Damals 2015
Ich fang einfach mal an mir meine aktuelle Situation vor Augen zu führen und niederzuschreiben. Es ist einfach nur noch traurig, frustrierend und absolut vage, wie ich die Beziehung zu meiner Frau aufrecht halten kann. Ich liebe sie, daran besteht kein Zweifel, aber tut sie es auch noch? Sie sagt es hat sich in letzter Zeit so viel in ihrem Denken und ihrer Gefühlswelt geändert und ich komm mit diesen schnellen Veränderungen einfach nicht so klar, wie ich gerne wollen würde.
Nach fast dreizehn Jahren Beziehung und nun mehr fast zwölf Jahren Ehe, haben wir schon so manche Veränderung durchgestanden. Wir sind Eltern von drei wunderbaren Kindern, 11, 9 und 5 Jahre alt. Haben uns inzwischen ein Haus gekauft und stehen eigentlich recht sicher da. Am Anfang war sie sehr lange daheim bei den zwei Großen und hat sich total in die Mutterrolle eingefügt. In dieser doch sehr langen Zeit habe ich mich meinen Hobbys gewidmet, ich war leidenschaftlicher Rollenspieler am PC und auch Pen&Paper. Natürlich waren Streitigkeiten wegen meiner Abwesenheit vorhanden, aber ich dachte, wir hätten diese immer gut in den Griff gekriegt. Ich dachte…. Habe aber nicht gesehen, wie sehr sie und wie lange sie in dieser Zeit gelitten hat an meinem Desinteresse, wenn sie die Kinder ins Bett gebracht hat und so wie sie sagt weinend eingeschlafen ist.
Vor nun 4 Jahren hat sie einen Nebenjob bei mir im Büro ind derselben Firma angenommen und verdient seither ihr eigenes Geld. Anfangs waren es wenige Stunden nun hat sie einen Teilzeitvertrag und wir sehen uns nicht mehr nur zuhause sondern auch im Büro, wir arbeiten Hand in Hand sozusagen.
Vor knapp drei Jahren, noch während meiner aktiven Rollenspielerzeit, ist sie immer mehr mit einer Freundin samstags ausgegangen und hat mich alleine zuhause gelassen. Anfangs wollte ich auch mal mit, was sie aber damals schon kategorisch ausgeschlossen hat. Nach manchem Streit darüber, habe ich mich immer mehr in die Welt des Rollenspiels zurückgezogen und habe online über Teamspeak eine Frau kennengelernt, die meiner Situation Verständnis entgegenbrachte. Ich war aufgewühlt und verletzt über die dauernde Zurückweisung. Ich fühlte mich nicht wichtig. Dass es ihr davor ganz lange so ging, ist mir die letzte Zeit erst richtig klar geworden. Es war dann aber irgendwann nicht nur Verständnis, sondern eine zum Teil sehr aufregende und neue Erfahrung. Ich konnte mich einfach fallen lassen und habe angefangen sehr erotische Chats mit dieser Frau zu schreiben. Es war fast so weit, dass wir und real kennenlernen wollten bei einer Rollenspieler-Convention.
Dazu kam es aber nicht! Am 10.4.2013 hat meine Frau die Chatverläufe gelesen und hat mich zur Rede gestellt. Mir ein Ultimatum gestellt, sie oder die andere und das Rollenspiel. Ich hab mich sofort dazu entschlossen, ihren Forderungen nachzukommen, habe alle Accounts gelöscht und mit dieser Frau eindeutig und unmissverständlich gebrochen. Die folgenden 2 Monate waren ein ständiges Auf und Ab. Erst wollte sie gar keine Nähe und dann folgte die sexuell aktivste Zeit unseres Lebens seit dem ersten Jahr. Es war unheimlich, aufregend und für mich manchmal nicht nachvollziehbar. Diese heiße Phase hat dann im August immer mehr abgeflaut und der Alltag ist mit aller Macht zurückgekehrt.
Sie hatte zu der Zeit auch gesundheitlich Probleme und enorm unter Schwindel und Hörproblemen gelitten. So wie sie es gesundheitlich machen konnte, ist sie feiern gegangen, ich hab sie zähneknirschend gelassen. 2013 hat sie sich dann auch noch mit ihrer besten Freundin verkracht und diese meldet sich seither nicht mehr. Wir haben sehr oft und intensiv über diese Thematik gesprochen, ich konnte ihr aber in dieser Situation nicht genügend bestehen, wie denn auch?
