Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weil ich gerade dabei bin mein Leben gegen die Wand zu fahren. Eigentlich tu ich das schon länger häppchenweise..
Meinen Freund habe ich mit 18 kennengelernt. Er war 22. Heute sind wir 27 und 31 und immer noch zusammen. Ich hatte ihn damals beim Ferienjob gesehen und online aus Neugierde angeschrieben. Wir kamen dann zusammen und ich hatte das Gefühl den Menschen gefunden zu haben, nach dem ich mich schon sehr lange sehnte, weil er einfach immer für mich da war. Er hatte und hat einfach eine besondere Persönlichkeit. Ich kann immer noch sehr gut mit ihm lachen. Wir haben den gleichen Humor in vielen Dingen. Er hat mir Gelassenheit und Zuversicht beigebracht. Wir haben in vielen Dingen die gleiche Einstellung. Er hat seinen Bachelor gemacht, seinen Master und wird von den Kollegen sehr geschätzt. Ich habe schon am Abi gezweifelt, aber er hat mich immer bestärkt. Nach dem Abi wollte ich unbedingt mit ihm zusammen ziehen, aber wir hatten noch kein Geld und ich hatte nach langem Überlegen ein duales Studium angefangen. Damit war ich kreuzunglücklich und habe es schließlich abgebrochen und eine Ausbildung begonnen. Er war in dieser Zeit immer für mich da. Wir sind noch während meiner Ausbildung in eine tolle Wohnung gezogen. Ich hatte während meiner gesamten Ausbildung Zweifel ob ich das richtige lerne. Ich hatte zwar öfter Spaß an der Arbeit, aber andere Dinge hätten mich auch interessiert und ich war nie so gut, wie ich vielleicht hätte sein sollen. Wir haben schon währen der Ausbildung über das Heiraten gesprochen. Einerseits fand ich den Gedanken, dass er mich heiraten will wunderschön, andererseits hat mich diese endgültige Entscheidung beängstigt. Ich bin auch immer noch von dem Gedanken überfordert, wie dieser perfekte Tag aussehen soll, an dem man eigentlich auch seine Familie um sich hat. Mit meiner Familie habe ich kaum Kontakt. Familienfeiern etc. gab es bei uns nie. Bei seiner Familie ist es genau umgekehrt. Meine Mutter starb als ich 12 war und mit meinem Vater lief es danach immer schlechter. Mit einem Teil der Großeltern habe ich gar keinen Kontakt mehr. Familie wäre auf meiner Hochzeit also eigentlich nur formell anwesend. Jedenfalls haben wir das Thema Hochzeit erst mal verschoben. Nach meiner Ausbildung habe ich einen Arbeitsplatz in der Nähe unserer Wohnung gefunden. Die Arbeit ist nicht sehr anspruchsvoll und ich habe keine Aufstiegschancen, aber ich verstehe mich mit den Kollegen, die Arbeitszeiten sind gut, das aber Gehalt nicht sehr hoch. Manchmal ist es mir peinlich zu erzählen was ich arbeite, weil unsere (zum größten Teil die Freunde meines Freundes) so viel verdienen und mindestens einen Bachelor haben. Ich hatte mich in den letzten 4 Jahren ein mal bei einer anderen firma beworben. Sie hätten mich genommen, aber bei einem Probetag fühlte ich mich in diesem Büro so einsam, dass ich absagte. Am ersten Tag als ich mich bei meiner Arbeit vorstellte, lernte ich einen Kollegen kennen der mir schon beim Händeschütteln gefiel. Ich war mir sicher, dass er sich nicht für mich interessierte und schmachtete ihn 2 Jahre lang aus der "Ferne" (3m Büroabstand) an. Während der ganzen Beziehung mit meinem Freund stellte sich bei mir nie das Gefühl ab, dass andere Menschen (Männer und Frauen) auch interessant sind. Ich finde es ok, wenn mein Freund sich auch mal nach