Ich überlege mal wieder, mich zu trennen.
Mein Mann und ich sind erst seit sieben Jahren zusammen. Ich bin hochschwanger, bereits mit unserem vierten Kind. Ein Überraschungskind, aber doch ein Wunschkind.
Es geht uns finanziell gut, er hat einen soliden Job, wir zahlen unsere Hausdarlehensraten pünktlich, er ist nett, er steht nachts auf, wenn ein Kind schreit... Er ist wirklich ok - als Vater, Versorger. Als Teammitglied. Aber nicht mehr als Partner.
Er vertraut sich mir nicht an, er ist sehr verschlossen. Er ist fürsorglich - aber er lügt mich andauernd an.
Er frisst heimlich Süßigkeiten in sich rein und nimmt immer weiter zu. Einmal hat er während des Einkaufens einen Termin vorgegaukelt, um sich heimlich in einem benachbarten Supermarkt Süßes zu holen. Er wiegt 50 kg mehr als bei unsrer Hochzeit. Es stößt mich ab, er weiß das. Seit Jahren.
Immer wieder die gleiche Diskussion, das selbe Problem. Als ich ihn kennenlernte, trainierte er gerade auf einen Marathon und hatte frisch 30 kg abgenommen. So fett wie davor wollte er nie wieder sein sagte er damals. Ich sagte ihm ganz ehrlich, dass das für mich auch keine Option wäre mit einem Mann über 100 kg zusammen zu sein.
Heute wiegt er cm 130 kg und hat zugegeben, dass ihn das alles überfordert. Job, die Kinder, Geduld mit den Kindern haben zu müssen, das Haus, die Reparaturen, sich Dinge zu merken, die erledigt werden müssen... Blabla... Ich soll ihm Listen schreiben zum Abarbeiten. Ich kotze.
Ich will keine Liste schreiben, ich will, dass er mir zuhört, was getan werden muss und es selbstständig erledigt, ich will ihn nicht als Hausmeister. Aber er schiebt Dinge ständig auf.
Das ist alles keine Partnerschaft mehr. Und wie gesagt - schon als er noch studiert hat, schon als Kind war er immer stark übergewichtig - ich hatte ihn nur zu einem schlanken Zeitpunkt kennengelernt.
Er hat mir oft versprochen, abzunehmen, seine Fresssucht in den Griff zu bekommen - und dann macht er viel Sport, isst gesund, nimmt ein paar Kilo ab... Um sich dann wieder gehen zu lassen. Das gibt er dann aber nicht zu, er vertraut sich mir nicht an, er redet nicht drüber, er wird nur wieder fetter und fetter und dann kommt es mal wieder zu einem großen Streit, er belügt mich, leugnet alles, um es dann doch zuzugeben. Ich bin es so leid.
Wir waren beide mal schlank - ich bin es immer noch, trotz des vierten Kindes. Ich lasse mich nicht gehen.
Ich habe alles aufgegeben, ich habe ein abgeschlossenes BWL Studium und bin zuhause geblieben.
Er ist soviel weg und ich sitze hier und hüte die Kleinkinder, gehe geistig zu Grunde. Ich habe nur noch die Literatur, die mich tröstet, kein Kino, kein Theater, keine Freunde.
Es war ok so. Für ihn und die Kinder.
Es war auch meine Lebensvorstellung, zumindest solang sie klein sind... Aber jetzt - er ist fett, unästhetisch, er lügt mich an, ist undiszipliniert, ich kann ihm nicht mehr vertrauen.
Ich habe ihm schon so viele Chancen gegeben, alle paar Wochen auf's Neue.
Ich weiß nicht, ob ich es alles aufgeben soll, ob es mir dann besser geht oder ob es noch schwerer wird. Ich habe es so satt, diesen fetten, verlogenen Mann, die quengelnden, lauten Kinder, den Dreck, den am Ende immer ich allein wegputze. Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich gehen soll, ob ich es nicht bereuen werde... und wenn ja wohin und was dann wird und ob ich die Kinder mitnehme oder bei ihm lasse.
Heute wollte ich packen, aber übermorgen hat meine Große ihre Party zum 6. Geburtstag, ich will ihr das nicht kaputtmachen.
Ich zweifle so sehr an allem, es bricht mir das Herz und in ein paar Tagen entbinde ich unser viertes Kind.
Ich bin verzweifelt.