2013 hat sie dann auch einen sehr guten Freund näher kennengelernt, der im Laufe von 2014 eine ganz entscheidende Rolle in ihrer Veränderung gespielt hat.
Die nächste für mich tragende Veränderung ist eben jener Freund, der im Laufe des letzten Jahres den Platz der besten Freundin von meiner Frau eingenommen hat. Ich in meiner Unverständnis über die besondere Verbindung der Beiden erst viel zu spät als solche erkannt und war auf ihn sehr eifersüchtig, da er einen großen Teil ihrer Freizeit genießen durfte, ich es aber als ungerecht empfand, nicht mit in ihr Leben eingebunden zu werden. So habe ich angefangen zu klammern und mich wie ein kleines Hundchen zu verhalten, indem ich nach Aufmerksamkeit lechzte. Dackelblick und du kannst noch nicht gehen, Knutschi hier Drücker da und somit habe ich sie mir immer mehr selbst weggenommen. Sie hat unter diesem Druck extrem gelitten, wie ich jetzt aus vielen Gesprächen weiß und sie hat auch ihre Gefühle für mich teilweise verloren. Sie weiß nicht was für einen Stellenwert ich in ihrem Leben habe, hat sie mir in den letzten 6 Wochen immer wieder gesagt.
Jetzt zum eigentlichen Punkt, Ende Dezember hatten wie eine Woche Beziehungspause auf ihren Wunsch, haben aber immer noch alles miteinander entschieden für die Familie, wir hatten sehr gute Gespräche, Gespräche die schon lange überfällig waren und die sehr weh tun, immer noch. Dann sind wir irgendwie vor Weihnachten wieder zusammen gekommen und es hat erst so ausgesehen, als ob es wieder bergauf geht, denkste.
Durch den Stress, dass eben der besondere Freund inzwischen auch liiert ist und sie nicht mehr an ihn alleine herankommt, zudem noch die Vorwürfe aus der Familie aufgrund der kurzen Trennung und der wieder eingeschlichene Alltag, haben wir uns wieder entfremdet. Ich liebe sie wirklich von Herzen und dachte, gib ihr Zeit ihre Gefühle zu ergründen, was sie auch getan hat.
Anfang Januar hat sie mir gesagt, dass sie sich zu einem gemeinsamen Arbeitskollegen hingezogen fühlt, sie habe Gefühle für ihn. In mir ist eine Welt zusammengebrochen und ich kann seit diesem Tag kaum mehr schlafen ohne dass ich extremes Herzklopfen und Kopfkino habe. Sie hat ihm gesagt, dass ich weiß was sie fühlt und er hat sich daraufhin von ihr distanziert, was sie ziemlich aus der Bahn geworfen hat, aber ich bewundere ihre Fähigkeit in jeder noch so verzwickten Situation irgendeinen Ausweg aus der Traurigkeit zu finden.
….
Inzwischen 2017
Was mach ich eigentlich für eine Achterbahn durch? Eine Achterbahn, die ich selbst mit zu verantworten habe, habe ich doch grad die ersten 2 Seiten gelesen und selbst reflektierend muss ich sagen, du bist ein riesen Hornochse. Es sind jetzt 2 Jahre vergangen und es hat sich grundlegend nichts geändert. Die Gefühlsachterbahn ist immer noch da nur nicht mehr so schlimm, es ist Alltag geworden. Man lebt nebeneinander her, nicht füreinander. Alles läuft so lala wie geschmiert, aber das Öl geht langsam aus und es knirscht im Gebälk. Die letzten zwei Jahre hat sie enorm an Selbständigkeit und Selbstsicherheit gewonnen. Ihr bester Freund ist kein Thema mehr, er hat sich inzwischen von seiner Freundin getrennt und vegetiert zu Hause vor sich hin. Ein Anderer ist an dessen Stelle getreten als der beste Freund, auch er hat seit Ende 2016 eine Freundin und schenkt ihr mehr Aufmerksamkeit als meiner Frau. Nun was soll ich sagen, sie ist einfach ein Stehaufmännchen, der einst gemeinsame Freundeskreis hat sich aufgeteilt, sie hat neue Freunde gewonnen und ich habe die alten irgendwie übernommen. Pflegen tu ich die Freundschaften aber auch nicht, ich warte immer auf jeden und warte wohl mein ganzes Leben. 