Ich möchte hier mal meine Situation beschreiben und hoffe, daß es mir durch das Schreiben hier etwas besser geht, denn momentan bin ich ziemlich durch den Wind. Möchte mich vorweg schon mal entschuldigen, aber ich glaube, ich muß das alles etwas ausführlicher schildern...
Ich bin alleinerziehende mutter von zwei söhnen. mein älterer sohn wird jetzt bald 17 jahre und leidet seit jahren an adhs. seit seinem 4. lebensjahr wird er mit ritalin behandelt, momentan verweigert er seine medikamente... dementsprechend chaotisch verläuft sein leben. ich war eigentlich immer alleinerziehend, habe ganztags gearbeitet und vor allem mit meinem älteren sohn viel mitgemacht. hab aber immer alles irgendwie auf die reihe gekriegt. vor 2,5 jahren wurde dann von heute auf morgen diabetes II diagnostiziert mit schwerem bluthochdruck. ich mußte sofort mit insulin spritzen beginnen und mehrere tabletten täglich einnehmen (dauert bis heute so an). aufgrund der diagnose fiel ich mehr und mehr in eine depression, die schließlich in der psychiatrie endete. mir wuchs alles über den kopf, ich schaffte meinen job nicht mehr, lag stundenlag nur weinend im bett usw. 2008 befand ich mich insgesamt 15 wochen lang in kliniken (5 wochen psychiatrie, 7 wochen psychosomatische klinik, 3 wochen tagesklinik), 2009 dann nochmal 4 wochen zur reha mit dem ergebnis, dass ich jetzt für 2 jahre befristet erwerbsunfähigkeitsrente beziehe. letztes jahr zu weihnachten gab es wieder mal erhebliche probleme mit meinem älteren sohn (kriminalität) und ich stand kurz vor einem erneuten nervenzusammenbruch. mein sohn kam dann im rahmen der jugendhilfe zu einem bauernhof, wo er erzieherisch gemaßregelt wird und bisher macht er sich dort auch recht gut, zumindest wird er seinen schulabschluß dieses jahr schaffen.
vor 4 monaten habe ich dann meinen partner kennengelernt. wir haben uns sofort ineinander verliebt und die ersten 3-4 wochen waren einfach nur traumhaft. mir fiel auch nichts gravierendes an meinem partner auf. ich blüh förmlich an seiner seite auf, hab 10 kg abgenommen (hatte vorher ca. 25 kg übergewicht, was sich sehr negativ auf meinen diabetes auswirkte) und wurde von allen seiten auf mein aufblühendes aussehen angesprochen. jeder meinte, mein partner würde mir merklich guttun. ich genoß seine aufmerksamkeiten sehr, er ist der liebenswerteste mann, der mir je begegnet ist, sehr hilfsbereit, großzügig (macht mir sehr oft kleine geschenke, lädt mich zum essen ein etc.), geht liebevoll mit meinem jüngeren sohn um, der ihn schon unglaublich ins herz geschlossen hat und sogar paps nennt. er meint, ich sei seine traumfrau, er will mit mir zusammenziehen und mich sogar nächstes jahr heiraten. ich weiß und spüre, daß er mich über alles liebt und er würde alles für mich tun... wenn da nicht ein großes problem wäre...
zuerst ist es mir nur leicht aufgefallen, und ich hab es anfangs nur belächelt und als "nervosität und schusseligkeit" abgetan, aber mittlerweile weiß ich, daß viel mehr dahintersteckt...
