Ich bin seid fast vier Jahren mit meinem nun Ex-freund zusammengewesen und wir wohnen auch zusammen. Es war auch in einiger Hinsicht nicht leicht, auch wegen meiner schwierigen Vergangenheit, aber ich habe an meinen Problemen gearbeitet und bin weitergekommen.
Er war bald unzufrieden damit, dass ich z.B. nicht so der Partylöwe bin wie er. (ich gehe schon gerne weg, aber ich bin halt eher introvertiert und gehe nicht so aus mir heraus wie er). Zuhause, wenn wir alleine waren, hat er mir das Gefühl gegeben, dass er mich toll findet und liebt, so wie ich bin. Da hatten wir auch tiefe Gespräche und einen Raum, wo man sich einander anvertrauen konnte. Aber wenn wir mit seinen Freunden zusammen waren, hat er mich in letzter Zeit immer weniger beachtet und kommt einfach nicht damit klar, dass ich eben zurückhaltender bin und auch Schwierigkeiten habe mich in Gruppen zu integrieren.
Er wollte früher aber immer, dass ich mitkomme. Er wollte mich dabeihaben, aber anscheinend nicht so, wie ich bin. Er will, dass ich bin wie er und locker und laut und aus mir rausgehe, obwohl er weiß, dass ich nun mal ruhiger bin.
Jetzt hat er gemeint, dass er inzwischen gar keine Lust mehr hat, dass ich dabei bin, es ihm aber trotzdem in der Partnerschaft fehlt. Er meint aber, er kann nicht so entspannt sein, wenn ich dabei bin, aber es ist ihm wichtig, dass seine Partnerin mit ihm feiern geht und auch bei seinen Freunden mit dabei ist. (daran etwas mit meinen Freunden zu machen hat er übrigens nicht so Interesse, manche mag er auch nicht so)
Und deswegen denkt er, wir passen nicht so gut zusammen (obwohl wir uns in anderen Bereichen ähnlich sind und super verstehen). Irgendwie ist er nie mit etwas zufrieden. er will immer das Perfekte für sich finden. Das ist auch in anderen Bereichen so. (z.B. beschäftigt er sich teilweise Monate damit, wenn er sich etwas neues anschafft und recherchiert ununterbrochen darüber um dann das Optimale für sich zu finden)
Er hat immer gemeint, so gut wie mit mir lief es noch nie in einer Beziehung für ihn und er sagt immer noch, dass ich bisher die bin, mit der es am Besten gepasst hat. Aber er sieht keinen Sinn mehr darin weiterzumachen wie bisher (auch wenn er in vielen Bereichen sehr glücklich war) weil es dann ja eh nicht dauerhaft klappen kann und irgendwann eh dieser Punkt erreicht ist. Weil es ist ja nicht perfekt. Also hat es ja keinen Sinn, oder was??
Diese Unzufriedenheit hat er auch überall sonst. Er bekommt sein Studium nicht auf die Reihe und ist unzufrieden mit sich selbst und damit, dass er Sachen machen muss, auf die er keinen Bock hat. Er sucht sich aber auch keine Unterstützung, obwohl er sich immer mehr hängen lässt (schläft den ganzen Tag, macht eigentlich nichts wirklich). Er weiß, dass er Probleme hat, erkennt diese ganz gut, versucht aber nicht wirklich etwas dagegen zu machen, sondern lenkt sich so gut es geht ab und hofft, dass es sich schon gibt!
Jetzt ist er wieder in einer Phase, wo er an allem zweifelt und alles noch schlechter sieht und ausbrechen will und dann macht er eben Schluss. Er sagt, er fühlt sich jetzt erleichtert. Das schmerzt, denn ich habe ihm wirklich alle möglichen Freiheiten gelassen, ihn nicht bedrängt und ihn mit seinen Schwächen und Problemen akzeptiert und so sein lassen, weil ich dachte, jeder braucht eben seine eigene Zeit um Dinge anzugehen.
Das so sein lassen wie man ist, kann er bei mir anscheinend nicht. Er weiß auch nicht, warum er niemals zufrieden sein kann. Ich habe so an mir gearbeitet um meine Schwierigkeiten, die mich ja stark belasten, in den Griff zu bekommen und ich hatte immer die Hoffnung, dass wir eine gute Beziehung aufbauen können. Aber er verliert die Hoffnung, wenn ihn die Unzufriedenheit und die Zweifel packen.
Und jetzt scheint es wirklich vorbei zu sein. Ich bin verwirrt und ich weiß nicht, wie ich mit diesen starken, unterschiedlichen Gefühlen klar kommen soll. Ich hatte noch nie eine so lange Beziehung in der so offen mit einander umgegangen wurde. Er ist mein Vertrauter geworden und wir haben viel geredet und uns gegenseitig immer unterstützt. Er ist auch ein total lieber Mensch, der für seine Freunde und Familie da ist. Aber er hat auch so seine Probleme, nur weicht er ihnen so gut es geht aus.
Undjetzt sieht er einfach keinen Sinn mehr die Beziehung weiterzuführen. Er sagt, er wird mir auch nicht gerecht so. Er versteht seine eigenen Gefühle nicht und ist dann noch unzufriedener mit sich selbst. Ich verstehe es langsam auch nicht mehr. Was soll ich tun? Ich werde überwältigt von den Gefühlen. Ich weiß, ich kann nichts mehr machen. Aber es waren fast vier Jahre. Das kann man doch nicht einfach so hinter sich lassen?