Vorweg... nein, ist es selbstverständlich nicht, das ist eine rhetorische Frage. ;-)
Wo liegt dann mein "Problem"? Das wiederum versuche ich aktuell zu ergründen. Ich bin 36, hab vor gefühlt einer Ewigkeit mal studiert und stehe seitdem mit beiden Beinen in einem Job, der mich fordert. Auf der anderen Seite inspiriert mich mein Beruf aber auch jeden einzelnen Tag und mittlerweile könnte man fast sagen, dass ich mein Leben zunehmend daran ausrichte. Gerade über die letzten zehn Jahre, nennen wir sie ruhig die erwachsene Phase meines Lebens, hat sich diesbezüglich viel verändert. Die parties wurden weniger, meine (gefühlte) Kondition zum dreimal die Woche weggehen ließ zusehends nach und irgendwann begann ich auch, mich zunehmend mit Dingen zu beschäftigen, die mich tatsächlich umtreiben. Es gibt Menschen, die das ein ganzes Leben lang durchhalten oder für wichtig halten, allerdings gehöre ich eher nicht dazu. Ich habe gelernt, was work-life-balance bedeutet und wie wichtig mir mit den Jahren die Zeit geworden ist, die ich zum ausspannen benötige. Ich rede jetzt nicht vom klasssischen Jogginghose-Bier-Fußball-Couch-Wochenende, denn dafür müsste ich erst spontan eine Vorliebe für Jogginghosen, Bier und Fußball entwickeln. VIelleicht fehlt mir die und daran liegts? Ich weiß es nicht.
Egal, zurück ins Thema: Ich gehe also nicht mehr großartig aus. Ich kann und konnte mich für Discos und Clubs noch nie recht begeistern, weil mir das Klischeepublikum nie so recht zusagte und mittlerweile, ganz ehrlich, auch zu jung ist. Oh, was das mit Single sein zu tun hat? Naja, fällt dementsprechend für mich als "Revier" komplett raus. Was gibt es da noch? Freundeskreis und damit verbundene Aktivitäten. Auch hier kann ich nicht so ganz allein sein, denn die Situation sieht wie folgt aus: Ich bin seit ein paar Jahren umgeben von entweder bereits oder beinahe verheirateten Paaren und (teilweise werdenden) Eltern. Nicht falsch verstehen - ich liebe meine Freunde abgöttisch. Aber der Kreis erweitert sich derzeit irgendwie nicht mehr und wenn, dann lediglich um andere Paare, die man im Kindergarten, in der Schule oder dem Sportverein der kids kennengelernt hat. Klar ist das nett, egoistisch betrachtet tut das meiner Situation allerdings nichts gutes. Im Gegenteil: Auf dem x-ten Paarabend als derjenige darzusitzen, der zwar einhändig die ganze Bande unterhält, den kiddos mit Hingabe den Kasper macht und anschließend als unabhängiges Ohr eher mit den Damen rumkungelt als mit den Herren draußen auf der Terrasse steht und angetrunken und lauthals über die Bundesliga schwadroniert, ist auf Dauer frustrierend. Doch, das ist es!
Ich bin ein wenig verzweifelt, ich gebs ja zu. Ich gehe lieber ins Kino oder lese ein Buch, als mich mit TV-Sport zu beschäftigen. Ich fahre für ein Wochenende lieber an die Küste und grinse zufrieden in den Sonnenuntergang als die Nächte durchzumachen und mich anschließend zwei Tage mit nem Kater zu tragen, der seinesgleichen sucht. Ich meide Fitnesstudios wie der Teufel das Weihwasser, weil mir das Publikum dort so dermaßen auf den Zeiger geht, dass ich da vor lauter gehässigem Lachen nicht mehr zum Training käme. Ich bin Schönwetterläufer, im Winter spar ich mir das eigentlich zugunsten anderer und vor allem wärmerer Aktivitäten gerne mal, wo ich kann. Ich habe keine dreitägige Sportroutine in meiner Woche und bin ganz sicher kein Adonis - dafür besitze ich allerdings auch keine Feinrippunterhemden oder ernähre mich anstatt dessen drei Tage die Woche von Fertigpizza. Ja, ich spiele gern mit Klischees. Das wirkt ggf. etwas extrem, hier und da vielleicht sogar fatalistisch, aber mein Humor ist eben breitbandig. Ich suche keine Frau, den ich mir für die nächsten fünf Jahre jeden Tag bewundernd in der Hoffnung in eine Vitrine stellen und ansehen kann, dass ihr die Zeit nichts anhaben wird und optische Perfektion das sein wird, was mich Zeit meines Lebens mit ihr verbinden soll. Ich suche eine Frau, mit der ich leben kann. Mit der ich diskutieren kann, die mit mir lacht, widerspricht, an der ich mich reiben kann, die weiß, was Leidenschaft bedeutet und nicht zuletzt die Frau, die mich nicht nach einiger Zeit langweilt, weil uns die Substanz im Alltag abhanden kommt. Selbstverständlich kann das auch vice versa geschehen - ich bin mir durchaus bewusst, dass das kein Männerding ist. Eigentlich gibt es kein Männerding, ich glaube an diesen Geschlechterquatsch nicht. Ich suche eine Seele, die mir liegt. Kein Gesicht, dass mir kurzfristig gefällt und dann durch ein anderes ersetzt werden muss. Diese Spielchen habe ich bis etwa Ende 20 gespielt und festgestellt, dass mir das nicht liegt. Überhaupt nicht. Ja, hat einen Moment gedauert. Ich nenne das nicht umsonst erwachsene Phase, der kleine Junge in mir hat nun eben etwas länger gebraucht als bei anderen.
