Eigentlich bin ich ganz normal. Mit meinen 34-Jahren stehe ich, wie man das so schön sagt, mitten im Leben. Ich bin ein glücklicher Mann, der eine gute, hübsche und junge Frau sowie zwei süße Kinder hat und ich liebe sie wirklich alle drei. Vernunft, Zuverlässigkeit und sicherheitsbewusstes Denken würde ich als meine Charaktereigenschaften ziemlich weit vorne platzieren. Ich bin Dipl.-Bauingenieur und arbeite als Bauleiter, mit sehr viel Verantwortung, bei einer mittelständischen Bauunternehmung. Vor einigen Jahren haben wir uns eine schöne DHH auf dem Land gekauft und ich kann durchaus behaupten, dass mein Leben gut geordnet und zurzeit stabil aufgebaut ist.
Bis hierher würde ich sagen ist, für die meisten Betrachter, nichts Besonderes an meinem Leben. So ist es auch in der Tat.
Wenn meine Arbeit nicht so aufwändig, zeitraubend und stressig währe (zum Teil positiver Stress) und die Kinder sowie das Haus mit den Nebenarbeiten nicht soviel Freizeit beanspruchen würden, dann währe es mir sogar total langweilig.
Ich habe schon hier und da von Leuten gehört, die sich uhrplötzlich neu verlieben und alles, was sie sich aufgebaut haben aufs Spiel setzen. (Kenne sogar jemanden)
Mir kann so was nicht passieren!
Das habe ich jedes Mal gedacht, als ich eine neue Geschichte gehört habe. Nicht mit meinen Charaktereigenschaften und dem Glück das ich mit meiner Familie habe. Und das, was ich mir mühevoll aufgebaut habe werde ich nie aufs Spiel setzen!
Jetzt ist mir doch etwas passiert, was ich komplett nicht verstehen und gefühlsmäßig nicht einordnen kann. Es ist, meiner Auffassung nach, keine Liebe (oder doch?) aber auch keine eindeutige Begierde nach Sex (Männer sind nun mal Hormongesteuert und solche Gedanken hat jeder Mal). Es ist vielleicht das NEUE und UNBEKANNTE was mich gefangen hat, ich weiß es jedoch nicht.
Wir arbeiten in der gleichen Firma und obwohl Sie sehr hübsch ist und jedem ins Auge fällt, habe ich mich nie weiter mit Ihr beschäftigt. Auch als wir unsere Baustellen direkt nebeneinander hatten und ein gemeinsames Büro auf der Baustelle nutzten, habe ich nie irgendwelche Gefühle oder ähnliches gemerkt. Es war schön mit Ihr zu arbeiten, weil Sie sehr viel positive Energie verbreitet, nett und kollegial ist und ein unverwechselbares Lachen hat.
Ich bin seit sieben Jahren bei der Firma als Bauleiter beschäftigt und habe bei allen mitgenommenen Feierlichkeiten, bis auf die letzte Weihnachtsfeier, nie etwas getrunken. Ich habe bei meiner Schwester übernachtet, weil ich weit weg von der Arbeit wohne (das war aber so geplant).
Die Weihnachtsfeier war klasse. Wir haben gut gegessen und ich saß, mehr oder weniger zufällig, neben Ihr. Wir haben uns, alle die am Tisch saßen, super unterhalten und es war lustig. Bis dahin war auch alles in bester Ordnung.
Ich war sehr betrunken und kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich Sie gebeten habe mich mitzunehmen - wenn Sie nach hause fährt - oder ob Sie das vorgeschlagen hat, weil Sie mittlerweile - aus den laufenden Gesprächen- wusste, dass meine Schwester auf Ihrem Nachhauseweg wohnt und mich in meinem Zustand nicht so alleine lassen wollte. Wie auch immer das zustande kam, auf einmal standen wir alleine draußen und warteten auf ein Taxi. In der Zeit muss es wohl passiert sein. Wir haben uns lange und ich Ihr wohl sehr tief in die Augen geschaut. Auch im Taxi habe ich die ganze Zeit den Blickkontakt gesucht (Sie saß vorne und ich hinten). Wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich Ihr sogar mit meinem Fingern über Ihre Wange gestrichen. Weiter ist jedoch nichts gelaufen. Ich wurde ordnungsgemäß vor der Wohnung meiner Schwester abgesetzt und bin schlafen gegangen, Sie ist weiter nach hause gefahren.
