig unerwartet in einem Mann verliebt (ein Klient von Ihr, sie ist Shiatsu-Praktikerin) und es hat ca. zwei Monaten gedauert bis ich darauf gekommen bin. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine sehr intensive Arbeitsphase mit vielen Dienstreisen und habe durch Zufall ein SMS auf Ihr Handy gelesen, wo sie einen vertraute Freundin über Ihre Gefühle für diesen anderen Mann informiert hat. Es hat sich herausgestellt, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits - ein paar Wochen zuvor - das Verhältnis zu Ihm beendet hatte, weil sie eben erkannt hat, dass was dies für Konsequenzen haben könnte. Sex mit Ihm hat es in dieser Zeit nicht gegeben (eher Umarmungen und ein paar Bussis), das alles hat sich offenbar langsam entwickelt. Das ist mir erst im Nachhinein nach Rücksprache mit Ihr klar geworden, anfänglich war ich überzeugt, dass die Sache schon gelaufen ist.- . Ich hatte schon zuvor registriert, dass sie sichtlich aus dem emotionalen Gleichgewicht gewesen ist, hätte mir aber vor diesem SMS nie im Leben gedacht, dass es mit einem anderen Mann zusammenhängen kann. Aus unserer Historie war das zu dem Zeitpunkt unvorstellbar. Das alles war für mich natürlich ein Schock, und ich habe gleich nach dem Lesen wirklich gedacht, dass eine Trennung umvermeidlich sein wird. Ich habe gezittert wie noch nie zuvor in meinem Leben. Kinder und Frau weg, ein absolutes Horrorszenario! Es war sehr sehr schwierig und ich habe mich entschieden vorerst nichts zu sagen, weil ich zu heiß gewesen bin. Nach zwei Tagen habe ich schlußendlich meine Frau mit einem "was ist los mit dir?" angesprochen (ohne die SMS zu erwähnen).
Sie hat am Anfang alles mit Vehemenz negiert und wollte mir glauben lassen, dass ich gaga geworden bin. Erst am nächsten Tag habe ich sie mit dem erwähnten SMS konfrontiert, und dann sind viele Tränen geronnen. Trotzdem ist nur ein Bruchteil der Wahrheit ausgesprochen worden. Ich war im nachhinein (nach mehreren Wochen) entsetzt und traurig, weil ich feststellen hab müssen, dass sie wirklich oft Unwahrheiten in dem Kommunikationsprozess geäußert hatte. Erst als ich viel Druck auf sie ausgeübt habe, habe ich die Wahrheit erfahren. Das uns aber beide sehr viel Kraft gekostet. Irgendwie verständlich, dachte ich mir, wütend war ich aber trotzdem rein auf der emotionellen Ebene. Trotz allem war ich erleichtert, weil mir klar geworden war, dass wir noch eine Chance bekommen werden (da es sich um keine langjährige Aussenbeziehung gehandelt hatte, mit alles drum und dran). Sie hat sofort ein sehr schlechtes Gewissen gehabt und ich bekam eindeutig das Gefühl, dass es Ihr Leid getan hat. Wir haben darauf hin Urlaub gemacht und waren ein paar Wochen lang sehr eng miteinander. Wir haben dann gleich eine Paartherapie gemacht die klar aufgezeigt hat, dass unsere Beziehung keine große Probleme zu bewältigen hätte. Irgendwann wußten wir beide nicht mehr, wozu wir das machen.
Wir haben uns nämlich so gut verstanden und uns so intensiv geliebt, mit so viel Leidenschaft wie am ersten Tag unserer Beziehung. Irgendwie groteskt, dass "unsere Liebesflamme" plötzlich drei Mal so groß wie sonst zuvor gewesen ist. Wir haben dann dieses Thema hinter uns gelassen.
Ein Monat später waren wir wieder im normalen Alltag (Schulbeginn, Arbeit, es wird wieder kalt) und meine Frau musste erneut feststellen, dass die Sehnsucht zum anderen Mann wieder da gewesen ist. Sie hat sich ständig gefragt, was dies zu bedeutet hat bzw. ob das ein Zeichen wäre. Sie hat versucht diese Gefühle vor mir zu verbergen (Selbstschutz), als ich sie ansprach hat sie sich schwer getan mir glaubwürdig zu erklären, dass nichts mehr von dem da wäre. Ich habe irgendwie Verständnis für diese Situation gehabt, weil ich gesehen habe, dass sie nichts dafür kann. Problem war, dass diese Sehnsuchtattacken immer wieder gekommen sind.