Egal jetzt, ich hab vermutlich schon weiter ausgeholt als ich sollte. Kommen wir zurück zu der Sache mit dem Einzelschicksal:
Wo verstecken sich eben diese Frauen? Wo finden wir Euch? Ja, ich bin nicht alleine. Es gibt jede Menge andere Männer wie mich. Einige scheue, einige selbstbewusste, einige mit Kante und einige arrogante - aber es gibt sie. Wo müssen wir uns aufhalten, um Euch mit einer von mir auis hauchdünnen Chance über den Weg zu laufen, unkompliziert und komplett offen ins Gespräch zu geraten? IKEA? Sieht aus wie stalking, wenn man da durchrennt, um Frauen anzusprechen. Würde ich mir auch ziemlich dämlich bei vorkommen. Cafes? Selbes Spiel. Wie sieht das aus, wenn man sich Tatsache an fremde Tische setzt, dümmlich grinst, irgendeinen vermeintlich cleveren Spruch vom Stapel lässt und nach zwei Minuten irritiertem Schweigen hochrot von dannen zieht? Schlimmer ist eigentlich nur, seinen Kaffee an eben diesem Tisch zu vergessen und da allen Ernstes noch einmal hinlaufen zu müssen, um sich den Stempel "Verzweifelt und durcheinander" auch wirklich nachhaltig zu verdienen.
Also. Mal angenommen, wir befänden uns im Norden in einer doch recht großen Stadt. Ich wohne in Hannover - trifft aber sicherlich auch einige andere Städte im Umkreis. Sagt mir, wo sie sind! Was übersehe ich? Warum kommt es mir vor, als ob wir uns in einer Art Lückenjahrzent befinden in diesem Alter? Ich werde daraus nicht schlau. Ich bin nicht aufrdinglich und empfände es als irgendwie falsch, einfach Quote zu machen und so ziemlich jede Frau anzuquatschen, die mir halbwegs den Eindruck macht, als ob sie interessant sei. U-Bahn, Innenstadt, Mittagessen. Sowas bring ich tatsächlich nicht über mich, vielleicht bin ich da altmodisch. Liegt sicher nicht daran, dass es mir an Selbstvertrauen mangeln würde - eher im Gegenteil. Fühlt sich einfach nicht richtig an.
Singlebörsen? Hab ich versucht. Entweder endet der Erstkontakt trotz wesentlich mehr als nur einem Dreizeiler mit dem Dreizeiler "Schick mir mal ein Foto. Ich würde gern sehen, mit wem ich da schreibe". Ironischerweise, muss man sagen, denn tatsächlich schrieben die Damen exakt NICHTS. Es kam einfach nur der stumpfe und wenig originell verpackte Optikcheck. Übrigens meist vollständig unabhängig davon, ob Fotos der Damen vorlagen oder nicht. Ich sortiere nach Profilen, nicht nach Nasen. Sollte ich vielleicht dazu sagen. Von den meisten kam allerdings gar nichts. Nicht einmal ein "Danke, kein Interesse". Ich frag mich, was das soll - ich verstehs wirklich nicht. Ich meine klar, im Endeffekt weiß keiner worans nun wirklich lag. Notfall in der Familie, kein Internet für ein paar Monate, längerer Urlaub, spontan alle Finger gebrochen oder aber doch nur oberflächlich aussortiert, weil kein einfach zu verdauender Dreizeiler wie von den meisten anderen Sexstalkern (bei OKC ist das wohl Standard) oder drei Millimeter zu schiefe Nase. Aber: Was macht das mit mir? Es schürt Unsicherheit und tatsächlich leisen Groll. Die Arroganz, mit der man eine einfache Antwort aus welchen Gründen auch immer verweigert, kan ich nicht verstehen. Ich bin ein sehr offener Mensch und schätze Kommunikation sehr. Dazu gehört auch, sich mit Menschen zu unterhalten, die man vielleicht im ersten Moment als uninteressant oder vielleicht nicht als sein Typ identifiziert. Das hat mit Manieren und Weltbild zu tun - nicht damit, ob ich mich in Gedanken bereits beim JA! sagen wähne, während der Kirchenchor Beethovens Neunte schmettert.
Aber ich schweife ab. Für alle, denen das zu lang ist (so sorry), hier die Kurzform:
Wo um Himmels Willen verstecken sich die Damen ab Ende 20 bis Ende 30, denen es im Ansatz genauso geht? Wo laufen wir uns über den Weg? Dieses FOrum richtet sich ja nun hauptsächlich an Damen - ich denke, die Frage ist hier also bestens aufgehoben.
Viele Grüße aus dem Norden
Olli