Wir sind jetzt seit 8 Jahren zusammen, seit einem halben Jahr verheiratet. Ich bin 48, sie 50, ich war vorher 20 Jahre verheiratet (seit der Schulzeit zusammen), seit ich 15 bin zwar praktisch immer in fester Beziehung, aber eben nur mit 2 Frauen. Meine erste Frau war ein eher rationaler, eher schweigsamer Typ, wir hatten uns in all den Jahren nie gestritten (sondern die Probleme totgeschweigt) - selbst die Scheidung ging ohne große Streitereien vonstatten.
Danach lernte ich meine jetzige Frau kennen, die völlig anders war und mich gleich voll "verzaubert" hat, spontan, schlagfertig, lebenslustig, emotional und kommunikativ. Ich bin eher ein "Kopfmensch", kann meine Gefühle ganz gut steuern, schlagfertig und kommunikativ bin ich auch.
Wir haben uns schnell ineinander verliebt, ich bin wenige Tage nach unserem Kennenlernen praktisch bei ihr eingezogen. Wir hatten die meiste Zeit eine glückliche Beziehung, anfangs dachten wir beide, bei uns ginge alles wie im Flug und haben gewitzelt, wir sind ja auch keine Teenager mehr und haben keine Zeit mehr zu verlieren :-) Eigentlich hätten wir schon nach einem Jahr heiraten können, wenn da nicht immer wieder fieser Streit entstanden wäre, der mich sehr belastet hat.
Den Streit hat immer sie vom Zaun gebrochen, entstand oft aus absoluten Nebensächlichkeiten, manchmal berechtigt, manchmal auch unberechtigt. Das Problem daran war, dass der Streit innerhalb von Minuten eskaliert, sie steigert sich in kürzester Zeit derart hinein, schüttet dabei das Kind oft mit dem Bade aus und stellt die Beziehung in Frage ".... dann kannst du ausziehen", während wir beide oft schon vergessen haben, worum es überhaupt ging.
Ich habe ihr auch gesagt, dass mich das sehr verletzt und verunsichert, ich möchte mich in der Beziehung und in Ihrer Wohnung wohlfühlen, aber ich finde, wenn jemand immer wieder (3-4x jährlich) in einem Streit um Nichts damit droht, die Beziehung zu beenden dann wartet man vielleicht doch besser mal ab und spart sich vielleicht die anschließenden Scheidungskosten.
Ich halte mich selbst für einen harmoniebedürftigen Menschen, auch wenn viele Leute sagen, ein guter Streit gehört halt auch zu einer Beziehung - könne diese sogar emotional fördern (sagt auch ein Mediator, den wir 2x aufgesucht haben). Ich finde, Meinungsverschiedenheiten und auch Kritik am Partner muss man ansprechen, das kann man auch zumindest sachlich versuchen, dann ist das für mich auch kein Streit. Der fängt für mich dann an, wenn man die Sachebene verläßt, sich pauschale Vorwürfe macht und sich nur noch Bosheiten an den Kopf wirft, die Beziehung in Frage stellt, tagelang nicht mehr miteinander spricht. Ich brauche sowas nicht und ich bezweifle, dass solcher Streit einer Beziehung auf Dauer gut tut - um es mal vorsichtig zu formulieren. Sie hingegen macht da keinen Unterschied, wenn ich sage, ich möchte solchen Streit nicht setzt Sie das gleich mit: "Dich interessiert meine Meinung nicht".
Nach unserer Hochzeit ging es leider rapide bergab, wir haben uns öfter gestritten und waren danach über längere Phasen nicht mehr emotional "connected". Dabei hat sich inzwischen ein Muster herausgestellt:
Macht sie mir Vorwürfe und ich stelle fest, dass sie zumindest tendenziell recht hat, gebe ich es zu, auch wenn ich die Art und Weise für überzogen halte. Halte ich mich jedoch für beinahe oder vollkommen "unschuldig", versuche ich mich zu rechtfertigen. Sie läßt jedoch keinerlei Argumente gelten, so simpel und offensichtlich sie auch manchmal sein mögen, sie sagt ich würde nur meine rhetorische Überlegenheit ausnutzen und sie jedesmal schwindelig quatschen, sie könne und wolle dem nicht folgen. Weil sie mir häufig jegliche Stellungnahme verweigert kommt es (für sie praktischerweise) auch gar nicht mehr drauf an, ob ich irgendetwas getan habe und so beginnt sie immer öfter auch Streit ohne überhaupt noch einen glaubhaften Vorwand zu suchen.
Anschließende Einigungen sind auch deshalb sehr schwierig, weil die Versuche einer Aufarbeitung oft daran scheitern, dass sie auch in aussichtsloser Position versucht sich alles so zurecht zu drehen, sie verdreht dabei Tatsachen, setzt irre Wertmaßstäbe an, nimmt Dinge für sich in Abspruch, die sie mir umgekehrt nie zugestehen würde usw. Sprich - sie tut alles, um am Ende nicht als "Verlierer" dazustehen.
Es ist auch für mich nicht hilfreich, einfach mal "Fünfe gerade sein zu lassen", weil sie mir manchmal ziemliche Gemeinheiten unterstellt, die ich niemals tun würde und sie mir schon aus harmlosen Vorfällen versucht anzudichten, was ich manchmal für ein ... ich sei. Abgesehen davon, meine Frau und meine Schwiegermutter sind sich in einigen Punkten sehr ähnlich und mein Schwiegervater wird gewohnheitsmäßig unabhängig eines Verschuldens von seiner Frau regelmäßig - auch vor anderen Menschen - runtergeputzt oder lächerlich gemacht. Ich habe zigmal gesagt, dass das für mich kein Option ist (und meine Frau will eigentlich auch keinen Waschlappen).
