Hallo!
Hatte gestern ein hochinteressantes Gespräch mit meinem Freund (wir sind seit knapp zwei Wochen zusammen, waren zwar vorher schon befreundet, lernen uns aber jetzt erst so richtig kennen). Da ich ihm, wie er sagte, so unheimlich wichtig sei, wolle er mir gegenüber gleich ganz ehrlich sein. Das klang so ernst ich hab erstmal geschluckt, war gespannt, was nun kommen sollte. Er hat ziemlich rumgedruckst, von wegen, er wäre ja nie so der Frauenheld gewesen, seine Kumpels wären ihm in Sachen Erfahrung immer weit voraus gewesen und so. Na ja, und da er halt neugierig war, aber beim besten Willen keine Freundin gefunden hat, war er dann wohl im Puff (mit 17 oder 18, jetzt ist er 26), um seine ersten Erfahrungen zu machen, um mitreden zu können.
Ich hab ihm dann gesagt, es wäre schön, dass er so viel Vertrauen zu mir hätte, ich wäre ihm dankbar für seine Ehrlichkeit. Stimmt ja auch. Und eigentlich ist es ja egal, wie und mit wem er im Bett war, solange er es jetzt nicht mehr macht. Er war überrascht, dass ich es so locker aufgenommen habe, seine Ex (die erste und einzige wirkliche Frau in seinem bisherigen Leben) wäre bei seinem Geständnis fast durchgedreht, meinte er. Hmmm, ich wusste halt noch nicht genau, was ich davon halte, hab deshalb nicht mehr viel dazu gesagt.
Irgendwann kam unser Gespräch auf Swingerclubs bzw. Dreier. Ich hab ihn mehr aus Spaß gefragt, welche Konstellation er bevorzugen würde: zwei Männer, eine Frau oder umgekehrt, und wen von unseren Freunden wir uns denn dazuholen sollten. Hab dabei gelacht, um gleich klarzustellen, wie ich es meine. Aber er blieb ernst und meinte, für ihn wäre jede Konstellation okay, wenn ich es wollen würde. Aaaah ja. Ich hab dann gesagt, ich wüsste nicht, ob sowas überhaupt was für mich wäre, was er denn allgemein davon hielte. Daraufhin meinte er, na ja, er hätte ja in der Hinsicht schon Erfahrungen gemacht (im Puff), und eigentlich wäre es auch nicht unbedingt was für ihn, aber er wäre da ja flexibel.
Oooookay. Ich bin eigentlich nicht leicht zu schocken. Das hat mich aber doch ein kleines Bisschen aus der Fassung gebracht. Ich muß ehrlich zugeben, es gibt Sachen, die man mir besser nicht erzählt (zumindest nicht, wenn man mein Freund ist), und das gehört definitiv dazu. Für mich war das Ganze eher ein Scherz, habe nicht mit so einer Antwort gerechnet. Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Wissen umgehen soll. Eigentlich könnte es mir ja total egal sein. Ich will ja auch nicht, dass er mich aufgrund meiner Vergangenheit verurteilt oder nicht mag. Aber
Ich weiß auch nicht, was genau mich jetzt an der Sache so schockt. Dass er im Puff war, dass er Dreier-Erfahrungen hat keine Ahnung. Nur irgendwie hab ich seitdem so ne kleine Mauer in mir aufgebaut. Er ist irgendwie plötzlich nicht mehr der liebe Kuschelbär, den ich aufgrund seiner Unsicherheit mir gegenüber so liebgewonnen habe. Er ist mir auf einmal total fremd.
Ich war gestern gar nicht böse drüber, dass wir die Nacht nicht zusammen verbringen konnten. Dachte, die Zeit bis heut abend würde reichen, um mich mit dem Gedanken abzufinden. Aber irgendwie hat sie nicht gereicht. Oder vielleicht doch? Ich muß zugeben, dass ich angefangen habe, mich ein bißchen zu ekeln, und je länger der Gedanke in meinem Kopf rumschwirrt, desto schlimmer wird es. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, je wieder mit ihm zu schlafen, und das ist ja keine sinnvolle Basis für eine Beziehung.
Ach Mann, ich weiß gerade gar nicht, was ich denken, wie ich mich verhalten soll. Und keine Ahnung, wie ich den Abend und die Nacht bei ihm überstehen soll.
Bin sonst eigentlich sehr tolerant, aber das fällt mir gerade sehr schwer.
Sehe ich das alles zu eng? Was meint ihr? Bin dankbar für jeden Rat!