Interessant ist die Reaktion deiner Frau schon
Du fragst deine Frau, ob es einen anderen gibt und sie antwortet nach einiger Bedenkzeit, dass die Frage sie kränkt und sie nicht darauf antworten wird.
Wow, das nenne ich ausweichend!
Die normale Reaktion wäre doch, es empört von sich zu weisen, dich zu fragen, wie du darauf kommst und dann alles daran zu setzen, deinen Verdacht zu entkräften. Die Reaktion zeigt, dass sie sich sehr genau überlegt hat, was am besten zu antworten sei und das zeugt nicht von überraschter Unschuld. Sie hat gewußt, dass deine Frage kommen wird. Und sie hat gelernt - wahrscheinlich sogar im Rahmen ihrer Therapie - wie mit unangenehmen, sie überfordernden Situationen umgehen. Sich Zeit verschaffen. Das hat sie bravourös getan.
Es bedeutet aber auch, dass sie dieses Verhalten auch dann an den Tag legen wird, wenn du einfach versuchst, mit ihr zu reden, sie darauf anzusprechen. Sie wird einen Mechanismus finden, sich Zeit zu verschaffen. Die Krankheit ist das Bollwerk, das sie vorschieben kann.
Normaler Weise bin ich nicht fürs Schnüffeln, sondern fürs offene Ansprechen der Ängste, die man hat. Aber in dem Fall ist es wahrscheinlich besser, du besorgst dir Beweise. Und rechne damit, dass sie auch bei kristallklarer Beweislage noch ein Bollwerk aufzufahren hat. Ihre Krankheit ist ihr Fluch und ihr Schutz zugleich.
Ob eure Ehe noch eine Chance hat, kann dir hier keiner ernsthaft sagen. Hol dir professionelle Hilfe. Einen Paartherapeuten, der auch ihre Krankheit mit ins Kalkül zieht. Die Krankheit hat deine Frau verändert. Mit psychischen Erkrankungen ist nicht zu spaßen, weil sie einen Menschen, den man vermeintlich gut kennt, unberechenbar macht.
Du liebst sie und du willst eure Ehe retten! Ich drücke dir ganz fest die Daumen und wünsche dir sehr viel Kraft für die kommenden Wochen und Monate.
Gruß, Jane