Hey erstmal,
das Folgende schreibe ich ohne große Erwartungen, weil ich die Antwort letztlich selber finden muss. Aber es zerreißt mich schlicht und einfach, wenn ich nicht darüber spreche; einen Freund oder eine Freundin, der bzw. dem ich mich anvertrauen könnte, habe ich leider nicht, und allein das macht mich fertig.
Ich selber bin um die 20, und habe vor ca. einem halben Jahr eine junge Frau übers Tanzen kennengelernt. Verliebt war ich bis zu dem Zeitpunkt noch nie wirklich gewesen; zwei Jahre zuvor "ein wenig", aber dass war wohl eher ein wenig Schwärmerei, weil das meiste über Blickkontakt, einige Gespräche und keinen Körperkontakt lief. Dennoch habe ich während dieser ersten Phase schon deutlich gespürt, wie schmerzhaft das sein kann. Es hat mich gute 1,5 Jahre gekostet, darüber hinwegzukommen.
Als ich nun dieser jungen Frau - ich nenne sie mal Jenny - begegnet bin, hat mir mein Bauchgefühl gesagt, dass ich lieber emotionalen Abstand halten sollte. Mein inneres Gespür für sowas ist bisher immer sehr zuverlässig gewesen - in allen Lebenssituation, die ich bisher erlebt habe. Die Dinge, die mir aufgestoßen sind bei meinem ersten Treffen mit Jenny, waren ihr Hang zu Menschen, die durchschnittlich 10-15 Jahre älter sind als sie; Sie umgab sich abgesehen von einer Freundin quasi mit keinen Gleichaltrigen. Ihre erste Liebe war deutlich älter, verheiratet, mit Kind.
Die ersten Wochen verging nicht ein Tag, an dem Sie mir nicht mindestens einmal erzählte, dass irgendwer, irgendwo sie für schön, heiß oder sonstwie genannt hatte.
Und als Drittes, ihr doch deutlich spürbarer Wunsch nach Aufmerksamtkeit: Das Tanzen ist für sie viel eher eine Show für andere, um auf sich aufmerksam zu machen.
Mir war und ist immer das Tanzen selber am wichtigsten gewesen, auf den anderen einzugehen, das Miteinander mit dem anderen ... ja, zu genießen.
Um wieder zum Bauchgefühl zurückzukommen: Ich habe schließlich eine emotionale Sperre errichtet - vermutlich auch ein wenig aus Unsicherheit-, aber die hat gewirkt. Wir haben uns monatelang super miteinander verstanden und immer häufiger getroffen. Tanzen ist auch sehr körperlich, und ich habe mich an sie gewöhnt. Parallel hat sie eine "Beziehung" geführt, bzw. führt sie noch immer. Sie hat sich bei mir regelmäßig über diese beschwert, wie sehr sie der andere nerven würde, sie wolle ihren Freiraum. Seine doch recht anhängliche Art und Angebote hat sie aber jedes Mal vollständig ausgenutzt. Zu mir sagte sie damals: "Wenn er sagt, er beschaffe mir alles, was sie will, nimmt sie das wörtlich." Es ging um keine Geldwerte, aber dennoch hat sich ihr "Partner" viel Mühe gegeben.
Irgendwann hat sie ... ich weiß es bis heute nicht... getan? vielleicht auch wirklich versucht ... mich zu küssen. Ab dem Tag an, habe ich lange Zeit darüber nachgedacht, wie ich zu ihr stehe. Einerseits wünsche ich mir nichts sehnlicher als eine Freundin, jemandem dem man sich wirklich anvertrauen kann, ohne Spielchen, jemand auf den ich zählen kann, und auch Kraft schöpfen kann. Andererseits wollte ich nicht rein aus dem Wunsch überhaupt endlich eine Freundin zu haben handeln. Ich wollte das es funktioniert. Das, und meine Unerfahrenheit, haben dann dazu geführt, dass ich ihr gegenüber nie wirklich... aktiv geworden bin. Ich habe sie geküsst (mein erster Kuss), aber nur flüchtig. Danach sind wir quasi "wie immer" auseinander gegangen. Ich habe sie anschließend noch zwei weitere Male geküsst, einmal ist sie zurückgewichen, das dritte mal direkt ausgewichen. Ihr war es unangenehm, in der Nähe einiger Personen, die sie kannte - mein Eindruck. Ich habe sie darauf angesprochen: "Schon in Ordnung. Ich kann sie ruhig küssen." meinte sie.
Letztlich haben wir es dann ausführlich über Facebook geklärt (wohl einer der größten Fehler. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt schon.) Sie meinte, dass sie aus Schüchternheit nicht reagiert hätte, mein Kuss sie verwirrt hätte, sie aber auch etwas für mich empfinde. Ich habe ihr vertraut und meine "Blockade" fallen gelassen Die Wochen danach waren wunderschön. Jenny selbst hat bisher auch noch nie einen echten Freund gehabt. Ich habe ihr geglaubt und ich habe ihr gesagt, dass ich in sie verliebt bin. Sie wollte aber erstmal ein wenig Freiraum, um sich darüber im Klaren zu sein; auch weil sie noch in einer Beziehung war.
