lilly_12078096Klingt alles ein bißchen wie zu Hause...
Wir haben da jemanden in der Verwandschaft, von dem die ganze Verwandschaft so genervt ist, wie Du.
Meinen Mann. :mrgreen:
Er spricht häufig zu laut, weiss zu oft alles besser, auch wenn er mit Leuten spricht, die das studiert haben und arbeiten und er in diesem Bereich weder eine Ausbildung hat, noch da arbeitet und er kann es auch nicht gut sein lassen, wenn daraus ein Streit entsteht. Er würde auch davon erzählen, wie er mit einer hübschen Frau geflirtet hat, wenn ich in der Nähe bin.
Aber wir sind jetzt über 15 Jahre zusammen, 9 verheiratet und ich will, dass das auch so bleibt. Komisch, was?
Nun, es ist so: Es stellt mich keine Sekunde bloss, wenn er mit anderen flirtet und davon erzählt, wir haben eine offene Ehe, von mir aus kann er mit denen Sex haben und nicht nur flirten. Das "bloss stellen" findet da nur in den Augen der Familie statt, die das in den nächsten 500 Jahren noch nicht raffen werden, dass ich das gar nicht "überhören" muss, wir unterhalten uns auch so darüber. Weil es mir gar nichts tut.
Er ist nicht in diesem Sinne ein Autist, aber er hat einige autistische Muster. Wie beispielsweise die unangepasste Lautstärke der Sprache. Bei Menschen mit autistischen Zügen ist das extrem häufig - und nicht, weil die sich in den Vordergrund spielen wollen, es ist eine starke Stressreaktion, weil die an so ziemlich jedem anderen Ort in diesem Moment lieber wären. Aber kommt natürlich als "in den Vordergrund spielen" an und dass er lieber wo anders wäre, glauben Menschen da auch nicht so leicht, weil sich das bei ihnen selbst völlig anders, nämlich völlig gegenteilig, äussern würde.
Ebenso hat er auch eine nahezu unheimliche Menge an Wissen und ein Verständnis der Zusammenhänge, was manchmal unfassbar ist - aber wenig Talent, das anderen so zu verkaufen, dass sie es auch hören WOLLEN.
Ausserdem kann er nicht etwas einfach mal "um des lieben Friedens willen" so stehen lassen, was einfach mal falsch ist. Ihm ist Präzision, Genauigkeit, gerade bei Erklärungen sehr wichtig. "So ungefähr" kann er da nicht.
Jetzt ist die Sache die: wie gesagt... über 15 Jahre sind wir jetzt zusammen. Ich habe weniger als 10x in der ganzen Zeit (!) erlebt, dass er *nicht* Recht hatte. Nur stellt sich das meist erst Wochen oder Monate oder manchmal Jahre später heraus. Er weiss es da noch. Meine Familie hingegen weiss da nur noch, dass er etwas besser wissen wollte als sie, wo sie das doch gelernt haben und er nicht. Was er jetzt wie besser wusste, wissen die dann nicht mehr. Also auch nicht, dass er Recht hatte. Davon, dass sie das auch ganz sicher nicht wissen wollen, dass dieser fürchterliche Besserwisser es wirklich besser wusste, mal ganz abgesehen.
Also kann er jedes mal ein Tonbandgerät mitnehmen und mitschneiden oder sich (was nur sehr gewaltsam geht) zwingen, sie Müll labern zu lassen (und er zieht das auch an, bei jedem Treffen und jedem Telefonat, was über 15 min geht, kommt so ein Punkt hoch...) oder die lmfao - Nummer wählen.
In meiner Familie gibt es leider viele Ärzte und Arzthelfer, die reagieren nun gerade extremer als jede andere Berufsgruppe, die ich je erlebt habe, darauf, wenn ihnen jemand etwas sagen will, der noch nicht mal einen Doktor hat.
Tja, was soll ich sagen... Soll meine Verwandtschaft über uns doch denken, wie sie will. Dass sie es nicht schaffen, sich auf einen Menschen einzulassen, wenn der nicht in der erwarteten Verpackung daher kommt, weiss ich schon seit frühester Kindheit. Wenn sie sich also über den "Besserwisser" und "Blender" das Schnäuzchen zerreisen - geschenkt.
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Nein, ich habe natürlich keine Ahnung, ob der, von dem Du berichtest, auch so ein Typ ist. Der Typ, der einfach immer nur quatscht, obwohl es nur heisse Luft ist, ist natürlich häufiger.
Aber es hat mich so stark an meine eigene Geschichte erinnert, weil es genau das Bild ist, was meine Verwandtschaft von meinem Mann hat.