Hallo liebes Forum,
ich lese schon seit einer Weile still mit und dachte, dass jetzt der Punkt gekommen ist, an dem ich mich hier auch mal registriere.
Es geht darum, dass mein Freund (38) und ich (29) seit knapp 3 Jahren zusammen sind und in dieser Zeit hat er sich mehr und mehr ins Negative verändert - und ich weiß langsam nicht mehr, wie ich damit noch umgehen soll.
Als wir uns kennengelernt haben, war er noch ein recht fröhlicher Mensch, mit dem man auch mal einen Witz machen und lachen konnte, das kann er heute alles nicht mehr. Seine Lebensgeschichte ist nicht die schönste; Vater ist früh abgehauen, in der Schule Probleme gehabt, dann mehrere Studiengänge angefangen, abgebrochen, dann hat er irgendwann Stress bekommen und ist dann bei einem Studiengang hängengeblieben, der ihm eigentlich nicht gefällt, ihn dann aber wegen Zeitdruck dennoch durchgezogen hat. Seit ein paar Jahren arbeitet er jetzt in einem Job, den er hasst und seit ein paar Jahren hat er auch mit seiner Schwester gebrochen, deren neuen Freund er nicht leiden und ihn beinahe sogar mal krankenhausreif geschlagen hat (da haben mein Freund und ich uns noch nicht gekannt).
Hinzu kommen einige körperliche/gesundheitliche Sachen, die ihm schwer zu schaffen machen. Er hat früher immer viel Sport gemacht, das war so das Einzige, woran er immer richtig Freude hatte. Nach 3 richtig blöden Leistenbrüchen kann er das jetzt nahezu vergessen, was mir auch sehr leid tut für ihn.
Versteht mich bitte nicht falsch, verurteilt mich nicht. Ich bin ein wirklich empathischer Mensch, ich hab Verständnis dafür, dass in seinem Leben nicht immer alles glatt gelaufen ist und dass das enorm prägt und die Laune drückt. Aber innerhalb dieser 3 Jahre unserer Beziehung hat irgendwie so ein schleichender Prozess stattgefunden, der mir seit ein paar Wochen mehr und mehr auffällt. Er jammert unendlich viel rum und es geht mir langsam irrsinnig auf die Nerven. Er beschwert sich über seine dummen und unfähigen Kollegen, die "hässlichen Leute" im Büro; seine Schwester sei auch nur eine "dumme Fo..e", weil sie ja gar nicht erkennt, was für ein Ar...loch ihr Freund eigentlich ist. Dann hat er ständig irgendwas: Kopfschmerzen, Schnupfen, "ich glaub, ich werd krank...", seine Leiste tut ihm wieder weh, dann muss ich "Ohh, so schlimm?" sagen und ein mitleidiges Gesicht ziehen, was mir in letzter Zeit immer schwerer fällt, weil ich es einfach nicht mehr hören kann.
Vor ein paar Tagen hatten wir dann beinahe einen riesen Streit, weil er wieder mal darüber gejammert hat, wie schei..e sein Leben bisher doch war, wie viel er schon hat ertragen/erdulden müssen und jetzt kann er nicht einmal mehr richtig Sport machen wegen dieser Leiste, die ja im Übrigen schon wieder sooo weh tut und wo wir schon darüber reden, Kopfschmerzen kriegt er auch grad.... Ich konnte einfach nicht mehr anders und hab dann etwas unwirsch gesagt: "Herrgott, dann nimm ne Tablette und lass es jetzt gut sein!" - Damit hab ich das Tor zur Hölle aufgestoßen, denn in einem riesenlangen Monolog musste ich mir dann anhören, wie empathielos ich sei, wie verständnislos, wie unmenschlich überhaupt, dass ich es wage, seine Schmerzen anzuzweifeln...
Dennoch habe ich die Gelegenheit genutzt und ihm erklärt, dass ich mich mit diesem Gejammer langsam nicht mehr wohlfühle und nicht mehr weiß, wie ich damit noch umgehen soll. Wenn er seinen Job so schei..e findet, wieso wagt er nicht den Sprung und macht doch noch eine Umschulung? Wenn er solche Leistenprobleme hat, gibt es da nicht vielleicht einen anderen Sport, den er alternativ machen könnte?
Der Punkt ist: Ich versuche, lösungsorientiert zu denken. Er jedoch unterbricht mich immer nur und sagt "Nein, das geht nicht, weil ... " - zu allem fällt ihm etwas ein, weshalb xy nicht geht.
Das Ganze ist mittlerweile so weit, dass mir die Lust auf Sex eigentlich schon vor Wochen vergangen ist, ich es aktuell aber trotzdem noch mitmache, weil ich ihn irgendwie nicht noch weiter kränken will.
Aber das geht so irgendwie nicht weiter... Er sagt zwar, dass er kein Mitleid will, von niemandem - aber er tut auch nichts, um mit dem Gejammer mal aufzuhören. Und wie gesagt: Ich weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll..
Wenn ich sagen würde: "Komm, wir sehen uns im Freiluftkino einen lustigen Film an!", würde auch nur kommen: "Na so toll ist das da gar nicht, denk mal an die Mücken da und der Film ist sicher auch eigentlich Schrott, dafür geb ich kein Geld aus..." - er redet immer alles nur schlecht...
Entschuldigt bitte den superlangen Text, aber das musste jetzt einfach mal raus! Vielleicht wisst ihr ja, was man da machen kann oder was ich noch tun kann...