einer anderen umsieht, aber bei mir war es einfach immer schon irgendwie zu stark. Ich hab heftig geflirtet wenn ich getrunken hatte und auch mit diesem Kollegen. Wir waren an einem Abend alleine und hatten beide getrunken und ich lies es darauf ankommen. Er hat eine Freundin und ein Kind mit ihr und meint er sei kein Typ für´s Treusein, aber er würde sie nie verlassen, schon allein wegen des Kindes. Für ihn ist es total locker und wenn er bock auf Fummeln hat, lässt er es mich wissen. Wir haben bisher geknutscht und gefummeln und ich habe ihm einen geblasen. (gekommen ist er nicht). Sex hatten wir keinen. Ich habe ein paar Wochen erfolglos versucht Abstand zu halten, aber wenn wir uns nur hallo und tschüss sagen verletzt es mich irgendwie und ich will ständig seine Nähe. Irgendwas hat er an sich bei dem ich schwach werde. Ich hab keine Schmetterlinge, aber es zieht mich irgendwie zu ihm. Meine Vernunft sagt es macht einfach keinen Sinn und ist für alle die wir da mit rein ziehen einfach nur unfair, bescheuert, verletzend... Er hat diese Art ich anzufassen, bei dir ich fast zu allem ja sagen würde. Mein Freund ist kein leidenschaftlicher Typ, ich schon. Wir haben das Thema schon diskutiert, aber es ist einfach so. Unser Sex ist ok. Er fragt kaum danach, aber er meint es sei ihm auch nicht wichtig. Wenn ich danach frage, merke ich kurz nachdem wir angefangen haben, wie meine Lust schwindet und ich an meinen Kollegen oder irgendwas das mich anmacht denken muss, um bei der Stange bleiben zu können. Ich dachte lange, dass eben nicht jede Beziehung perfekt ist und bei uns ist es eben der Sex, aber das Sex ja mit der Zeit auch immer unbedeutender wird. Wir sind immer noch sehr rücksichtsvoll, liebevoll und humorvoll zusammen, aber ich habe nicht mal Lust ihm einen zu blasen. Er ist nicht so gut bestückt wie mein Kollege und ich hasse mich selbst dafür, dass ich überhaupt darüber nachdenke. Momentan wird immer mehr geheiratet und Kinder sind bei einigen Bekannten ein Thema. Ich könnte mir keinen besseren Vater als ihn vorstellen. Wir würden beide ein Haus mit Garten und Kinder wollen. Gleichzeit will ich aber wissen wer ich alleine bin, was ich mache wenn ich komplett alleine entscheide, alleine zu Recht kommen ohne seine Hilfe, andere Männer küssen (obwohl ich wahrscheinlich nur verletzt werde) und ohne schlechtes Gewissen und total egoistisch handeln. Für meinen Freund kommt eine Auszeit nicht in Frage. Entweder Trennung oder wir bleiben zusammen. Wenn ich mich von meinen Freund trenne, würde ich aus der Wohnung ausziehen und eigentlich wäre es sinnvoll auch einen anderen Job zu suchen, um endlich den Kollegen nicht mehr zu sehen. Ich würde die drei Dinge die ich mir selber aufgebaut habe und die mir Halt geben wegwerfen und ich hätte nichts mehr. Ich hätte nichts was mir wichtig wäre, aber mit meinem Freund zusammen zu bleiben hat auch irgendwie etwas egoistisches, wenn ich ihn weiter so beschissen behandle (was andere Männer angeht).
Wenn wir ein leidenschaftliches Sexleben hätten und mich andere Männer nicht interessieren würden, wäre unser Leben so gut wie perfekt und wir könnten eine Familie gründen. Nicht, dass ich mich bereit fühle eine gute Mutter zu sein, aber die Vorstellung wäre schön. Aber stattdessen schmeiße ich alles hin, mache alles kaputt und versage total.... Ich versteh es nicht! Was läuft falsch mit mir?!