seufz
hallo pnooky,
ich glaube nicht, dass man einen anderen menschen *zu sehr* lieben kann. meistens ist das doch die beschönigende umschreibung dafür, sich selbst nicht ausreichend wertzuschätzen und zu lieben.
das muss qualvoll sein, in sich keinen *liebes-resonanzkörper* zu haben. wenn man die liebe, die einem zugetragen wird, in sich aufnimmt und dabei spürt, dass sie in einem nicht zur ruhe kommen, sich nicht setzen kann. nirgendwo andockt. man kann sie genau fühlen und weiß, dass sie da ist, aber tief im eigenen inneren erreicht sie einen nicht, weil der knoten, der nichts durchlässt, im weg sitzt. so stelle ich mir das vor.
in unseren (?) köpfen geistert so ne romantische vorstellung herum, dass man jemanden durch liebe heilen kann. und wenn der andere keine genesungs-fortschritte macht, kann es doch nur daran liegen, dass man selbst noch nicht genug getan hat. und dann verdoppelt man seine *bemühungen* und merkt dabei gar nicht, wie man immer tiefer in den teufelskreis hineinrutscht. bis man schließlich an sich selbst und dem anderen (ver)zweifelt.
mich erinnert das an die co-abhängigkeit eines liebenden und gut-meinenden partners, der mit einem suchtkranken menschen zusammen lebt. so wie jener alles daran setzt, die sucht zu verdecken und den partner aufzufangen, wird auch euer *system* durch deine verstärkende fürsorge indirekt stabilisiert, und die *krankheit* wird am leben erhalten. es wird gar nicht mehr das bekämpft, woran der eine krankt; es werden nur die symptome behandelt, nicht die wurzel, die ursache. der vergleich hinkt natürlich.
und wie ist es für den, der den knoten in sich trägt? er wird sich insgeheim vielleicht sehr dafür schämen, dass er die unerträgliche unzufriedenheit, die seine selbstzweifel mit sich bringen, an seiner liebevollen frau auslässt. und sich eventuell in seiner unzulänglichkeit erneut bestärkt fühlen.
ich weiß nicht, wie man da aussteigt. vielleicht, indem du beginnst, dich allmählich von der vorstellung zu lösen, für sein selbstwertgefühl verantwortlich zu sein, dass du dir (und nicht ihm) erst einmal diese last von der schulter nimmst. wenn man genau hinschaut, ist es nicht dein projekt, sondern seines, da hat sich etwas verschoben. stattdessen bist du aktiv und zermürbst dich.
die bestätigung, die du ihm gibst, ist langfristig auf sand gebaut, wenn er nicht versucht, seinen knoten zu lösen. warum sollte er sich einreden, dass er dich nicht verdient, wenn er es insgeheim nicht glaubt?
ich weiß, es ist nicht leicht, alte denkmuster über bord zu werfen. aber es wäre so schade, wenn deine energie und deine bemühungen versickern würden, nur weil sie an der falschen stelle ansetzen.
liebe grüße