Ich bin 55, seit 4 Jahren geschieden und lebe seitdem allein. Der Kontakt zum Mann meiner Schwester, der nie besonders war, hat sich in den letzten beiden Jahren insofern intensiviert, als dass wir draufgekommen sind, dass wir einige gemeinsame Interessen haben. Er hat immer ge-imkert und ich habe ihm erlaubt, auf meinem Grundstück Bienenstöcke aufzustellen, auch hat er mich zum Taekwondo-Sport gebracht und wir haben auch gemeinsam Kräutervorträge und ähnliches besucht, sprich wir mögen uns, haben ein paar gemeinsame Interessen und das wars aber auch schon. Wir telefonieren ab und zu, wobei der Kontakt immer von ihm ausgeht. Er hatte immer schon seine "Stationen", einfach Freunde, bei denen er vorbeischaute und dagegen hatte meine Schwester auch nie groß was. Und jetzt gehöre ich halt ebenfalls zu seinen Stationen, und das kann meine Schwester irgendwie nicht verkraften. Sie ist ein Jahr älter als ich und war auch in der Kindheit schon öfter eifersüchtig auf mich. Sie hat nun von mir verlangt, dass ich den Kontakt zu ihrem Mann abbreche und alle meine Erklärungsversuche, dass das rein freundschaftlich ist und ich keinerlei Absichten auf ihn habe, nicht akzeptiert. Ich habe aber auch gegenüber meinem Schwager nie Zweifel aufkommen lassen, dass für mich das rein menschlich-freundschaftlich ist und ihm auch gesagt, wenn er garstig zu meiner Schwester ist, braucht er zu mir auch nicht mehr kommen .
Es ist auch glaube ich nicht einmal die Angst meiner Schwester, ich könnte mit ihm ein Verhältnis haben, sondern einfach die Tatsache, dass ihr Mann und ich uns mögen und ich ihr dadurch seine Aufmerksamkeit "wegnehme".
Zur Zeit sind wir in einer Pattstellung. Ich sehe nicht ein, warum ich eine so nette und harmlose Gesellschaft aufgeben soll und sie sieht nicht ein, dass sie kein Recht hat, so über die Menschen in ihrem familiären Umfeld zu bestimmen.
Ich kann mich irgendwie schon in sie hineinfühlen, dass sie sich zurückgesetzt fühlt. Wir haben sie auch jüngst etwas überstrapaziert, weil ihr Mann und ich eine 200km Autofahrt zu einer Besichtigung gemacht haben und ihre Äusserung ignoriert haben, dass es ihr nicht recht ist. Mitfahren wollte sie aber auch nicht.
Dadurch ist das Verhältnis jetzt eskaliert, sie hat meine Einladung zu den Feiertagen ausgeschlagen, wodurch ich erst gemerkt habe, wie getroffen und verletzt sie ist und derzeit herrscht Funkstille. Meine Schwester und ich leiden beide sehr unter der Situation, und ich weiß nicht, wie ich sie wieder beschwichtigen kann. Der einzige, der offensichtlich nicht leidet, ist mein Schwager, obwohl meine Schwester natürlich auch auf ihn schwerstens beleidigt ist.
Wie seht ihr die Situation - bin ich ein Unmensch, weil ich mein Rechtsempfinden, was gestattet sein muß und was nicht, über das Wohlbefinden meiner Schwester stelle? Was würdet ihr tun? Ich liebe meine Schwester, aber ich mag auch nicht meinem Schwager die Tür weisen, nur weils ihr nicht passt. Guter Rat ist wirklich teuer im Moment.