Wenn Sie schon nicht darauf verzichten kann, hin und wieder zu streiten, dann erwarte ich eigentlich, dass sie sich erst einmal hinreichend bemüht sicherzustellen, dass ich auch tatsächlich etwas verbrochen hat. Also zum Beispiel, wenn Sie eine Handlungsweise von mir nicht versteht erst mal fragt, bevor sie mir unterstellt, ich würde in böser Absicht handeln. Sie sagt, sie sei halt emotional und das müsse raus, wenn sie sich so "rational" verhalten müsste, dann würde sie nicht mehr sie selbst sein und das könne ich nicht von ihr verlangen. Und ich will ja auch, dass sie sagt, was sie fühlt und wäre auch bereit, mich notfalls zur Wehr zu setzen.
Aber genau das funktioniert nicht. Da Sie extrem schnell dabei ist, die Stimmung zu zerstören und unfreundliche Dinge zu sagen, kommt jede Gegenwehr meinerseits schon zu spät. Selbst wenn ihre Erkenntnis, mir Unrecht getan zu haben schnell kommt, sie findet einfach keinen Weg mehr zurück. Es gibt kein Zurückrudern, kein Aufhören, erst recht kein Entschuldigen - nur immer weiter Attacke, wie ein Hund, der sich festgebissen hat.
Sie hat da irgendein tieferliegendes Problem, das räumt sie sogar ein. Sie weigert sich, "Danke" und "Bitte" zu sagen (ausser es rutscht ihr mal raus), sie hat als Kind sogar ihre Konfirmation geschmissen, weil man sie (und alle anderen) aus ihrer Sicht "zwang", einen Text vorzulesen. Selbst wenn sie mir wirklich üble Worte an den Kopf geworfen hat und sie hinterher eingesehen hat, dass sie keinerlei Grund dafür hatte kommt ihr partout kein "Tut mir leid" über die Lippen.
Sie sagte einmal (nachdem wir uns vertragen haben) ihr wäre schon nach einer Minute klar gewesen, dass bei ihr die "Sicherungen durchgeknallt" sind, dennoch haben wir uns 2 Tage gezofft bzw. angeschwiegen. Sie sagt, sie wäre nie im Leben bereit, vor mir zu kriechen, nur damit mir "einer abginge". Dabei geht es mir keinesfalls darum, sie in irgendeiner Art zu erniedrigen (das fände ich widerlich).
Vermutlich sieht sie in jedem Zurückrudern, jeder Floskel wie "tut mir leid" usw. eine eigene Erniedrigung, möglicherweise ein Macht- oder Respektverlust in der Beziehung. Dabei hatten wir uns anfangs gesagt, dass wir auf solche "Spielchen" verzichten wollen und unsere Beziehung genießen wollen. Oder sie fühlt auf sich einen Zwang ausgeübt, etwas tun zu müssen, was ihr in ihrem Innersten widerstrebt. Dann beschädigt sie lieber unsere Beziehung, verdirbt uns das Wochenende oder schöne Urlaubstage, bekommt sogar Magenschmerzen. Natürlich ist das dann auch wieder alles meine Schuld, es wäre fast lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Nachdem es gestern erneut zum schlimmsten und folgenreichsten Streit überhaupt kam habe ich ihr gesagt, dass es so nicht weiter geht und ich auf einer Lösung des Problems bestehe. Denn sonst hat unsere Beziehung in meinen Augen einfach keine Zukunft. Ich habe ihr angeboten, gemeinsam daran zu "arbeiten", das lehnt sie aber kategorisch ab. Ich weiss sonst auch keine andere Lösung als von ihr zu verlangen, sich fachliche Hilfe zu holen. Sie schließt das zwar nicht kategorisch aus, hat daran aber schwer zu knabbern und ich glaube nicht, dass sie es letztendlich macht. Denn auch da übe ich ja wieder einen Zwang auf sie aus, der ihr gerade Probleme macht, das ist mir natürlich bewußt. Freiwillig ist da aber auch nichts passiert. Deshalb weiß ich inzwischen keine Lösung mehr.
Ich finde, es ist das normalste (und einfachste) auf der Welt sich zu entschuldigen, wenn man seinem Partner böse Dinge gesagt hat. Zumal ich ihr versprochen habe, dass für mich die Sache damit sofort erledigt und verziehen wäre. Wir haben sogar mal ein Codewort vereinbart, wenn sie sich vergallopiert hat, mit dem sie sofort aus der SItuation herauskäme, wenn sie es wollte. Sie hat es nie gesagt. Ich persönlich sehe die Fähigkeit, seine eigenen Fehler selbstkritisch einzusehen auch nicht als Schwäche sondern als Stärke und sie würde damit bei mir definitiv Anerkennung gewinnen und nicht verlieren.
Wie seht ihr das, wenn man den Partner verletzt hat und das irgendwann einsieht - gibt es irgendeine Alternative zu einer Entschuldigung? Auch wenn man es nicht so nennt, kann man darauf komplett verzichten klar zu sagen, dass man das Gesagte zurücknehmen möchte? Habt ihr eine Idee, wie man ihr Brücken bauen könnte, die sie gesichtswahrend gehen könnte?