Guten Morgen, Mädels!
In der Hoffnung, einmal andere Urteile zu erhalten als die meiner besten Freundinnen (sie mögen meinen Freund prinzipiell nicht), wende ich mich an euch. Das Problem besteht, um ehrlich zu sein, auch nicht erst seit gestern, weshalb ich eine Diskussion eröffne, sonst hätte ich's ganz dezent für mich behalten.
Situation ist folgende: Ich (19 J.) stehe anderthalb Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Mein Freund, 18, ist enttäuscht gewesen, dass ich ihn der Möglichkeit beraubt habe, seiner Mutter und der Schwester zu beichten, dass er Vater wird. Wir sind seit ca. 3 Jahren zusammen und seit 4 Jahren schreibt er leidenschaftlich mit einem anderen Mädel. Die Vorstellung an genau dieses versaut mir meine letzten Tage der Schwangerschaft.
Am Anfang unserer Beziehung scheuerte er mir den Satz entgegen, er überlege sich, ob er sich nicht eine Jungfrau suchen solle und auch, wenn ich damals noch nichts Genaues über die andere wusste, war mir sofort klar, wen er damit meint. Nach zwei Jahren, in denen ich mich immer gerne über das Geschreibsel aufgeregt habe, wurde es mir zu viel, als ich ihm auf Klassenfahrt drei schmachtende Zeilen geschrieben habe und er nur schrieb, ich sei ein Internet-Suchti. Kein Wort des 'ich vermisse dich auch' oder sonst irgendetwas. Innerhalb der nächsten zwei Tage hatte ich das Gefühl, ich hätte eingesehen, dass er nichts für mich ist, wenn er das Schreiben nicht unterlässt, obwohl ihm völlig klar war, dass mich das verletzt (er hätte jeder anderen was schreiben können, aber er war offensichtlich früher mal ernsthaft interessiert- ist er es noch??), und habe mich in eine Vierwochen-Liason mit einem anderen gestürzt, der mir gezeigt hat, wie man ein(e) Mädchen (Frau) behandelt, wenn MANN verliebt ist. Das hat mir gutgetan, aber ich habe mich so nach meinem Freund gesehnt, weil eine Beziehung ja nicht einfach mal so nach ein paar Tagen 'verarbeitet' ist, dass ich den 'Neuen' sausen ließ und es zu einer Reunion mit dem Ex kam. Das tut mir alles sehr leid, das tat es schon damals, aber ich hatte einfach keine Lust, beide zu verarschen, und habe dann eine Entscheidung treffen müssen.
Mein Freund hat das nie verarbeitet. Drei Monate nach den Vorfällen schrieb er seiner Chatfreundin, ich sei die größte ... die er je gesehen habe", eine ... die's immer provoziere", "lächerlich" und so weiter. Aber hat mir wohlgemerkt die ganze Zeit über versichert, er sei froh, dass er mich habe. Das in seinem Verlauf zu lesen (ich sah mich dazu gezwungen, weil er das Fenster mit ihrem Gespräch immer schnell weggeklickt hat, obwohl ich nicht mal was derartig Dreistes vermutet habe)- vor allen Dingen, dass er sich mit ihr getroffen hat, hat mir den Schock meines Lebens verpasst. Damals konnte ich nicht ahnen, dass ich die Befruchtung gerade drei Tage zurücklag. Da es ihm psychisch noch nie besonders gut ging und ich mitten im Abitur war und keinen Stress wollte, habe ich ihm nach drei Tagen der wüsten Beschimpfungen und der STÄNDIGEN Kontrolle seines Facebook-Accounts noch eine Chance gegeben.