Leider war mein Schlaf in dieser und in den darauffolgenden Nächten sehr kompliziert. Ich habe ständig nur an Sie gedacht und an Ihre wunderschönen Augen und konnte nicht wirklich schlafen. Auch die Tage waren nicht viel besser. Ich konnte keinen anderen Gedanken mehr aufgreifen, mir war alles andere egal und ich habe mir sogar überlegt, was wohl passieren würde, wenn ich mich deswegen von meiner Familie trennen müsste. Ich weiß, dass das ein kranker Gedanke ist und in Wirklichkeit schäme ich mich für diesen, aber ich hatte ihn wirklich.
Wir hatten vor dem Weihnachtsurlaub noch zwei Tage zu arbeiten und ich habe Sie gebeten sich mal hinzusetzen und über den Abend zu reden, weil es mir wirklich nicht gut ging. Sie hatte nichts dagegen. Wir haben es jedoch, wegen diversen Terminüberschneidungen, leider nicht mehr geschafft und ich bin in den Urlaub gefahren. Davor habe ich Ihr einen kleinen Brief geschrieben, um mich zu erleichtern, was allerdings nur teilweise gelang. Die Fahrt über sowie die nächsten zwei Wochen habe ich trotzdem noch oft an Sie denken müssen und habe insgeheim auf eine Reaktion auf den Brief gewartet (SMS oder so). Der Brief schien jedoch nichts auszulösen und so freute ich mich dann jeden Tag mehr darauf wieder arbeiten zu gehen. Ich muss zugeben, dass die Zeit mit meiner Familie sehr belastend für mich war. Ich kam mir vor, wie eine falsche Schlange oder jemand, der ein Doppelleben führt. Es war schrecklich auch deshalb, weil ich meine Frau und die Kinder wirklich über alles liebe und eigentlich auch nicht verlassen möchte.
Den ersten Arbeitstag habe ich einerseits sehnsüchtig erwartet, andererseits gefürchtet. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es weiter gehen soll.
Wie wird der erste Kontakt und habe ich mit dem Brief alles zerstört (der Brief war, meiner Meinung nach, nicht wirklich schlimm und einige Weingummi-Schlümpfe waren auch dabei).
Der erste Kontakt war ziemlich ernüchternd. Außer ein Hallo auf beiden Seiten ist alles andere abgelaufen, als ob nichts geschehen währe. Mein Verstand sagte mir, dass das eigentlich das war, was ich wollte. Es war alles beim alten und wir konnten die gute Zusammenarbeit ohne Hindernisse fortführen. Eine Beziehung oder ähnliches währe, ohne große Verluste und Schmerzen, sowieso nicht möglich.
=> Klasse, alles beim alten!
Meine Gefühle sind da leider einer anderen Meinung und wollen sich nicht wirklich vom Verstand zähmen lassen.
Ich weiß nicht warum mir so was passiert und obwohl ich das nicht möchte, wünsche ich mir insgeheim mehr als nur Arbeitskollege zu sein. Ich wünsch mir die Aussprache, traue mich aber nicht noch einmal zu fragen. Mittlerweile glaube ich, dass Sie das nicht bewegt und Sie das Thema nicht anfassen möchte.
Obwohl ich es, wie schon zuvor geschrieben, ebenfalls begrüße, so kann ich unterm strich nicht davon weg.
Ich suche ständig - jedoch unauffällig - Ihre Nähe und möchte Sie gerne kennenlernen. Alles möchte ich aus Ihrem Leben erfahren. Sie ist es wert alle erforderlichen Strapazen auf sich zu nehmen und es durchzuziehen. Sie ist klug, selbstbewusst, nett, hat schöne Augen, eine klasse Figur, riecht immer schön und das Lachen ist einfach unvergesslich.
Objektiv gesehen kann ich meine Gefühle und mein Handeln nicht beurteilen, das können nur Außenstehende (wahrscheinlich halten mich viele für bescheuert).
An dieser Stelle möchte ich euch bitten zumindest all die, die sich das oben angetan haben mich zu unterstützen und vielleicht etwas dazu zu schreiben. Ich finde ansonsten keine innere Ruhe und weiß wirklich nicht, was ich machen soll.
Danke