ich hab mich anfangs nur gewundert, dass er sich immer verspätet, abmachungen nicht einhält oder verändert, etwas chaotisch ist und schlecht abschalten und entspannen kann. er ist von beruf lkw-fahrer und er schob seine schusseligkeit immer auf seinen beruflichen streß (zeit- und termindruck). daher zeigte ich anfangs oft verständnis für ihn und auch daß er stundenlang reden und erzählen konnte, ohne punkt und komma, beeindruckte mich, da ich früher nur männer kannte, die eher sprachfaul waren. mit der zeit häuften sich aber die vorfälle mit meinem partner und jedesmal, wenn ich ihn darauf ansprach, versprach er mir sofortige besserung, hatte rechtfertigungen für sein verhalten oder erzählte mir sonstige ausreden. er gab mir dann abschließend immer einen kuß, sagte mir, daß er mich liebe und damit war das thema erledigt für ihn. geändert hat sich nichts, im gegenteil, seit 2 monaten wird es von woche zu woche schlimmer. da ich mit ihm viele "dejavue-erlebnisse" hatte (mit meinem älteren sohn) und ich mir bedingt durch meinen sohn viele kenntnisse bezüglich adhs in den vergangenen jahren angeeignet hatte, sprach ich meinen partner schließlich auf meinen adhs-verdacht an. sofort bestritt er meine vermutung, spielte das ganze herunter und gab sich gekränkt und beleidigt. es gab dann mehr und mehr vorfälle, die mich sehr beunruhigten, vor allem das autofahren mit ihm: er fährt meist sehr schnell, schimpft ständig über die anderen autofahrer (die aber normal fahren), ist ständig abgelenkt und nicht konzentriert beim fahren (z.b. dreht am autoradio rum, bemerkt auf der linken straßenseite ein neu erbautes geschäft und blickt diesem sekundenlang nach, ohne auf die straße zu achten, bewundert auf der rechten seite eine autofirma mit seinem traumauto, guckt wieder nicht auf die straße, überholt riskant und provoziert durch nahes auffahren, hat schon zweimal rote ampeln überfahren, redet ununterbrochen, guckt mich oder meinen sohn auf der rückbank ständig an beim quasseln, redet mit händen und füßen, läßt dabei auch öfters das lenkrad beidhändig los). mittlerweile bin ich soweit, daß ich mit ihm nicht mehr mitfahren will, was eigentlich schade ist, da wir beide gerne ausflüge unternehmen, ich keinen führerschein habe und ihm öffentliche fahrten mit bus oder bahn ein greuel sind.
zuhause läuft es ähnlich: er ist meist irgendwie in bewegung, rennt dabei von zimmer zu zimmer, quasselt unentwegt (oft erzählt er mir irgendwelche geschichten vom "freund seines schwagers, dessen tante und wiederum deren tochter"..... schweift dabei vom hunderste ins tausendste ab, redet dabei in einer geschwindigkeit, als ginge es um sein leben und vergißt vor lauter eile beim sprechen ganze wörter, sodaß ich oft gar nicht weiß, wovon er eigentlich redet. frage ich dann nach oder fällt es mir schwer, ihm ständig aufmerksam zuzuhören, reagiert er sofort gereizt und/oder beleidigt. er beginnt tausend kleine arbeiten gleichzeitig, bringt aber nichts zuende, gerät dadurch in streß und zeitdruck, wird dann extrem hektisch und reizbar. er hat null zeitgefühl, verschätzt sich ständig in der zeit (z.b.: er: wann gibt es essen? ich: in 15 minuten. er: ok, dann gehe ich zwischenzeitlich baden... dabei wissen wir eigentlich beide, daß er es noch NIE geschafft hat, in 15 minuten zu baden! oder: wir wollen meine eltern besuchen, er, mein jüngerer sohn und ich müssen uns noch duschen, anziehen, stylen, es ist bereits 11 uhr und wir wollen um 12 losfahren, da beginnt er in aller ruhe, sein altglas und altpapier zu sortieren und will es "schnell" noch zum wertstoffhof wegfahren...). ich versuche meist eh schon, sehr großzügig zu planen, dennoch wird es oft stressig oder wir schaffen es nur, indem ich ihn enorm antreiben muß. meist bekomme ich dann noch einen patzigen und gereizten kommentar von ihm ab, weil ICH ihn so stresse.
da er fernfahrer ist, sehen wir uns nur am wochenende, worüber ich derzeit sehr froh bin, weil ich merke, dass das alles sehr anstrengend für mich ist. wir telefonieren daher mehrmals täglich miteinander, aber selbst die telefonate sind mittlerweile stressig. er erzählt meist nur von sich und seinem tag, nebenher macht er 1000 andere sachen (am laptop was suchen, essen/trinken etc. > wohlgemerkt, das alles WÄHREND des fahrens!). er teilt sich seine termine total knapp ein, daß er im falle eines staus oder evtl. verschlafens sehr oft verspätet am ladeort ankommt, bekommt dann rüffel von seinem chef, fühlt sich dann total ungerecht behandelt, sucht dabei ständig nach ausreden, bezeichnet seinen job als sicher, kriegt aber jedesmal fast einen herzinfarkt, wenn ein einschreiben in seinem briefkasten liegt und befürchtet die kündigung. es war bisher 3 x so, daß er freitags ein einschreiben im briefkasten hatte und es erst montags bei der post abholen konnte. das wochenende war dann horror! er steigert sich völlig überzogen in eine kündigung vom arbeitgeber rein, läßt sich nicht beruhigen, quasselt ununterbrochen "was wäre wenn....", geht 1000 gründe für das einschreiben durch, kann keinen klaren gedanken mehr fassen, ist völlig hektisch. meist ist es dann wieder mal ein bußgeldbescheid wegen irgendwelcher fahrfehler (zu schnelles fahren, unerlaubtes befahren von straßen mit dem lkw etc.), ich glaube, er hatte in den letzten 4 monaten ca. 500 euro zu zahlen rein an bußgeldern. Dabei ist zu erwähnen, daß er schon mehrere male in unfälle verwickelt war, die vom leichten bis zum tödlichen unfall reichen, 3 menschen starben insgesamt, wobei ihm wohl damals nicht wirklich die schuld daran nachgewiesen werden konnte und ich ihm das auch keinesfalls unterstellen will.... nur, es ist halt schon wahnsinnig viel passiert!
