...bei meiner Familie.
Kurz zu mir:
30 Jahre alt
Katholisch erzogen
Letzte Beziehung 8 Jahre, davon 3 verheiratet
Seit Juli getrennt lebend
keine Kinder
Seit August neuer Partner
Nach unserer Hochzeit hat sich mein letzter Partner nach 5 Jahren relativ unspektakulärer Beziehung (Angst von mir, niemand anderen zu finden) sein wahres Gesicht gezeigt. Der Glaube spielt in meinem Leben eine große Rolle. Daher wusste er, dass ich mit der Hochzeit "in der Falle" sitzen würde. Er fing an, mich schlecht zu behandeln, sich wie ein Pascha aufzuspielen.
Ich spielte schon vor einem Jahr mit dem Gedanken, mich zu trennen, aber er sagte bei einem Streit zu mir "Das würdest du nie wagen. Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen!" Er hat mich psychisch fertig gemacht, ich bekam Depressionen und war Anfang dieses Jahres sogar 3 Monate arbeitsunfähig. Er ließ sich komplett gehen, nur noch der Fernseher und meine Bedienung - auch secuell - war ihm wichtig. Ich dachte, mein Leben sei zu Ende (im Sinne von "Es wird immer so weiter gehen"), da ich eine Scheidung von ihm niemals mit meinem Glauben vereinbaren könne.
Diesen Sommer habe ich es aber doch getan. Warum? Weil ich einen wunderbaren Mann kennengelernt habe, einen Seelenpartner. Vom ersten Moment an war es um mich geschehen. Nachdem ich mich Wochen gegen meine Gefühle gewehrt habe, konnte ich alles klar sehen und habe mich ihm und meiner Liebe hingegeben.
Ich habe mich also von meinem Mann räumlich getrennt und die Scheidung gefordert. Das hat ihn überfahren wie einen Bus. Niemals hat er damit gerechnet, dass ich das tun würde!
Aber ich war mir meiner neuen Gefühle sicher und wurde von meinem neuen Partner bis jetzt nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: Ich fange wieder an, zu leben! Ich genieße die Zeit mit ihm, habe sogar mich selbst und meine Sexualität durch ihn komplett neu endecken können. Er ist ein wunderbarer und liebevoller Mensch, mein seelischer Spiegel und alles, was ich mir schon immer vom Leben erhofft habe. Kurzum: Er ist der, von dem ich mich mein ganzes Leben lang finden lassen wollte.
Leider hat mein Ex nun einige gemeine Dinge gemacht:
Er telefonierte mit MEINEN Eltern und sogar meinen Großeltern, Onkeln und Tanten (mütterlich und väterlich), damit sie auch auf mich einwirken würden. Offiziell sagte er mir, dass er sich nur verabschieden wollte. Aber er hat es geschafft, dass meine Mutter, die sich am Anfang über unsere Trennung sehr erleichtert zeigte, nun auch umgekippt ist.
Alle Verwandten, vor allem die Großeltern, kommen nun zu mir und es hagelt ständig: "Denk doch noch mal drüber nach", "Versucht es doch nochmal miteinander", "Eine Ehe gibt man nicht so leicht auf" usw.
Telefonisch war das alles noch zu ertragen. Bei einem runden Geburtstag an diesem Wochehende bekam ich aber noch mehr zu spüren, wie sehr meine streng katholische Familie diese Scheidung ablehnt. Ich wurde von allen Verwandten verbal beharkt, was mir denn einfiele, warum ich meinem Nochmann das alles angetan habe usw. Kurioserweise war er bei meiner Familie nie sonderlich beliebt, was das Ganze noch paradoxer macht. Meiner Familie scheint es nur um das "Getuschel im Ort" und den "Scheidungsskandal im katholischen Hause" zu gehen. Als mein Vater mitbekam, dass ich unserer Nachbarin von meiner Scheidung erzählt habe, hagelte es auch eine kleine Standpauke von ihm.
Das hat mich sehr traurig gemacht. Ich habe mich mein ganzes Leben lang bei meiner Familie geborgen gefühlt. Mir hat es nie an etwas gefehlt. Aber jetzt habe ich etwas "Böses" getan, zumindest ist es für sie so und ich fühle mich in meinem einst geliebten Elternhaus nicht mehr wohl.
Vor ein paar Stunden dann der Auslöser meines Posts hier: In einer ruhigen Minute nahm ich meine Mutter mal auf die Seite und wollte schon mal anklopfen wegen Weihachten und ob ich meinen neuen Partner mitbringen könne. Sie reagierte entsetzt und hat mir klar zu verstehen gegeben, dass ich nur mit meinem Ex kommen dürfte. Ich soll endlich "vernünftig" werden und ihm noch einmal eine Chance geben. Natürlich hat er auch heute bei meiner Tante angerufen, gratuliert und eine kleine Trauernummer abgezogen. Dabei hat ihn meine Familie vor der Trennung nicht wirklich interessiert. Ich habe dann tränenüberströmt die Feier verlassen...
Ich weiss, dass es mit meinem neuen Partner noch sehr "frisch" ist. Von daher habe ich wirklich schon mit dem Gedanken gespielt, umzukippen und zu meinem Ex zurückzukehren. Aber ich will das nicht wirklich. Ich habe ihm schon genug Chancen gegeben und mich unsterblich neu verliebt...
Ich habe Angst, wegen all dem meine Familie zu verlieren. Daher sitze ich jetzt heulend mitten in der Nacht vor dem PC und schreibe mir den Frust von der Seele.
Was soll ich nur tun? 30 Jahre hatte ich keine größeren Probleme innerhalb meiner Familie. Ich will sie und auch meinen neuen Parter nicht verlieren :(