Denkfehler...
... im letzten Satz: ... wie man hier offen und vorsichtig auf das "Kind" zugehen kann?
Dein Sohn ist kein Kind mehr. Das zeigt er, indem er sich Privatsphäre schafft, also seinen Eltern eben nicht mehr alles erzählt. Er nabelt sich gerade ab. Auch wenn es lächerlich scheint, sich so heimlichtuerisch Eltern gegenüber zu verhalten, mit denen er eigentlich über alles reden könnte und die sehr viel Verständnis für ihn haben und gern einbezogen werden würden.
Lass Deinem Sohn seine heimliche Freundin. Er braucht das, damit er eine für ihn klare Grenze zwischen sich und euch ziehen kann. Wenn Du ihn nötigst, offen zu reden, wird er sich nicht als erwachsen erfahren können, sondern steht wieder da wie ein kleines Kind, dessen Privatleben nicht getrennt ist von dem seiner Eltern. Schlimmer kann es eigentlich nur noch werden, wenn die Eltern das Wort "süß" und "hübsches Paar" benutzen - die Beziehung des Sohnes zu der Freundin also wieder auf eine kindliche Ebene heruntergezogen wird und der junge Mann das Gefühl bekommt, er wird eben nicht als Mann wahrgenommen.
Bei vielen Jugendlichen ist es auch so, dass sie sich "genieren", den Eltern ihr Heranwachsen - zum Beipiel in Form einer Freundin/ eines Freundes - zu präsentieren. Sie fühlen sich nicht mehr als Kind, aber auch noch nicht wirklich erwachsen, sind unsicher. Wenn sie also ihre "erwachsenen Anteile" vorzeigen sollen, verunsichert sie das extrem, macht sie sauer oder bockig.
Erinnere Dich doch mal an Deine eigene Jugend - hast Du Deinen Eltern bereitwillig wirklich alles über Dich und Deine pubertäre Gefühlswelt erzählt? Sicherlich nicht. Es war Dich vermutlich auch unangenehm, wenn Erwachsene sich das Recht herausgenommen haben, in Deinem Leben herumzustochern, so als seist Du noch ein Kind.
Lass Deinen Sohn einfach sein, wie er ist. Wenn er merkt, dass Du seine Grenzen wahrst, kann er auch bei Bedarf auf Dich zugehen.