Mit der Zeit ist diese Achterbahn der Gefühle bei Ihr schon sehr belastend. Sie weiß nicht was sie tun soll und ob sie was (heimlich) tun soll ... Er hat sich im letzten Jahr bereits ein paar Mal gemeldet und dürfte sie sanft aber bestimmt klar gemacht, dass er sie persönlich treffen möchte. Sie hat mich auch erzählt (nur weil ich heuer im Sommer wieder viel Druck auf sie gemacht hatte), dass es Telefonate mit einem Geheimhandy gegeben hat. Detail am Rande: er dürfte irgendwann offen zugegeben haben, dass er nicht verliebt ist, möchte sie aber trotzdem treffen weil sie was besonderes ist. Das war für sie nicht leicht zu schlucken, aber trotzdem ist die Sehnsucht geblieben. Sie hat inzwischen verstanden, dass die körperliche Ebene da eine große Rolle auch spielt. Und damit meint sie, dass diese Ebene bei uns zwei nicht mehr optimal ist, sie fühlt sich unbefriedigt und hat offenbar körperliche Bedürfnisse, die sie allein mir mir nicht erfüllen kann. Sie sagt oft, sie unterdrückt Ihre Gefühle und fühlt sich nicht wohl dabei. Anderseits sagt sie, sie versucht sich einzureden,dass das Körperliche nicht so wichtig ist, spürt aber, dass sich dann aber eine Wand aufbaut. Sie weiss sagt sie -, dass sie da in einer Oberflächlichkeit gefangen ist, die ganz schlecht ist, schafft es aber nicht.
Nun hat Ihr die Hautärztin einen Melanom vor ein paar Wochen bei Ihr entdeckt und gleich wegoperiert (zum Glück im ersten Stadium, also ohne Gefahr). Schock! Das war natürlich eine schreckliche Nachricht für sie. Nun denkt sie natürlich, dass dies eine Konsequenz davon ist und spürt Druck und glaubt sie muß bald eine Entscheidung treffen (zB sich von mir zu trennen, auch wenn sie meint, mich zu lieben). Anderseits denkt sie sich, dass sie gerade in einer solchen Phase alles andere als Chaos in ihrem Leben braucht. Was tun? Sie weiß es nicht. Auch deswegen, weil die Kinder gerade eine sensible Phase durchgehen und vor allem Harmonie zu Hause brauchen. Meine ältere Tochter (18) hat zB seit einem Jahr eine Esssucht entwickelt, die sehr bedrohlich wirkt. Sie glaubt da auch, dass es von uns kommt.
Die Sehnsucht bleibt aber trotzdem und sie kommt nicht weg davon. Sie hat in den letzten sechs Monaten eine Psychotherapie gemacht um herauszufinden, was der andere Mann hat was ich nicht habe. Sie hat offenbar noch nie eine so eine tiefe Verbundenheit zu jemandem gespürt. Er berührt irgendwas in ihr wo sonst keiner hinkommt. Sie fühlt, dass dies alles andere als oberflächig wäre und kann natürlich nicht aufhören darüber nachzudenken, welches Zeichen sich dahinter verbirgt. Sie frägt sich auch, ob sie nicht einen Riesenfehler macht, weiter in Ihrem jetzigen Leben und Ehe zu bleiben. Das will sie sicher nicht. Sie hat auch diese Coolness nicht die man braucht um eine neue Parallelwelt aufzubauen ohne erwischt zu werden. Lügereien und Betrügereien sind nicht Ihre Stärke, sie weiß ich kriege das irgendwie mit, weil sich bei mir eine Art Kontrollwahn entwickelt, wenn ich spüre dass da im Hintergrund was läuft. Niemand will das, es ist aber leider so und ich arbeite auch daran, etwas dagegen zu tun. Eine Energetikerin meinte im Sommer, dass sie sich den anderen Mann ausgesucht hat um Ihre eigene Defizite zu kompensieren: Getrennheit zwischen Seele und Körper, wahrscheinlich aufgrund einer traumatischen Situation in Ihrer Entwicklung.