2015 war ein aufregendes Jahr für sie, erstes Festival, erste große Konzerte für uns Beide, sie hat den Motorradführerschein gemacht, ich habe eine Maschine erworben, die Kinder werden größer und man kann wieder mehr für sich tun auch mal weg gehen in die Kneipe oder auf Partys. Das habe ich mir angeeignet aber glücklich bin ich damit nicht wirklich geworden. Meine Ignoranz in den letzten 2 Jahren hat sehr stark zugenommen, wohl aufgrund der Verletzungen, die ich mit Gefühlskälte überwunden habe. Ich sehe nicht mehr was sich gehört und was nicht. Aufmunterungen, wie ich es nenne, kommen bei ihr nicht mehr an. Probleme im Geschäft nehme ich mit heim, anstatt sie dort zu lassen wo sie hin gehören. Während ich also mit mir selbst beschäftigt war, hat sie sich ihr eigenes Leben aufgebaut, zwar immer mit mir zusammen entschieden was richtig ist, aber in ihrem Privatleben komme ich immer seltener vor. Das ist immer mehr geworden in den letzten 2 Jahren. Anfangs war ich immer wieder verletzt irgendwann war es akzeptieren und mein Ding machen. Ich habe dabei aber das wichtigste aus den Augen verloren, dass man nicht nur miteinander lebt, sondern füreinander einsteht. Ich bin teils sehr genervt, wenn sie mir von irgendwelchen Sachen erzählt, die sie erlebt hat. Ich kann mich daran nicht freuen, wenn es ihr bei jmnd Anderem besser geht als bei mir. Es tut mir weh, weil ich schon lange keine echte Freude mehr empfunden habe. Glück? Nicht daran zu denken. Das letzte mal so richtig glücklich, aus tiefstem Herzen? Ich kann mich nicht daran erinnern. Dieses Gefühl die Zeit steht still und man will den Moment ewig ausdehnen… Hatte ich schon ganz lange nicht mehr. Ich habe meine Zeit verschwendet mit leeren materiellen Dingen. Ich habe nicht gelebt ich habe vegetiert seit wir das erste Mal kurz getrennt waren. Einfach keine richtigen Gefühle mehr zugelassen und mich damit komplett ins Aus befördert. Warum wir noch zusammen wohnen, ist aktuell nur der Kinder willen und wegen des Geldes und weil die Hoffnung irgendwie nicht stirbt.
Februar 17
Es war der erste Ausraster dieses Jahr. Ich konnte einfach nicht mehr, meine Fassade ist eingestürzt und ich wollte gehen. Mir war es an diesem Tag sehr ernst mit meinem Vorhaben. Selbstzweifel an meiner Vaterrolle, als Ehemann und an mir im Allgemeinen haben mich zu diesem Schritt bewogen. Die Kinder waren es schlussendlich warum ich doch geblieben bin. Ich wollte mal wieder alles besser machen, mal wieder der sein, den sie verdient, hab es aber wieder mal nicht durchgezogen, alte Verhaltensmuster wieder einkehren lassen. Es schleicht so dahin. Ich bin wie ein Suchtkranker auf Entzug, apathisch und kalt, das nächste Hoch gibt wieder etwas Mut und wenn das vorbei ist bin ich einfach nicht der, den sie verdient.
Mai 2017
Montag abend ist es mal wieder dazu gekommen, dass meine Ignoranz und meine Angst und Wut und alles was so in mir brodelt eine Kurzschlussreaktion hervorgerufen hat, deren Auswirkungen ich jetzt spüre. Ich weiß, dass sie seit ca. 8 Wochen einen Freund hat, der sie versteht und mit dem sie sehr viel redet. Über dieses Wochenende ging es ihr sehr schlecht, weil sie nicht weiss, wie sie mit den anstehenden Veränderungen auf Arbeit umgehen soll. Seit Anfang des Jahres tätowiert sie, sie ist echt gut und das habe ich vehement als zweites Standbein gefordert, Druck gemacht und ihr gesagt, sie schafft das. Genau in dieser Situation hat ihr Freund das nötige Verständnis aufgebracht und sie hat 2 Abende bei ihm mit reden verbracht, sogar eine Nacht bei ihm in der Wohnung übernachtet, war aber früh zu Hause. Das war zu viel für mich. Tags darauf war sie bei einer Freundin und als sie heim kam habe ich sie direkt gefragt, ob sie sich zu Hause nicht mehr wohl fühlt und hab ihr effektiv nen Rauswurf verpasst aus lauter Angst, Enttäuschung und Wut. Mein Leben ist momentan eine reine Achterbahn. Ich kann nicht schlafen wenn sie weg ist, weil ich Angst habe sie könnte sich in jmnd anderen verlieben. Ich habe Angst vor ihr, vor den Auseinandersetzungen, weil ich keine Entscheidung fällen will die endgültig ist. Jetzt schlafen wir in getrennte Betten aber wohnen noch zusammen wegen der Kinder.
