oxana_12918730Die Werbung....
wird nunmal gemacht von einem kleinen Kreis von Leuten, von denen ich aus DüDo einige kenne.
Machen wir uns nichts vor: die Umfragen, Verkaufszahlen sind nicht unbedingt ein Spiegel der Gesellschaft, da eine Umfrage/Untersuchung intrinsisch mit dem Willen nach einem bestimmten Ausgang, einer bestimmten Aussage durch den Untersuchenden verknüpft ist. Wenn es auch ein gewagter Vergleich ist, aber die Unschärferelation von Heisenberg zieht auch da, wenn auch psychologisch.
Auch bei gut ausgelegten Untersuchungen ist immer mit einem nicht unerheblichen "Fehler", einer Auslegung der Ergebnisse zu rechnen.
Von daher muss ich Dir ein widersprechen, dass jede Gesellschaft die Werbung oder das Fernsehen bekommt, dass sie verdient hat.
Man beachte mal die Zuschauerzahlen von Ntv, die nach Anlauf der Dokumentationen rapide gestiegen ist. Es gibt wohl doch den Wunsch nach einer anderen Art der Unterhaltung. (bitte unterstellt mir jetzt nicht, ich würde mich dafür einsetzen)
Ich glaube eben, dass die Werbebranche wohl eher noch ein altes "Denken" bedient. Was einmal gut lief (und das in Anführungsstrichen) läuft auch weiter gut, um den "Pitch" zu kriegen, den Kunden (die Firma, den Konzern) zu überzeugen.
Also eine Art Festhalten an einer schon überlebten Strategie. Den Zenith haben wir wohl leider noch nicht erreicht. Es wird wohl noch eine ganze Zeit dauern, bis die Kreativen merken, wie platt das alles nur noch ist.
Interessant Dein Vergleich mit den 68er und dem Trend vieler junger Leute zur Familie (verweise da mal auf die USA wo ja der Trend der "Jungfräulichkeit" vor der Ehe in machen Schichten zelebriert wird).
Ich glaube uns allen wohnt der Wunsch nach Geborgenheit und Familie inne. Das ist nicht neu, war es auch nie.
Die 68er haben einen guten Grund zur Revolte gehabt. Festgefahrene erzkonservative Strukturen mussten aufgeknackt werden (unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren usw.).
Aber freie Liebe hat auch damals nur in der Phantasie vieler existiert. Langerhans und Uschi O. haben es medienwirksam vorgelebt, der Rest hatte mit den eigenen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Frag mal die Leute aus der Generation zum Thema "freie Liebe". Da wird nur ganz selten was kommen, ausser einem verklärten Lächeln.
Und weil viele Menschen dieser Generation nur in der Phantasie wirkliche Revoluzzer waren, können sie die heutige Generation als vermeintlich "spießig" titulieren. Auch das Buch von Houellebecq, dass ja genau in diese Kerbe haut, war wohl deswegen so ein Brenner, weil endlich alle die damals nur daneben standen mal richtig eintauchen konnten.
Kritisch sehe ich in dem Zusammenhang schon auch die Rolle der Journalisten:
Es muss verkauft werden. Und wie schnell ist die Mutter aller Verkaufsschlager, der Sexus bei der Hand. Ist es nicht ein Zeichen, dass die Journalisten schon Probleme haben neue Themen zu finden? Neue Tabus zu brechen, wo schon vieles bis zum Erbrechen abgehandelt wurde?
Es muss verkauft werden, sonst bleibt der Gehaltscheque aus. Kann ich gut verstehen. Aber jeder Versuch die Story vom letzten mal zu toppen führt doch eigentlich nur zu irgendwelchen Abgründen, geht da nicht vieles an den wahren Interessen der Leser vorbei?
Wenn die letzte 5-Punkte-Diät, das letzte Geheimnis zum rektal-vaginalen Orgasmus, die letzte 100% nebenwirkungsfreie Anleitung zum Seitensprung gelesen ist, werden wir erkennen müssen, dass man ein erfülltes Leben nicht kaufen kann.
Dein Bild der Keuschheit, der verhüllten Körper ist der Gegenpol zu dem was jetzt läuft. Aber darum geht es mir nicht.
Ich denke nur an die Folgen dieses Trends. Denke an Teenager, Kinder die so aufwachsen und frage mich, ob es für sie noch den Zauber geben wird (ist echt nur eine Frage???!!!). Ob wir nicht den Kindern die Unschuld rauben, die nur so kurz ist. Das Leben ist hart genug. Aber muss denn ein Kind schon kaum das es in die Grundschule geht mit all dem Zeug konfrontiert werden?
Es gab schon härtere Zeiten in denen Kinder aufgewachsen sind und aufwachsen. Wo Kinder mit 5 schon die Familie mit ernähren müssen. Aber Grund dafür war und ist immer ein noch größeres Leid, ein Krieg etc.
Wir aber in der 1. Welt machen unsere Kinder willentlich zu kleinen Erwachsenen, obwohl sie gar nicht soweit sein können?
Das ging übrigens mit der Rennaissance los, wo man das erste mal kleine Kinder in Erwachsenenpose auf Bildern abbildete.
Aber nun schweife ich komplett ab (ja das gute Tegernsee HELL ).
Ich bin dafür, dass in deutschen Schlafzimmern gerammelt wird, soviel und sooft wie die Leute wollen. Meinetwegen bis der Arzt mit neuer Gleitcreme kommt.
Aber ich denke wir nehmen uns eine ganze Menge selber, wenn wir uns die schönste Nebensache der Welt jeden Tag unter dem Elektronenmikroskop ansehen.
Und unsere Körper zu Baustellen machen, die man mal eben neugestaltet.
So, jetzt hab ich mich total verheddert in meinen Gedanken!
Es grüsst,
der Avalanche!