Hallo Erdbeer-Annie,
es gibt viele Dinge, die uns von einem gesunden Selbstbewusstsein abhalten können. In den meisten Fällen ist es die Bequemlichkeit. Ein gesundes Selbstbewusstsein zu haben und noch mehr es nach außen zu vertreten, ist nämlich anstrengend. Anstrengend, weil es Nachdenken über sich, die eigenen Qualitäten und die Relativierung derselben, also ihre Inbezugsetzung zur persönlichen Umwelt erfordert. Einfacher ist es natürlich rumzuquengeln "ich will auch so ein schönes Auto" (als Mann), oder "ich will auch so eine Traumfigur und diese langen / kurzen lockigen / glatten Haare und nen Kindchenblick, wo alle Männer schwach werden" (bei Frauen).
Weshalb hat man vor der Welt Angst? Keine Ahnung, vermutlich, weil man es so lernt. Ich hab zwar keine, aber ich kann schon verstehen, dass das alles ganz furchtbar erscheinen muss, wenn mans nicht anders gelernt hat. Aber jeder kann nachdenken und sich informieren, und zwar heute wesentlich leichter als früher.
Einige haben auch geschrieben, Selbstbewusstsein ginge mit Arroganz zusammen. Dem möchte ich widersprechen. Vielmehr glaube ich, dass gerade die Absenz von Selbstbewusstsein viele Leute in die Arroganz flüchten lässt. Widersprechen möchte ich auch dem Diktum der TE, man solle sich verdeutlichen, dass man selbst unendlich wertvoll ist. Das stimmt nämlich nicht. Weil abgesehen von Wert des Menschen aus den universal gültigen Menschenrechten, der natürlich nicht verhandelbar ist, wird man bei näherer Betrachtung sehr wohl Unterschiede in der Wertigkeit feststellen können, wenn mehrere Menschen auf einen Haufen zusammenkommen. Also, jeder hat seinen Wert, schon klar, aber sich selbst als "unendlich wertvoll" einzuschätzen? Hm, ich weiß nicht. Ich persönlich seh das bei mir nicht so, wenn ich mir meine eigene Wertigkeit ansehe, aber ist ja vielleicht nicht so wichtig.
Also: wer unter einem zu geringen Selbstbewusstsein leidet, der denke bitte doch einfach mal über sich, seine Situation, seine Qualitäten und seine Einordnung in das persönliche Umfeld nach. Mag zwar anstrengend sein (und bisweilen schmerzhaft, wenn man nämlich schmerzhafte Wahrheiten konfrontieren muss), aber meistens hilft das.
Freundliche Grüße,
Christoph