Dass beide darauf beharrten, ihre Nachrichten seien zu 90% ironisch, hat mich nicht gekratzt, denn bei Worten wie 'Schlampe' oder 'peinlich' hört bei mir alle Lustigkeit auf. Es sei bei den Treffen nichts gelaufen, behaupten sie bis heute. Das mag ja sein. Aber ihr seine Jacke anzubieten und 'ich will mich unbedingt mal mit dir treffen'- sich so anzubiedern, finde ich echt widerwärtig. Möglicherweise hätte ich die Treffen erlaubt, hätte er mich im Vorfeld darüber aufgeklärt, denn damals wusste ich ja nicht, dass er mich so schlecht macht bei ihr, aber auf diese Weise zu erfahren, dass es hinter meinem Rücken ständig zu Verabredungen kam, ist hart. Es tut weh, in drei Jahren Verlauf nicht ein nettes Wort zu lesen.
Er stand zu mir, als wir den positiven Schwangerschaftstest in den Hälten hielten und umarmte mich, wenn auch ein bisschen zaghaft. Ich machte mein Abitur, was mit der Übelkeit und Mangel an Platz und Ruhe zuhause erst unmöglich schien und ging auf Wohnungs- und Studienplatzsuche. Die letzten vier Monate, abgesehen von ungefähr zwei Wochen, verbrachte er bei mir. Ich kochte für ihn (was allmählich schwierig wurde wegen des Bauchs und der anderen körperlichen Beschwerden), ging mit dem Fahrrad einkaufen (bis vor vier Tagen), zog ihn an (er leidet unter Zwangsneurosen und kann während meiner Abwesenheit nicht einmal etwas trinken), war ständig mit allem überfordert, aber bemühte mich trotzdem, ihm ein bisschen Geborgenheit zu geben, da seine Eltern das seiner Überzeugung nach nie getan haben, immer mit auf seinem iPad via Facebook mit dabei: seine Liebste 2.0. Ich wusste es, aber ich hatte nicht den Eindruck, eingreifen zu müssen, jetzt denke ich mir: "Bist du eigentlich bescheuert, dir SOWAS SCHON WIEDER und diesmal UNTER SOLCHEN BEDINGUNGEN gefallen zu lassen?!".
Nun, wie am Anfang geschrieben, war ich der Part in der Beziehung, der seiner Mutter, Schwester und meiner Familie beibrachte, dass es Zuwachs geben wird. Er hat es seinen paar Freunden erzählt. Seine Chatfreundin weiß genau Bescheid über das Verhältnis zu seinen Eltern, welche Bestellung er im Internet die letzten Tage abgewickelt hat, was ich frühstücke...also über so ziemlich alles. ALLES? Nein. Er hat es bis jetzt nicht auf die Reihe bekommen, ihr von dem baldigen, irgendwie verstörenden aber bestimmt freudigen Ereignis der Geburt zu erzählen. Das wolle er in einem face-to-face-Gespräch kundtun. Er hat geäußert, ich würde dann sofort Schluss machen, und dann frage er sich, was dann sei. Gestern habe ich die neuesten Nachrichten durchgestöbert und lesen dürfen, wie er ihr wieder jeden Mist unterbreitet hat, aber wieder kein Wort zum Kind, wieder sind mir die Sicherungen durchgebrannt.
Ich habe zurzeit genügend Probleme...Möbelantrag stellen, Wohnung tapezieren (danke, Papa), Krankenhaustasche packen, deswegen habe ich ihn wieder mal vor die Tür gesetzt. Es ist so schwierig für mich, weil ich an diesem Menschen mehr hänge als an allen anderen auf dieser Welt.
Ich hätte das auch in das U20- oder Schwangerschafts-Forum posten können, allerdings erscheint mir 'Psychologie' passender. Würdet ihr seine Verhaltensweise damit entschuldigen, dass er mit 18 Jahren möglicherweise noch ein wenig unreif ist, oder seid ihr der Meinung, dass sich sowas - vor allen Dingen während der Schwangerschaft - überhaupt nicht rechtfertigen lässt und ich viel zu nachlässig mit ihm bin?
Würd' mich freuen, wenn ihr eure Meinung kundtätet!
Liebe Grüße.