Dieser Text beinhaltet meine eigenen Erfahrungen zum Thema "Beziehung" und wie viele Gedanken sich doch so manche Menschen über einen machen. Ich bin sicher nicht die Einzige.
Ich bin 21 Jahre alt und hatte noch nie einen richtigen Freund. Und ich leide darunter. Die Gesellschaft stellt solche Menschen hin, als wären sie etwas Abnormales, als wäre es selbstverständlich, sich in eine Beziehung zu begeben und sich dieser voll und ganz hinzugeben, als wäre das das einzig Richtige, das man im Leben tun soll!
Einen "halben Freund" hatte ich jedoch bereits. Ich war 15 und wirklich verliebt. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch und fühlte mich glücklich, auch wenn ich mich erinnere, dass ich bereits zu dieser Zeit ein wenig unsicher war, was mein "Freund" eigentlich an mir finden würde. Diese Beziehung bestand noch nicht aus sexuellen Bereichen, man war in die andere Person, und nicht in den Körper verliebt.
Diese Beziehung dauerte 3 Monate und wurde schließlich beendet, da mein Partner dachte, nicht genug Zeit für mich aufzubringen. Von nun an begann ich mein Liebesleben als Chaos zu sehen, ich gebe mir selbst die Schuld an meiner inneren Zerissenheit und sage mir oft: "Du bist selbst Schuld daran, dass du so geworden bist, du hast dich ausnutzen lassen und nicht zur rechten Zeit den Mund aufgemacht hast."
Ich begab mich ins Ausland, wo ich einen netten Jungen kennen lernte und schliesslich Einiges wahrscheinlich zu schnell lief. Wir trafen uns einige Male, verbrachten Abende zusammen, die auch sehr schön waren. Doch wir lebten uns ebenso wieder auseinander, ich war zu dieser Zeit auch einigermaßen schüchtern, und dieser Junge freundete sich schliesslich wieder mit seiner Exfreundin an, legte seinen Arm vor meinen Augen um sie und verletzte mich eine gewisse Zeit sehr. Ich erinnere mich, wie ich eines Tages auf meinem Bett saß, und wegen diesem Jungen geweint habe. Danach habe ich mir geschworen, nie wieder wegen eines Mannes zu weinen. Ich habe es allerdings geschafft, über ihn hinweg zukommen, und er wurde irgendwie Luft für mich. Schön, dass ich das geschafft habe.
Zurück in Deutschland lernte ich erneut einen jungen Mann kennen, bei dem ein auf Neudeutsch "Dating" zustande kam, wir Kinos besuchten, sehr angenehme Sommerabende miteinander verbrachten, und mit dem ich auch mein erstes Mal hatte. Dies war allerdings sehr unromantisch, und nach meiner jetzigen Meinung viel zu früh. Aber manchmal drehen wohl die Hormone mit jemandem durch. Später begann ich an dieser Beziehung zu zweifeln, der Mann erzählte mir regelmäßig Dinge von seiner Exfreundin und trauerte ihr nach. Wir beendeten die ganze Sache und ich kam mir vor, als ob ich nicht gut genug wäre. Nach einiger Zeit fragte er mich, was nun aus uns werden würde und ich schob es etwas heraus, sagte, dass ich mir nicht sicher sei und wir das aber in Angriff nehmen können. Einige Wochen später traf ich ihn mit seiner Exfreundin an. Aus irgendeinem Grunde hat es mich sehr verletzt. Doch nun ist der Schmerz weg.
Und nun eine lange Männerpause, allerdings eine kleine Verliebtheit, größtenteils über das Internet, wir trafen uns nie, aber mochten uns sehr. Ein letzter Anlauf von mir, ob wir uns treffen sollen, eine Absage für diese Zeit, und die Sache verlief sich. Weiterhin S-I-N-G-L-E time.
Nun kommt ein Abschnitt, für den ich mich ärgern könnte, aber wahrscheinlich brauchte ich diesen, um mich selbst besser kennen zu lernen.
Er: "Willst du nicht mal zu mir kommen, ich möchte zur Zeit keine Beziehung, aber wir können doch trotzdem zusammen Spaß haben?!" Ich:"-Ja, das sehe ich auch so, dann sind die Fronten ja geklärt, komm wir machen mal einen Termin aus!" Warum habe ich das getan, warum habe ich mich so wertlos jemandem hingegeben? Ich dachte eine Zeit lang, ich wäre das unabhängige, abenteuerlustige Mädchen, das keine Beziehung braucht, und dachte, eine Affäre ist genau das Richtige für sie. Dieses unabhängige, Freude am Leben habende Mädchen bin ich auch eigentlich. Aber ich bin mir auch selbst etwas wert. Das stellte ich allerdings erst viel später fest.