unsere freizeitgestaltung läuft ähnlich ab: er plant 14 tage vorher alles genau, teilt mir jede sekunde haargenau mit, wie wir was wo und wann machen könnten. ich erkläre mich einverstanden, dann, am nächsten tag: planänderung, alles wird von ihm wieder ganz anders geplant wie noch am tag zuvor, am 3. tag hat er wieder ganz neue pläne. so geht das jeden tag, bis ich eigentlich schon gar keine lust mehr habe, noch überhaupt etwas mit ihm zu unternehmen, weil es ja sowieso wieder ganz anders abläuft wie vorgenommen. unternehmen wir dann doch mal was (dampferfahrt auf dem see) wirkt er total angespannt, ist schlecht drauf und wortkarg. ich hab oft den eindruck, daß alles, was mit mehreren menschen zu tun hat, auf ihn wie eine reizüberflutung wirkt, mit der er nicht klarkommt. in solchen situationen kommt es sogar vor, daß ich ihn oft 2-3mal direkt ansprechen muß, bevor er merkt, daß ich mit ihm rede. generell ist bei gesprächen zu 80% er der redende (obwohl ich eigentlich auch recht gesprächig bin), er erzählt mir oft 3-4mal das gleiche, wiederholt sich ständig, er hört kaum zu oder fällt mir ins wort. einkaufen und supermärkte sind ein alptraum für ihn, warteschlangen ein horror. er hat keinerlei geduld, ist dann total gereizt und aufbrausend. bemerke ich, daß er gerade in einer streßsituation ist (z.b. warteschlange) und spreche ihn beruhigend darauf an (wir sind gleich an der reihe, atme 5x tief ein und aus), reagiert er total ungehalten und genervt (was hast du nur wieder? bei mir ist alles ok, hör doch mal DU auf!).
die situationen werden immer häufiger und seinerseits aggressiver. versuche ich ihn in ruhe darauf anzusprechen, spielt er alles total runter (jaja, so schlimm ist das doch gar nicht). erst wenn ich deutlicher werde und sogar eine trennung erwähne, reagiert er fast geschockt, gibt alle fehler zu, bekennt all seine schwierigkeiten, gesteht mir immer wieder seine tiefe liebe zu mir, gelobt besserung und einsicht. solche gespräche dauern dann in der regel 2-4 stunden, was mich unglaublich anstrengt. selbst wenn ich ihn bitte, daß wir jetzt beide mal darüber schlafen sollen, ich nicht mehr reden will und kann, MUSS er das ausdiskutiert haben, setzt mich dabei unter druck (wir müssen das JETZT ausreden, so kann ich nicht schlafen, wie soll ich da morgen lkw fahren können?!?). er ist dann teilweise wie ein kleines kind, wenn in seinen augen alles besprochen und geklärt ist, will er unbedingt zum abschluß einen kuß als zeichen, daß jetzt wieder alles ok ist. gebe ich ihm den kuß nicht, kann es sein, daß das ganze gespräch wieder von vorne beginnt (was ist denn jetzt wieder? wir haben doch alles besprochen! sag, was ist los!).
