Liebe Leute,
jetzt frag ich euch mal um eure werte Einschätzung :-)
Und ich wills mir von der Seele schreiben. Romangefahr ;)
Ich bin seit 3,5 Jahren mit einem Mann zusammen, den ich, obwohl er durchaus ein bisschen schrullig ist (Eigenbrötler, verschlossen) sehr liebe.
Er ist sehr witzig , sportlich, sehr intelligent, und im Prinzip auch sehr kommunikativ. Egozentrisch, wenig mitfuehlend allerdings.
Wir hatten oefter schon Trennungen von ihm ausgehend, weil wir aneinander vorbeigeredet haben, bzw. er hat bei Problemen gar nicht geredet und ich habe dann (oft falsch wohl) interpretiert. Er fuehlte sich in die ecke gedraengt, falsch verstanden, er machte 3mal schluss. Keine lange diskussion. Er kam dann immer zurueck. Muss dazu sagen, dass ich eine relativ attraktive Frau bin und wir uns oft auf der Arbeit sehen.
Er ist mehr so der charmante nurd des betriebs. Der ewige Junge.
Kern und Angelpunkt unserer Differenzen war und blieb Nähe. Die für mich zu wenig war. Wenig getroffen, mindestens aber einmal die Woche, SMS wenig, so gut wie gar keine Telefonate.
Am Wochenende wars fast immer ein schoener abend, sehr aufmerksam alle beide. 100 prozent Bemuehen. Es ging nie nur um sex. Aber der war gut ;-)
Manchmal auch outdoorkrams gemacht, ausfluege, in letzter zeit aber nichts weiter als zuhause kochen, noch einen film sehen und oft auch muede ins bett.
Frueher drei urlaube zusammen, auch dieses Jahr zusammen einen staedtetrip gemacht. Ich war auch sofort da, wenn er mich brauchte. andersherum...naja.
Affäre! Denken jetzt sicher die ersten, aber ich bin wirklich der Meinung, dass er mich liebt. Aufgrund seiner Kindheitserfahrungen aber Probleme hat, sich zu oeffnen. Gefühle zu zeigen ist seine absolute schwäche und er fühlt sich m.A. kontrolliert und zunehmend unwohl, wenn man länger in seiner Nähe ist. Aber er kann darueber nicht reden. Generell: Ein Gespräch über Gefühle mit ihm gleicht einem Gespräch mit einem Finanzbeamten. Verschwurbeltes Zeug am Ende. Er redet mich dann kalt und schwindelig. Und am Ende soll ich die sein, die so verschlossen ist. Beliebtes Stilmittel seiner auseinandersetzungen ist Spiegelung.
Bindungsangst? Wichtig zu wissen ist, der Freundin davor ging es aehnlich: Fernbeziehung in gleicher Stadt, quasi. So drückte er es selbst aus.
Ich klammerte nicht, meldete mich kaum. Was er mir dann sogar schon vorwarf. Nun, wenn ich mich nicht meldete, passierte sonst auch nichts..oder wenig.
Das letzte halbe Jahr lief jetzt super, weil ich mich sehr viel um mich selbst gekümmert habe. Das entspannte ihn fuehlbar. Ich habe dann alleine Urlaub gemacht, alleine alles mögliche. Ich habe auch nur noch wenig getippt, weil er das nicht gern mag. Max. 3 sms in der Woche.
Irgendwie war ich fast stolz auf diese vermeintliche Bedürfnislosigkeit. Aber Sinn der Sache kanns wohl nicht sein, wenn man sich auf jemanden einlassen will. Manchmal fühlte ich mich doch sehr allein, schluckte das aber.
Wir harmonierten jetzt grade gut, war alles zärtlich und schön: Den abend bis nachmittag des naechsten tages einmal in der Woche...manchmal zweimal.
Jetzt bin ich aber doch aus der fuer die meisten sowieso schon schraegen Bahn geworfen worden:
Auf meine gestrigen Nachfrage, ob seine Freunde wüssten, dass wir zusammmenwaeren, meinte er, es sei doch egal, was andere denken. und nein, es würde ja auch keiner mehr fragen, so unruhig, wie es bei uns mal war. Sein Mitbewohner hätte ihn allerdings gefragt und ihm hätte er darauf aber auch keine Antwort geben können. Die Freunde von früher, wüssten es, weil er es damals noch sagen konnte.
Mich hat das sehr verletzt. Er meinte dann, nun ja, er könnte mir keine Form geben, wenn der Inhalt dazu nicht passe. Und ich würde halt nicht aufhören, ihn anders zu sehen, als er ist und damit seine wahren Gefühle zu ignorieren, sprich, er sei doch immer der doofe, an dem es liegt, dass ich unzufrieden sei.
Was nicht stimmt, jedenfalls hab ich mich mindestens das letzte halbe Jahr ganz anders verhalten. Er kann mir auch keine beispiele nennen.
Ich hab das Gefühl, er projeziert Dinge in mich rein, vielleicht alte Dinge, vielleicht seine eigene Problematik. Grund oder Ausrede, um nicht zu mir stehen zu müssen. Nähe zuzulassen. Gedanken, Gefühle.
Ich sagte dann, es waere nun mal mein grosses problem mit ihm, dass er nicht zu mir steht, das könnte ich so nicht mehr. Das sei Zeitverschwendung. Da wuerde sich die katze in den schwanz beissen. Keiner bekäme so das, was er bräuchte jemals.
Ich sagte, wir würden nicht zueinander passen, und die ganze Diskussion sei hinfällig.
Alles in allem hat er sich daraufhin urplötzlich Mühe gegeben, den ball flach zu halten, sich endlich emotional zu erklären (nur in banalen Dingen, aber immerhin), einfühlsam zu sein. Ich sagte sowas ja zum ersten mal. Er war plötzlich ein anderer.
Nun, heute sitze ich hier und denke, tja, er wird sich doch nicht aendern mit nun schon 40? Lohnt sich der Kampf? Zur paartherapie gehen (grotesker weise, obwohl ich ja nicht seine Freundin sein soll, hat er das selbst mal gewollt nach der letzten Trennung. verlief dann im sand, weil es ploetzlich lief. Dachte ich...)?
Ich bin darüber sehr traurig. Werde wohl auch die Woche noch dran rumknuspern.
Bin aber von einem eher eifersüchtigen, eher auf den partner bezogenen Menschen zu jemand geworden, der große Freiheiten lässt und sehr selbstständig seine eigene Freizeit gestaltet. Es war eine gute Schule mit ihm. Schon schmerzhaft zum teil aber keine verlorene Zeit.
Trotz liebe und eigenen fortschritten also "beenden"? Gibt es noch irgendwas, was man noch tun könnte? ich liebe ihn noch.
Ich glaube wirklich, er liebt mich auch. Auch, wenn es sich sicher anders liest. Denke aber, sowas kann man in dem augenblick fuehlen. Gibt es jemanden, der eine aehnliche Erfahrung gemacht hat? Ratschläge?
Danke für die hoffentlich freundlichen Kommentare und das lesen des langen Textes :)