Ich habe gesagt, ich werde warten, habe mich mit Küssen erstmal zurückgehalten (Fehler Nr. 2). Ich wollte ihr ihren Freiraum lassen, hatte aber damit gerechnet, dass sie ihre Beziehung, die ihr offentsichtlich längst nicht so viel bedeutete wie ihrem Freund, beenden würde - aus eigenem Willen, aus Rücksicht auf ihren Freund und eben... auch für mich.
Ich habe ihr sogar noch gut zugesprochen... Sie hat nicht einmal einen Ansatz in die Richtung gemacht, nicht einen. Naja, die Zeit war dennoch schön mit ihr, und ich habe es genossen. Die letzte Zeit lief nun nicht mehr so gut. Sie tanzt mit mir, aber ihr Blick ist woanders (Sie ist quasi nicht da.) Ich hatte einen Motorschaden, sie schreibt ich solle mich nochmal melden, wenn ich ankomme... Sie war eingeschlafen. Es ist eine Lapalie... aber echte Besorgnis, ja zumindest Zuneigung sieht anders aus. Nun hat sie viel beruflich zu tun, aber sowas passiert öfter. Ich habe einfach das Gefühl, nur ein Instrument für Shows und ihr Ego zu sein. Sie kennt... noch einen erheblich älteren Mann... kA... 35? Der ihr damals sogar eine offene Beziehung vorgeschlagen hat. Sie hat abgelehnt. Jedes Mal, wenn die sich begegnen gibt es einen Kuss links, einen rechts, enge Umarmung und sie hängt förmlich an seinem Arm. Ich kann mich mit seiner Art nicht messen. Mir fehlte das Selbstbewusststein und die (sexuelle) Offenheit als ich es gekonnt hätte. Sie ist distanzierter mir gegenüber geworden, nicht zuletzt jeweils nachdem ich sie darauf -ein wenig durcheinander- angesprochen habe. (Fehler Nr. 3, weil so, wie es angekommen ist, hat sie sich bedrängt gefühlt. Vergleich zu ihrem Freund.) Ihre Reaktionen auf enge Umarmungen: Sie stößt mich weg. Ansätze von Küssen: Sie weicht aus. Insgesamt ist sie "dominanter" geworden. Sie sitzt meistens am längeren Hebel, auch weil sie einen manchmal austrickst. Wenn Jenny sagt, sie sei müde, und hätte keine Zeit zum Tanzen... Kann ich nichts gegen sagen, aber wenn sie wirklich wollen würde, wäre ihr die Müdigkeit egal. Oder sie fragt zuvor: "Das wird dir doch heute zu viel, wenn du noch tanzen musst, oder?" Erst mit viel drum rum kommt dann das: "Sie hätte keine Zeit o.ä." So vom Prinzip her auch in anderen Situationen. Ich weigere mich, sowas anzuwenden.
Ich selber bin völlig weich geworden und das krieg ich zu spüren. Einerseits, weil ich immer gedacht habe, wenn man sich wirklich versteht, sind diese Spielchen wie "Rar machen", "sich interessant machen" nicht wichtig. Im Gegenteil denke ich immer noch, kann man damit auch viel Schaden anrichten. Deswegen bin ich ihr von Anfang an begegnet, wie ich empfunden habe. Phasenweise war sie auch richtig offen mir gegenüber, es war erheblich einfach mit ihr... für 3 Wochen.
Ich habe wegen ihr das erste Mal seit insgesamt 9 Jahren wieder richtig geweint; jeden Morgen nach dem Tanzen wache ich auf, und wünschte, ich würde sie neben mir spüren. Tagsüber überlege ich, was ich falsch gemacht habe, mache mir Vorwürfe... insbesondere dieses "beinahe hätte ich es geschafft" macht mich krank. Letzte Nacht war es fast unmöglich einzuschlafen. Ich bin völlig angespannt, mein Magenschmerzen verursachen Übelkeit, ich bin den gesamten Tag in einem Zustand, wie vor vorm Fallschirmsprung. Das geht jetzt erst seit einer Woche so, aber es macht mich krank.
Der gestrige Tag mit ihr war wundervoll, sie war schön wie nie,... weil sie auf den anderen gewartet hat... Sie hat noch 15 Minuten regelmäßig nach ihm geschaut.
Ich glaube, dass sie etwas für mich empfunden hat, aber ich weiß nicht wie viel. Ihr momentanes Verhalten ist total freundlich... aber für ihre Maßstäbe eher "verbindlich". Was soll ich tun? Die Freundschaft beenden? Es ist die einzige... echte - vielleicht rede ich mir auch nur etwas ein- die ich hatte. Freunde um mich abzulenken habe ich nicht, ich habe mein Studium... ich könnte kotzen. Ich finde bestimmt eine neue Tanzpartnerin, aber ich habe zwei Jahre gebraucht, sie zu finden. Denn beim Tanzen muss es auch "persönlich" zumindest grob passen. ... Ich will aber keine andere.
Soll ich um sie kämpfen, oder aufgeben - nichts anderes wäre es? Kontakt unterbrechen - und als Freundschaft wiederaufnehmen... Daran glaube ich nicht. Allein, weil wir einen unterschiedlichen Lebensweg einschlagen wollen. Ich will raus aus meiner Stadt, sie will bleiben.