Der andere Mann hat sich nach sechs Monaten Pause wieder vor ein paar Wochen bei Ihr via Mail gemeldet. Mitte August 2012 hatte er gemeint, er wird sie lieber nicht mehr konkaktieren, weil er bemerkt hat, dass sie sich nicht getraut hat ihn wieder zu treffen (obwohl sie es ja wollte).
Sie ist wieder komplett verunsichert und leidet doppelt, weil sie es auch schwer aushält mich leiden zu sehen (das ist leider der Fall, schon drei Mal sind wir durch diese schwierige Situation gegangen). Wir schlafen beide immer wieder sehr schlecht.
Sie hat mich gefragt, ob sie sich auf ein Kaffee mit Ihm treffen könnte, ich habe nach langer Überlegung gemeint, dass ich das nicht kann. Ich bringe das nicht durch, wohl weil ich Angst davor habe, dass beide sich aufeinander stürzen.
Dazu kommt jetzt, dass meine Frau sich eine Geheim-Email-Adresse und ein Geheimhandy besorgt hat, damit sie ohne Risiken mit Ihm kommunizieren kann. Ich hatte nämlich in August eine Phase (Thema Kontrollwahn) wo ich begonnen hatte die Einzelgesprächsprotokolle des Providers zu kontrollieren. Das macht mir nicht stolz , sollte auch als Krankheit gesehen werden.
Sie betont immer, dass sie mich über alles liebt und ein Leben ohne mich nicht vorstellen kann. Sie weiß natürlich auch, dass ein Leben mit mir Sicherheit und Geborgenheit bedeutet. Mich das Herz zu brechen (soll ich darauf kommen, dass beide näher zueinander gekommen sind) wäre für sie traumatisch. Sehr oft hat sie ein schlechtes Gewissen. Anderseits ist für sie auch völlig klar geworden, dass sie diesen anderen mann nicht mehr loswerden kann.
Status ist also, dass offenbar nun alle leiden...
Ich versuche für mich loszulassen, mich abzulenken (gehe ab und zu mit Freunden was trinken etc). Was mich sehr stört ist, dass ich in meinem inneren mißtrauisch bin und Ihre Aussagen oft als Unwahrheit aufnehme. Grund ist, dass sie schon oft A gesagt hat, bis rausgekommen ist, dass es B gewesen ist. Das ist wirklich Gift pur für jede Beziehung dieser Welt. Ich bin sehr unrund und habe oft Alpträume und sehe meine eigene Frau in den Armen eines fremden Mannes.
Ich weiß, dass ich loslassen und muß Vertrauen auf einen guten Ausgang haben sollte. Obwohl ich das leider nicht so spüre. Ende April bin ich mit Freunden auf Urlaub und ich weiß, dass sie schon oft darüber nachgedacht hat, ob sie da was machen sollte (damit sie Klarheit bekommt, heißt es.)
Das ist wirklich sehr schwer für mich und frage mich schon ernsthaft, wie ich damit umgehen sollte. Ich kann mich dzt nicht von Ihr, von meinem zu Hause und meine drei Kinder trennen. Ich würde eher meinen, dass sie das machen sollte, damit sie eben Klarheit bekommt.
Wir haben auch schon allgemein über offene Beziehungen gesprochen und ich glaube nicht, dass ich das nachhaltig kann. Theoretisch ja, in der Praxis nein. Wir sind einfach durch unsere Entwicklung nicht so programmiert worden. Ich spüre, dass ich nämlich einen Stolz habe und kann das nicht so einfach ignorieren. Einfach so weiter machen und eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen ist für mich leider auf Dauer nicht machbar. Weil ich aber sehe, dass sie sehr leidet und Ihre gefühle täglich schwanken, bin ich irgendwie tolerant unterwegs und setze auf Geduld, ohne radikal zu werden. Ich weiß nicht, ob das Fehler ist, ich höre nur auf mein inneres ICH. Ich bemühe mich eh oft sie nicht unter Druck zu stellen, scheitere aber oft weil ich eben selbst nicht mehr ausgeglichen bin.
Hat jemand von Euch eine hilfreiche Bemerkung oder einen Vorschlag, was zur Entspannung führen kann?
Danke und viele Grüße!