Und so nahm das Ganze seinen Lauf. Nach ein paar Wochen war die Affäre beendet, er sagte mir, dass wenn ich nicht bei ihm wäre, er sich eine andere suchen würde. Ich meldete mich nicht mehr, und ganze 2 Wochen später war er in einer Beziehung. Diese zerbrach jedoch, und an Silvester kam er zu mir, entschuldigte sich, und die ganze Affäre ging von vorne los. Mal eine Woche nicht melden, mal weniger, mal mehr... aber nachts durfte ich noch vorbei kommen. Ich lebte mein Leben normal weiter, wenn ich bei ihm war, war es schön, aber ich war ihm nicht wichtig. Nächstes Ende der Affäre. Nach einigen Monaten zogen wir uns wieder wie Magneten an, die erste Zeit viel schöner als sonst, Frühstück am Bett, Kuscheln, Küsse... ich dachte es war eine Veränderung. Doch später wieder das Gleiche...alle drei Wochen war ich gut genug, um nachts vorbei zu kommen, ich begann mein Studium, zunächst an einer anderen Universität, als erwartet, dann schliesslich doch in meiner Zieluniversität. "Was studierst du eigentlich? Stellst du dir vor, es läuft mit uns weiter?" Feeeehlanzeige. Kein tieferes Interesse an mir. Ebenso hörte ich mir an "Wir haben ja fast Blümchensex, das ist der einzige Grund, warum wir nicht zusammen sind." Ich konnte mich bei ihm nicht 100% gehen lassen, er war ein Mann, dem ich nicht sonderlich wichtig war, warum sollte ich ihm einen Gefallen tun, ihm komplett vertrauen und mich verbiegen, damit er den Sex noch mehr geniessen kann? Nach einigen Wochen wieder nicht Redens erhielt ich nachts eine SMS, die mich auf das Primitivste dazu aufforderte, mit ihm zu schlafen. Ich fühlte mich einfach nur ausgenutzt.
"Es tut mir leid, dass du dich ausgenutzt gefühlt hast, aber das gewisse Etwas war einfach nicht da! Ich fand die Zeit dennoch mit dir sehr schön." Toll, nach einem Jahr sagst du mir, dass das gewisse Etwas gefehlt hat. Hast du dich überhaupt bemüht? Nein! Wolltest du mich richtig kennen lernen, mit mir Zeit verbingen? Nein. Warum hast du mich so lange so behandelt? Ich habe es irgendwie mit mir machen lassen. Nicht auf eine Beziehung gedrängt. Keinen Sinn darin gesehen. Richtig!
So, liebe Gesellschaft: Warum habe ich keinen Freund? Das ist ja so unnormal. Warum besorge ich mir nicht einfach mal einen, ich bin doch hübsch. Ich tue anderen ja ganz Leid, sitze manchmal sicher alleine Zuhause und bin mit meinem Leben unzufrieden. Tu etwas dagegen, damit du nicht mehr alleine bist und dich einsam fühlst. Sonst bist du irgendwann 30 und hast keinen! Was ist los mit dir, beiseitige doch deine eigenen Probleme und Macken, und geh die Sache positiv an. SUCH DIR DOCH MAL JEMANDEM DAMIT DU NICHT MEHR ALLEINE BIST. Ich frage mich nur: was ist los mit euch?
An alle Menschen, denen es so geht wie mir: Gebt euch nicht allein die Schuld an allem, was passiert ist. Redet euch nicht ein, ihr wärt beziehungsunfähig und steht euch eure Angst ein, sich an einen neue Person zu binden. Das ist normal. Wer wird denn schon gerne verletzt, und welcher NORMALE Mensch ist scharf dadrauf, immer wieder Schmerzen zu erfahren? Ich habe Angst mich an eine neue Person zu binden. Aber ich weiss, dass ich es irgendwann tun will. Ich will einen Mann haben, eine Familie, einfach mal rundum glücklich sein. Aber bin ich jetzt bereit dafür? Nein. Ich brauche Zeit. Brauche Zeit, mich zu finden, mir klar zu machen, was ich will, mir klar zu machen, wie viel man sich selbst wert sein sollte. Dann erst ist man bereit, eine Beziehung einzugehen. Dann freut man sich, jemanden kennen zu lernen, zeigt Interesse, und fühlt sich nicht einfach nur gezwungen, einen Menschen in seinem Leben zu finden, nur damit man sich der Norm anpasst und sich "Pärchen" nennen kann, und auf Internetseiten den Beziehungsstatus "vergeben" anzeigen darf. Auch Singles mit Beziehunshemmungen können sich vorstellen, wie schön eine Beziehung ist. Vertrauen, Geborgenheit, eine starke Schulter, an die man sich anlehnen kann, das Teilen von Freund und Leid miteinander. Das Teilen seines Lebens mit einer anderen Person, neue Lebensabschnitte zusammen eingehen.
Aber bitte, lasst euch von anderen Menschen, die mit dem Gefühl von Schmerz besser umgehen können, oder gar keinen erlebt haben, nicht drängen. Und fühlen wir uns nicht einfach nur gedrängt, weil die Gesellschaft in gewisser Weise Druck auf uns ausübt?
Ähnliche Lebenseindrücke erfahren? Ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben. Würd mich über eure Eindrücke und Erfahrungsberichte freuen... ;-)