Hi,
ich meld mich hier, weil ich mit meiner aktuellen Situation einfach nicht wirklich zurecht komme. Ich erwarte nicht, dass mir jemand klar sagen kann, ich soll irgendwas bestimmtes tun und die Welt ist in Ordnung, aber ich würde gern einfach eure Meinungen dazu lesen.
Folgende Situation:
Ich habe Anfang dieses Jahres eine 3-jährige Beziehung beendet, in der ich mich sehr "gefangen" und unwohl gefühlt hatte. Nur nebenbei: ich habe diesen Schritt seitdem keine Sekunde bereut und trauere dem nicht nach. Mein Problem beginnt kurz danach. Ich hab nach nur 6 Wochen jemand neuen kennengelernt.
Ich war mir von Anfang an nicht sicher, ob es das Richtige war, hatte mir aber gedacht "Schlimmer, als dass es doch nicht klappt, kanns ja wohl nicht werden."
Ich hatte gerade begonnen, mich - zumindest für den Moment - ohne Beziehung wohl zu fühlen.
Dieser neue Mann, den ich kennen gelernt habe, kam aber ziemlich genau in dieser Zeit. Der Moment, in dem ich mir gedacht hab "Ist das schön, grad wieder single und frei von den vorhergegangenen Zwängen zu sein", war ich schon mitten in der Startphase einer neuen Beziehung.
Soweit ja gar nicht so schlimm, sofern denn der neue Partner mir die Ängste/Zwänge aus der letzten Beziehung hätte nehmen können.
Jetzt muss ich meine vormalige Beziehung etwas mehr beleuchten: Ich bin Ende meiner Zwanziger, mein Ex ist 5 Jahre jünger. Ich hatte zum Schluss hin das Gefühl, ich wäre nicht zusammen mit einem gleichberechtigten Partner, sondern verzweifelte alleinerziehende Mutter eines bockigen 15-Jährigen, weil er so verantwortungs- und antriebslos gelebt hat.
Nun ist mein neuer Partner (wir sind gleich alt - ich hab aus dem letzten Mal dazugelernt) sehr kindisch. Soweit kein Problem, bin ich auch gern mal. Aber er kennt dann keine Grenze mehr. Und bei mir meldet sich dann wieder das Gefühl "oh-oh, du fällst gleich wieder in die Mama-Rolle". Bisher wars dann aber grad noch an der Grenze.
Nur hat er die letzten Male diese Grenze(n) überschritten.
Konkrete Beispiele:
Bei einem unserer ersten Treffen haben wir einen etwas bedrückenden Film gesehen (wohlgemerkt war der Film sein Vorschlag). Er ist danach richtig down gewesen. Statt das aber irgendwie "normal" zu zeigen, hat er angefangen, sich mit den Händen übers Gesicht zu fahren, wie wenn Nagetiere sich putzen (er hat Nagetiere und hat sie nachgemacht), weil die sich Putzen, wenn sie sich wohlfühlen. Generell übernimmt er gerne Verhaltensweisen seiner Nager - so "quiekt" er mich an, statt mir einfach nen Kuss zur Begrüßung zu geben. Das allein kann ja ganz süß sein, aber das summiert sich mit anderen Sachen.
Nächstes Beispiel: Das erste Mal, als ich in sein Appartment kam, war erstmal der kleine Schock: Er hat überall Kuscheltiere (bestimmt gute 30, wenn nicht mehr). Ich musste zwar erstmal schlucken, aber dann wars auch noch grad ok - mein Gott, andere Sammeln Briefmarken, er halt Kuscheltiere (ich wiederhole nochmal, wir sind Ende 20).
Wir sind nun seit gut 3 Monaten zusammen und ich habe mal eher unverbindlich angesprochen, obs für ihn eine Option ist, irgendwann in absehbarer Zeit (vielleicht n halbes Jahr) auch mal testweise zusammenzuziehen (auch begründet durch meine vormalige Beziehung, wo wir sehr spät zusammengezogen sind und ich dachte, ich kannte ihn und schlussendlich doch negativ neues gelernt habe). In meinen Augen beschleunigt das Zusammenziehen das Kennenlernen einfach nur. Erstmal war er pauschal dagegen, weil er wohl dachte, er müsste aus dem Haus raus, wo er gerade lebt und dürfte nie wieder zurück - also eine sehr überspitzte Wahrnehmung. Als ich das wieder relativiert hatte, kam doch tatsächlich der Knaller:
Er nimmt allen Ernstes eines seiner Kuscheltiere in die Hand: "Das müssen wir mal mit Mr. Flocke bereden. Erklärs ihm doch auch mal und wir drei diskutieren das mal." Und bevor die Frage kommt: NEIN, ES IST KEIN SCHERZ. er meinte es wirklich ernst. Ich sollte wirklich mit einem Kuscheltier eine wichtige Entscheidung besprechen!!!
Ich habe mich danach doch ein wenig in die Thematik eingelesen. Es scheint gar nicht so abwegig, dass er sich so verhält - er hatte nicht unbedingt die einfachste Kindheit. Die Kuscheltiere waren seine "Bezugsperson". Aber muss er das denn dermaßen ausleben?
In meinen Augen müsste es in einer Beziehung so sein, dass wenns einem nicht gut geht, der andere für denjenigen da ist. Und ich bin sehr gern bereit, zu geben (also im Sinne "Geben und Nehmen"), aber bei ihm hab ich das Gefühl, dass er es einfodert, also nicht, dass ich von mir aus sage "Ich helfe dir.", sondern dass er da steht "GIB!". Gestern zum Beispiel hatte er Bauchweh. Ich hab ihm gleich angesehen, dass es ihm nicht so geht geht. Bevor ich aber was sagen konnte, kam er schon "Oh, ich hab Bauchi weh" (das "i" ist kein Tippfehler). "Oh mein Bauchi, aua aua. Ich muss jetzt mit dem Kissen kuscheln. aua aua". Statt einfach nur "normal" zu sagen "Mir gehts nicht so gut".
Er hat diese Bauchschmerzen öfter, ich weiß schon, dass ich ihn dann besser nicht anfassen sollte, weil ihm dann eigentlich jede Berührung weh tut. Ich habe also ein paar Sachen angeboten - Tee, pflanzliche Tropfen, um den Magen zu beruhigen, ein Wärmekissen .... Antwort: "Nein, Tee mag ich nicht. So blöde Tropfen helfen bei mir eh nicht. Das Wärmkissen will ich nicht."
Und schon fühl ich mich wieder in der Mama-Rolle - diesmal nicht der verzogene 15-Jährige, sondern eine wehleidige 6-Jährige (ja, ich habe bewusst gesagt, dass er sich wie ein Mädchen aufführt).
In solchen Situationen fühle ich mich mit der Beziehung eher belastet, als wohl. Ich habe das Gefühl, zu kurz zu kommen und mich mit weniger zufrieden zu geben...
Das ist eben seine Art. Ich weiß nicht, ob ich damit zurecht kommen kann. Und eigentlich fehlt mir mein Feuerwerk - vor Allem am Anfang einer Beziehung.... Von Anfang an habe ich gezweifelt, ob das passen kann, statt mir zu denken "WOW, wie toll"
Andererseits ist er immer zuvorkommend und nett... aber ist das wirklich Grund genug, das andere hinzunehmen?
Wie seht ihr die Situation?