Ich brauche Eure Hilfe. Ich komme mir ganz blöd vor, aber ich komme einfach nicht von meinem Partner hinweg, von dem ich mich vor einem Jahr getrennt habe. Ich denke immer noch, daß es an mir lag, daß wir eigentlich zusammen gehörten, und daß er sich doch soviel Mühe gemacht hat. Ich sehe zwar auch seine Fehler, aber dann denke ich, ich hätte ihn einfach noch mehr lieben müssen. Wir haben uns im Internet kennengelernt. Nach dem ersten Treffen waren wir zusammen. Er schlug nach zwei Wochen vor, daß wir uns ein gemeinsames Haus kaufen. Es war herrlich. Verrückt und schön. Meine Tochter (vor vier Jahren fünf) nahm er wie ein eigenes Kind auf. Mehr noch, er stürzte sich regelrecht darauf, ein Kind zu haben, eine Familie zu sein. Oft hatte er Tränen in den Augen. Ich liebte ihn sehr. Eines war nur komisch, wir redeten nicht viel von früher. Er sagte oft, wenn ich fragte, daß hätte er vergessen und er fragte mich nichts. Und er hatte Schlafstörungen. Immer. Er sagte, das wäre nichts, das hätte er schon lange. Wir zogen nach einem halben Jahr in unser Haus. Nun fingen die Probleme an. Zuerst war es die Einrichtung. Er ist sehr speziell. Er mag keine kleinen Lampen, keine Kissen, keine Teppiche, keine Pflanzen und keine Bilder. Der Boden war graues Linoleum, die Wände grau. Weiße Möbel. Kahl. Das ging für mich nicht. Ich strebte einen Kompromiß an. Hing nur ein paar Bilder auf, stellte Pflanzen und kleine Lampen auf, weil ich nicht immer im Flutlicht der Halogenstrahler sitzen wollte. Er machte sich darüber lustig. machte sich überhaupt sehr viel über mich lustig. Sex gab es zu dieser Zeit noch viel. Aber es war Sex. Ohne Zärtlichkeiten und ohne Küssen. Ich bekam mit, daß er sehr viele Pornos tagsüber im Büro konsumierte. Das fand ich schlimm. Er sagte, das gehöre für ihn dazu. Er hätte bisher so viele Frauen gehabt (er sagte immer "ich hatte sie alle") und jetzt wären es halt noch die Pornos. Er traf sich mit Exfreundinnen und fand es lächerlich, wenn ich eifersüchtig war. Gleichzeitig tat er so viel für uns. Er liebte uns. Ich sprach davon, daß ich gerne irgendwann heiraten würde, und fragte ihn, ob wir noch ein gemeinsames Kind haben wollen. Ich fand mit 41 und in einem gemeinsamen Haus darf man solche Fragen stellen. Durfte ich nicht. Jetzt ging es los. Von nun konnten wir keine glückliche Beziehung mehr führen, weil ich so viel Druck machte. Er fühlte sich eingeengt und emotional bevormundet von mir. Auch als ich sagte, es ist doch gut, ich wollte es doch nur klären, änderte es nichts. Sex nahm ab. Dann fing er eine Therapie an. Das war toll. und zwei Monate später begannen wir auch eine Paartherapie. beide Therapien brach er dann aber nach weiteren zwei Monaten mit der Begründung ab, daß er das Gefühl hätte, alle würden bei ihm die Schuld suchen. So war es aber natürlich gar nicht. beide Therapien fingen erst richtig an, jetzt hätte sich was ändern können. Dazwischen wurde ich schwanger. Er wollte das Kind nicht und bat mich darum, ein Abtreibung zu machen. Ich hatte eine Fehlgeburt. Dann richtete er sich unten im Haus ein eigenes Zimmer ein und zog aus dem Schlafzimmer aus. Trotzdem hielt er immer an uns fest. Fuhr ich für zwei Wochen mit meiner Tochter weg, kam er hinterher. Wenn wir zurück kamen waren überall Blumen. Ich begann mit einer Therapie. Dann nach 2 1/2 jahren konnte ich nicht mehr. Ich gab ihm 8 Wochen Frist in denen er entscheiden sollte ein Therapie zu machen, oder ich würde ausziehen. Er entschied sich gegen die Therapie. Und litt. Er konnte endgültig nicht mehr schlafen. Ich suchte eine Wohnung und zog aus. Er schenkte mir einen Herzanhäger. Dann schrieb er mir Mails. Vier Monate später trafen wir uns noch einmal. Ich sagte ihm, daß er mir noch fehle, und das ich weiß, das ich auch Fehler gemacht habe und an denen arbeite. Und dann sagte er :"Ich weiß hundertprozentig, was ich machen müßte, damit morgen wieder alles gut und schön ist, aber ich kann es nicht machen, denn dann wäre ich nicht mehr ich." Daraufhin bat ich ihn mich alleine zu lassen und brach den Kontakt ganz ab. Eine Woche später ist er mit einer neuen Frau zusammen gekommen. Sie hat einen Sohn, der genauso alt wie meine Tochter ist. Die Frau zog nach drei Monaten von Berlin nach Hamburg in "unser" Haus. Der Sohn wurde auf die selbe Schule eingeschult. In die Paralellklasse. Das Haus ist unverändert, wie mir seine Mutter erzählte. noch nicht einmal das Kinderzimmer ist neu gestrichen. Und trotz allem frage ich mich oft, ob ich ihm nicht doch mehr Zeit hätte geben müssen. Ob ich wirklich zuviel Druck gemacht habe. Das er uns geliebt hat, das weiß ich.