ich weiß, daß ich sehr wichtig für ihn bin. ich habe seine eltern und seine schwester kennengelernt, das sind alles sehr liebe und herzensgute menschen. auch mich und meinen jüngeren sohn haben sie in ihr herz geschlossen. mein partner gibt sehr viel auf die meinung seiner eltern und erwähnt dabei immer wieder, daß auch seine eltern der meinung sind, ich sei bisher die beste frau in seinem leben. er hat bisher ein sehr bewegtes leben gehabt (ADHS in der Kindheit > Internat > Abgebrochene Ausbildung > Alkoholmißbrauch als Jugendlicher > Haftstrafe > gescheiterte Ehe > Suizidversuch > Schulden). Spreche ich ihn auf einzelne stationen seines lebens an oder hinterfrage diese, spielt er alles herunter (war doch nicht schlimm, macht doch jeder mal) oder gibt anderen die schuld. ich habe seine eltern ebenfalls als hyperaktiv erlebt, sein vater ist sehr nervös, seine mutter redet sehr viel, ebenso hat sie teilweise wahnvorstellungen (ihr schutzengel wäre ihr schon mehrmals begegnet, bücher fliegen im zimmer rum), seine schwester litt an depressionen. bis auf seine schwester hat aber niemand diesbezüglich einen psychiater konsultiert. mein partner hat dazu noch andere "kleinigkeiten" (ist sehr unordentlich, hat teilweise schlechte manieren, ist eifersüchtig, obwohl ich ihm keinerlei grund dazu gebe), das sind allerdings keine k.o.-kriterien für eine trennung für mich. seit wochen kracht es regelmäßig einmal am wochenende, er verspricht mir dann alles und gelobt besserung. ich merke dann auch vereinzelt, daß er sich wirklich um besserung bemüht, jedoch habe ich den eindruck, als fehlt ihm das durchhaltevermögen und bereits nach einigen tagen ist alles wieder beim alten, teilweise sogar noch schlimmer. er sucht nach konfliktlösungen, stellt dazu regeln auf und bricht sie dann selbst wieder. er nimmt sich abends dinge vor, die er gleich morgens erledigen will, bekommt aber dann am nächsten tag seinen hintern nicht hoch, zieht alles in die länge (mach ich später) und gerät dann wieder in zeitdruck und hektik. ich habe das gefühl, er befindet sich momentan in einem teufelskreis. er weiß, daß er vieles falsch macht, bemüht sich dann, hält aber nicht durch, ist dadurch frustriert und gereizt, weil ich wieder kritisiere und reagiert daraufhin wieder völlig falsch bzw. macht fehler. wenn er einsichtig ist und wir ein gutes gespräch führen bzw. er versucht, mit mir an lösungen zu arbeiten, bittet er mich dabei u.a., ihn auf sein fehlverhalten aufmerksam zu machen, wenn die situation gegeben ist. Ist dies dann der fall, reagiert er sofort gereizt, wird laut, sucht nach ausreden, rechtfertigt sich und sucht die schuld bei anderen (das habe ich nur gemacht, weil du/er/sie/es das gesagt/getan hast/haben!). dabei hat er auch extreme stimmungsschwankungen, von himmerhoch jauchzend bis zu tode betrübt. dabei fällt mir besonders auf, daß er mich in der einen minuten "mein ein und alles, bin so froh, daß es dich gibt, ich liebe dich von ganzem herzen" nennt, und in der nächsten minute völlig verachtend und abwertend behandelt. der grund für so ein negatives verhalten ist dann oft banal, es reicht dann schon aus, wenn ich eine andere meinung habe wie er (z.b. er: ich finde, das ist ein super musiker, ich: mir gefällt seine musikrichtung weniger.).
Zu erwähnen ist auch, daß er manchmal erwähnt, daß, falls wir uns trennen würden, er sich gleich aufhängen oder gegen den nächsten baum rasen könnte, weil ja dann eh "alles gelaufen ist". ich bin dann immer sehr beunruhigt, da er ja schon einen sehr ernst gemeinten suizidversuch unternommen hat.