Der Umgang ist seltsam aber nicht feindselig, das kann ich ihr nicht antun. Wenn diese verdammte Angst nicht wäre, dass es jmnd anderen in Ihrem Lebe gibt. Diese Angst lähmt mich und verwirrt mich. Ich fühle tiefe Verbundenheit zu ihr und will ihr die Zeit geben die sie braucht…. Ob es je wieder zusammen funktioniert steht in den Sternen. Sie ist verdammt stark, das bewundere ich an ihr so sehr, ja ich bin sogar neidisch darauf. Das verstärkt die ganze Sache natürlich noch zusätzlich, hab ihr gesagt, sie hat mir meine Eier abgerissen weil ich mich in ihrer Gegenwart wie ein Würstchen fühle, Selbstzweifel nagen an mir wie Ratten an Käse. Ich weiss nicht wem ich vertrauen kann, mit wem ich solche tiefen Gefühle diskutieren kann, weil ich denke dass keiner mir helfen kann. Sie wollte mir helfen, macht aber mit ihren Vorschlägen und Äusserungen alles schlimmer. Ich will nicht wissen, dass sie Optionen hat. Ich halte das zugehörige Kopfkino nicht aus, das macht mich krank im Kopf. Was kann ich nur dagegen tun, was kann ich tun damit genau dieses aufhört. Sie wird sich nicht mehr ändern, dafür ist schon zu viel kaputt gegangen, als dass sie mir auch nur in irgendeiner Weise entgegen kommen würde. Ich weiss nicht mal was sie will. Ich hab ihr heute Morgen gesagt, dass ich weiss was ich will. Ich möchte sie, egal wie lange es dauert, aber ich es nicht ertragen kann, wenn jmnd anderes in ihr Leben tritt. Ich leide bereits jetzt unter diesen Vorstellungen abartig. Es sind 15 Jahre mit Höhen und Tiefen, momentan überwiegen die Tiefen. Sie steht unerreichbar für mich am Horizont und das Meer ist dazwischen. Ich bin auf einem Boot und treibe, hab kein Segel und kein Ruder nur meine Hände können steuern, ich komme aber nicht weiter an sie heran.
All das hat 2013 im April angefangen zu bröckeln, bei ihr hat seit her ein Umdenken im Umgang mit dem Begriff Beziehung stattgefunden, vor dem ich Angst habe. Offene Beziehung….
Es sind wieder ein paar Tage vergangen, Tage die schnell vorbei gegangen sind, ohne Streitereien und mit guten Gesprächen. Ich fasse sie nicht an, bin höflich und lasse sie ihr Leben leben. Das einzigste was mich immer noch quälte ist die Vorstellung ein Anderer liegt bei ihr, sie hat Recht, sie ist noch jung und nicht tot. Das hat mich dazu gebracht die letzte Bastion auch noch einzureissen, die Flucht nach vorne anzutreten und ihr zu sagen, dass sie frei ist. Sie mir gegenüber keine Verpflichtungen mehr hat, ich nicht wissen will was sie tut. Sie ist aktuell nur den Kindern und dem gemeinsamen Leben verpflichtet, was sich leider nicht vermeiden lässt. Eltern-WG nennt man das heute glaube ich. Ich komme mit meinem Schritt erstaunlich gut zurecht aktuell. Es wird sich weisen, wie es weiter geht, ich liebe sie immer noch, das weiss sie. Sie hat mir die schönsten Stunden meines Lebens geschenkt und ist die Mutter meiner Kinder... das wird immer so bleiben egal wies kommt.
Gesunder und vernünftiger Umgang miteinander ist es was wir jetzt versuchen und die Wünsche des Anderen zu respektieren. Ich bin ja schließlich auch noch jmnd und muss mich hier auch positionieren. Ich lebe nicht nur durch sie...