Liebe Forumuser,
das was ich jetzt schreibe, das kostet mich wirklich Nerven und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...
Meine Kindheit ist nicht rosig verlaufen. Mein Vater war ein Alkoholiker und lies dieses mich, meiner Schwester und meiner Mutter auch immer wieder spüren, indem er uns im Vollrausch schlug, uns einsperrte, es gab welche auf den Rücken mit dem breiten Ledergürtel, er packte uns Kinder und fuhr mit uns im besoffenen Zustand im Auto durch die Gegend, rief meine Mutter aus einer Telefonzelle aus an und sagte ihr, dass er dem ganzen ein Ende setzen würde, wenn sie jemals vorhabe sich von ihm zu trennen.
Mein Vater versteckte Alkoholflaschen überall im Haus, selbst in unserem Kinderzimmer, auf dem Spielplatz, im Keller, einfach überall...
Als Kind habe ich das nicht so wirklich mitbekommen, aber vor einigen Jahren fing ich an alles zu realisieren und zu verarbeiten.
Ich war 9 Jahre alt, als er starb. Er zog zuvor von zu Hause aus und besuchte eine Entzugsklinik. Dann bekam er einen Rückfall, landete auf der Intensivstation und starb in der Nacht an seinem eigenen Erbrochenem.
Als ich es am nächsten Tag erfuhr, weinte ich nicht. Meine Schwester auch nicht. Ich war befreit zu wissen, dass er uns nicht mehr weh tut. Zu wissen, dass ich wieder am Sportunterricht teilnehmen kann ohne mich für die blauen Flecken rechtfertigen zu müssen, ich konnte von da an mein Leben genießen.
Selbst heute höre ich oft von meiner Mama "Wenn dein Vater noch leben würde, dann würdest du jetzt nicht der Mensch sein, der du bist.."
Eine Anspielung auf meine Tattoos, Piercings ect...
Meine Mutter erzählte mir vor gar nicht all zu langer Zeit, dass sie von meinem Vater total verprügelt worden ist, als sie mit mir vom Juwlier zurück kam und meine ersten Ohrringe im Alter von 5 Jahren bekam...
In einer intakten Familie schleichen sich die Kinder ins Schlafzimmer, wenn sie schlecht geträumt haben, bei uns schlich sich meine Mutter zu uns ins Kinderzimmer, lag sich zu mir oder meiner Schwester ins Zimmer und schloss vorher die Zimmertür ab.
Doch alles wurde totgeschwiegen, wie ich es heute erfahren musste:
Gestern war ja Allerheiligen. Meine Familie ist sehr religiös, was den Friedhosbesuch an diesem Tag anbelangt, meine Großeltern gehen heute noch jeden Sonntag in die Kirche.
Ich war das letzte mal auf dem Friedhof, bei der Beerdigung meines Vaters, warf einen Brief in seinen Sarg mit dem Inhalt "Du Schwein!" und das war das letzte mal, dass man mich dort gesehen hat.
Warum sollte ich auch einen "Menschen" besuchen, der mir die Kindheit zur Qual gemacht hat?
Nun denn, gestern bekam ich eine SMS von meinem Onkel, dem Bruder meiner Mutter, mit einem ganz bösen Inhalt, warum ich denn so bin, dass ich nicht mal den Menschen besuchen würde, der mir das Leben schenkte... Da ich keinen Bock auf Vergangenheitsbewältigung hatte, schrieb ich eine SMS zurück, in der ich sagte, dass ja jeder Mensch anders Trauert und ich für meine Trauer nicht auf einem Feld stehen muss, unter dem von Maden zerfressenen Leichen liegen.
Er konnte es wohl nicht verstehen und betitelte mich mit Wörtern, die ich jetzt nicht schreiben will, jedenfalls stellte er mich in so ein Licht, dass mein Vater so eine Tochter wie mich nicht verdient hätte und wie gut er doch zu uns war...
Da bin ich explodiert und habe ihn mit all dem, was ich eben geschrieben haben konfrontiert und gesagt, dass dieser Mensch mir nichts bedeutet und ich nur Hass für ihn empfinde und dass ich so einen Menschen bzw das was eventuell noch von ihm übrig sein könnte, nicht besuchen werde, weil er mir eben nichts wert ist.
Doch er behauptete, dass ich eine gestörte Realität hätte, dass ich mir das alles aus den Fingern gelutscht hätte, weil ich ja eh so faul wäre und dies nur eine Ausrede wäre, um meinen fetten Hintern nicht aus dem Haus bewegen zu müssen.
Ich bat ihn damit aufzuhören so einen schwachsinn zu schreiben, doch es wurde nur noch schlimmer: Er hielt mir prädigten, dass meine Mutter sich heute noch für uns aufopfern würde, dass sie wegen uns kein geld für sich hätte, dass sie deswegen nie in den Urlaub fahren kann usw... es reichte mir, ich schrieb, dass wenn er so weiter macht, für mich gestorben wäre, dass ich das alles nicht hören will, was er da schreibt, weil das alles gar nicht stimmt, doch er ließ nicht ab und bombadierte mich noch mit zig SMS, dass er froh ist keine Kinder zu haben und schon gar nicht solche wie mich und meine Schwester...
Ich war gerade auf der Arbeit, es war ca 9 Uhr, ich brach in Tränen aus und rief sofort meine Mutter an und erzählte ihr alles. Sie hörte mir zu und war so was von empört von ihrem Bruder und konnte das alles gar nicht glauben, ich las ihr jede SMS vor, die ich bekam und die ich ihm schickte und sie wurde so sauer und sagte mir, dass sie sich schon um ihn kümmern werde und ich diese SMS blos nicht löschen solle, da sie sie mit eigenen Augen lesen will.
Jetzt ist es abends. Meine Mutter hat mich gerade angerufen, dass sie eben mit meinem Onkel telefoniert hat.
WISST IHR WAS SIE SAGT?
Es sei ein Missverständnis gewesen, ich solle mich nicht so aufregen, wir wären doch eine Familie.. Er hätte keine Ahnung davon gehabt, dass wir bzw ich geschlagen worden bin und ich soll ihm doch verzeihen...
HALLO GEHTS NOCH??????
Dieser Mistkerl hat sich bis jetzt noch nicht bei mir entschuldigt und er ist für mich gestorben, ich will keinen Kontakt zu so einem Hasserfüllten und widerlichen Menschen haben, der mir unterstellt ich würde rumspinnen und mir nicht glauben uns sich Sachen dazu denken würde, die gar nicht der Realität ensprechen.
ich bin so sauer und verzweifelt. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Für meine Mutter ist die Sache gegessen, das kann sie am besten: Schweigen und Lächeln, aber für mich nicht!
Ich will diesen Menschen nie wieder sehen und keinen Kontakt haben, aber was kann ich denn machen?
Ich weiß einfach nicht weiter...