die letzten 2 wochen waren extrem anstrengend für mich, er hatte urlaub und war mehrere tage am stück bei mir (wir haben bisher nur eine wochenendbeziehung geführt). ich habe in letzter zeit so ziemlich all unsere planungen übernommen, kümmere mich um seine termine, erinnere ihn an seine vorhaben etc. da er wirklich ein sehr liebenswerter mensch sein kann und ehrlich um unsere beziehung kämpft, ging er jetzt auch mit mir zu meiner psychiaterin (die mich wegen meiner depressionen behandelte und mich seit 2,5 jahren kennt), weil er sich in bezug auf adhs helfen lassen will. diese meinte nach 2 stunden, daß sie denke, daß er deutliche anzeichen von adhs zeige, sie aber gerne noch eine 2. meinung von einem kollegen einholen will. bei diesem kollegen (ebenfalls psychiater) waren wir nun am vergangenen freitag. und auch dieser bestätigte die adhs-vermutung. er war aber sehr sachlich und wenig einfühlend in seiner diagnostik. er erklärte meinem partner kurz angebunden, daß adhs durchaus behandelbar sei mit medikamenten, er dann allerdings seinen beruf als fernfahrer an den nagel hängen müsste, weil die medikamente betäubungsmittelpflichtig wären und der gesetzgeber diesbezüglich - selbst bei einer ärztlichen verordnung - keine klare regelung vorsieht bzw. er (der arzt) davon ausgeht, daß die einnahme der medikamente für einen lkw-fahrer ein fahrverbot erbringen könnte. als alternative nannte er uns ein betäubungsmittelfreies medikament, dessen kosten sich monatlich auf 300 euro belaufen würden, und von meinem partner selbst zu tragen wären. was für meinen partner natürlich nicht möglich ist - zumindest nicht als dauermedikament. so, und mit diesen informationen schickte uns der arzt also nach hause. das wochenende - ein horror. ich habe wirklich versucht, verständnis für meinen partner und seine wirklich schwierige situation aufzubringen, aber er steigerte sich von stunde zu stunde mehr in erregung. ich hab mit worten, mit anti-stress-tee, mit entspannungsmusik und ähnlichem versucht, ihn zu beruhigen, aber er schmetterte alle bemühungen von mir äußerst gereizt und mit verächtlichem tonfall ab. er lief 4 (!!!) stunden ununterbrochen in meiner wohnung rum, redete wie im schwall, teils völlig unsinniges zeug, war total hektisch, traf entscheidungen (ich mach das jetzt soundso) und änderte sie bereits nach 10 minuten wieder (nein, ich mach es jetzt soundso). auch ich fahr schon völlig fertig, fahrig und nervös. er legte sich dann auf die couch und heulte nur noch. ich denke mal, er hatte einen totalen nervenzusammenbruch. er beruhigte sich dann etwas und meinte, er wolle nie wieder lkw fahren, der job würde ihn nervlich fertig machen. er bat mich dann, seinen chef zu informieren und ich hab dann am sonntag abend seinen chef angerufen und ihn krank gemeldet. am montag habe ich dann sofort versucht, meine psychiaterin telefonisch zu erreichen, leider war sie nicht da. ich hab dann rumtelefoniert, u.a. mit dem arbeitsamt, um mich nach einer umschulung für meinen partner zu erkundigen. diese meinten, das wäre grundsätzlich möglich, er müsse halt mal vorbeikommen. ich hab ihn aufgebaut, nach lösungen gesucht, ihm positiv zugeredet, ihm meine hilfe versprochen und und und..... heute vormittag kam dann ein anruf meiner psychiaterin: sie will meinem freund unbedingt helfen, sie hat intensiv nach einem arzt gesucht und einen facharzt für adhs bei erwachsenen gefunden, sie hat sogar schon einen termin in 2 wochen bei diesem ausmachen können. ferner möchte sie eine kernspind-untersuchung bei meinem freund machen lassen, auch dazu hatte sie schon einen termin. sie meinte, dieser adhs-facharzt würde auch gutachten erstellen, daß mein partner durchaus mit seinen medikamenten lkw fahren dürfe und adhs durchaus gut behandelbar wäre, sodaß er ein durchaus normales leben und wir eine normale beziehung führen können. insgesamt also sehr positive nachrichten und auch eine perspektive! dennoch blieb mein partner nach diesem anruf meiner psychiaterin sehr gereizt und angespannt. ich telefonierte dann nochmals mit seinem chef (er wollte dies nicht selber tun, meinte, er "hätte jetzt keine nerven für ein telefonat mit dem chef") und teilte diesem die dauer der krankmeldung mit (meine psychiaterin hielt erstmals 4 wochen für erforderlich). er meinte dann, daß er sehr froh ist, daß seine eltern und freunde ihn jetzt unterstützen würden, nur von MIR würde er sich wünschen, daß ich ihm nicht so oft in den rücken fallen würde!!! ich war sprachlos, ging völlig perplex aus dem schlafzimmer raus. 10 minuten später hörte ich ihn schnarchen im schlafzimmer... ich saß 2 stunden im wohnzimmer, war völlig erschöpft, enttäuscht, gekränkt, verletzt und und und.... ich versuchte verständnis für ihn zu haben, und fühlte mich doch so ausgelaugt und verletzt. und dabei hatte er mich morgens noch in den arm genommen, mir gesagt, wie sehr er mich liebe, wie sehr er meine hilfe schätzen würde und er unendlich froh und dankbar wäre, daß er mich hat. und dann wieder so ein unüberlegter spruch, der eine tiefe kränkung in mir hervorrief. bin ich zu empfindlich? oder liegen nur meine eigenen nerven blank? ich habe angst, daß ich psychisch bald wieder so weit bin, daß ich - wie vor 2 jahren - wieder in die klinik muß...
als mein freund nach 2 stunden ausgeschlafen hatte, kam er zu mir ins wohnzimmer und tat so, als wäre alles ok. wollte mich umarmen, küssen.... ich blockte ab. er spielte den beleidigten und fuhr dann zu sich nach hause (er war 5 tage bei mir gewesen). 3 stunden später erhielt ich eine sms von ihm: alles scheiße, auto kaputt, seine wohnung ist voller ungeziefer, kammerjäger kommt morgen, kostet alles jede menge geld, was er doch für ein armer tropf wäre etc....
ich hab ihn dann angerufen, wir reden, er versinkt im selbstmitleid, spielt seine aussage von mittags herunter, ich wäre so gereizt (warum wohl???). ich bin total fertig, sage ihm, daß ich nicht mehr kann, daß ich jetzt zeit brauche und nicht mehr weiß, ob und wie alles weitergehen soll. lege den hörer auf. 10 minuten später diese sms von ihm:
ich weiß, daß du alles für mich tust, ich weiß es auch zu schätzen, kann es vielleicht nicht zeigen, weil ich selber nicht mehr klar komme mit mir selber. ich will und brauch dringend eine behandlung. ich will und wollte dir nicht wehtun, es sind einfach unüberlegte aussagen. es tut mir leid, ich will und wollte dir nicht wehtun, ich will doch einfach nur wieder gesund werden. ich will doch einfach nur wieder glücklich sein mit dir.
(wörtlich so von ihm geschrieben, wiederholungen sind absichtlich mitgeschrieben)
ich antworte ihm per sms, daß ich momentan nicht mehr kann und zeit brauche. 30 minuten später sms von ihm, daß er jetzt ein beruhigungsmittel eingenommen hat, weil er sonst noch irgendeinen mist gebaut hätte...
war das wieder eine unterschwellige andeutung, daß er sich evtl. was antun will? ich antworte ihm nicht... während ich hier sitze und schreibe, schickt er mir nach 2 stunden wieder eine sms, er geht jetzt schlafen und wünscht mir eine gute nacht. ich schreibe nichts darauf zurück...
ich weiß nicht mehr, was ich machen soll... werfe ich die flinte zu früh ins korn? ausgerechnet jetzt, wo doch schon alles ins rollen gekommen ist, arzttermine stehen fest, hilfe naht... ich liebe ihn wirklich, mein größter wunsch wäre, mit ihm harmonisch zusammen zu leben, eine gemeinsame zukunft mit ihm aufzubauen. mein jüngerer sohn liebt ihn wie einen eigenen vater... er hat auch so viele gute eigenschaften und stärken. klar, daß diese in meinem bericht hier nicht groß rauskamen, aber es sind ja auch nicht seine lieben seiten mein problem, sondern die schlechten, die ja auch wiederum krankheitsbedingter natur sind... er ist ein sehr familiärer, häuslicher typ, keiner, der am wochenende mit kumpels um die häuser zieht, er trinkt und raucht nicht, nimmt keine drogen, guckt nicht anderen frauen nach (ich war mir eines mannes treue noch nie im leben so sicher wie bei ihm!), wir haben viele gemeinsame interessen, er ist großzügig, sehr hilfsbereit und und und. ja, ich liebe ihn!
sorry, für diesen extrem langen beitrag, aber es hat mir unglaublich gut getan, all das mal aufzuschreiben und evtl. auch andere meinungen dazu zu lesen! ich werde meinen bericht auf jeden fall kopieren und ausdrucken und - falls ich mich entschließe, diesen weg weiter mit ihm zu gehen - zum termin beim adhs-facharzt mitnehmen.
ich danke allen für ihre ausdauer, meine situation bis hierhin zu ende gelesen zu haben!
liebe grüße
S.