aegle_12339409Der Schlüssel
Hallo Bluemoon,
ich habe Deinen Eingangsthread gelesen und diesen hier.
Du hast sehr hohe Erwartungen an Deinen Freund. Ich kann das durchaus nachvollziehen - aber in einer Beziehung sollten beiden ebenbürtig sein und nicht einer den anderen ständig antreiben.
Ich verstehe total, dass Dich sein Verhalten stört.
Mein Freund leidet auch an Aufschieberitis und ist sehr unordentlich.
Als wir frisch zusammengezogen waren, hat es mich sehr viel Mühe gekostet, ihn nicht jeden Tag anzumaulen.
Mit der Zeit lernte ich, seine Art zu akzeptieren und inzwischen weiß ich, dass er mir so viel gibt, das ich früher übersehen hatte.
Er nimmt mich, wenn er vom Arbeiten heimkommt, immer in den Arm und fragt, wie mein Tag war. Er geht auch abends noch in den Keller, um Wäsche aufzuhängen. Er kümmert sich um die Gelben Säcke. Er macht mich darauf aufmerksam, wenn kein Klopapier mehr da ist.Und und und... Er erledigt so viele Kleinigkeiten.
Zudem stellen Männer diesen Zusammenhang zwischen Mithilfe im Haushalt und Wertschätzung nicht her.
Eine Frau denkt ja immer gleich: "Wenn er sich so bedienen lässt, kann er mich nicht lieben."
Ein Mann denkt einfach nur: "Aha, hier türmt sich das schmutzige Geschirr, mal sehen, ob ich noch eine saubere Gabel finde."
Wenn Du eine ebenbürtige Beziehung mit einem Erwachsenen führen willst, so darfst Du Deinen Partner nicht wie ein kleines Kind behandeln.
Du schreibst doch, Du liebst ihn... Dann dürften Dir doch eine Menge positiver Dinge an ihm einfallen, oder? Versuch, Dir diese in Erinnerung zu rufen. Versuch, Negativbeispielen positive entgegen zu stellen: "Mein Freund spült ungerne und selten, dafür nimmt er mich aber jeden Abend im Bett in den Arm." Reduzier ihn nicht auf seine mangelnde Mithilfe im Haushalt!
Übrigens habe ich auch mal so eine Aufgabenliste geschrieben. Und weißt Du was? Er ignorierte sie erst völlig, wurde dann plötzlich fleißig und begann schließlich, mich an an meine Aufgaben zu erinnern! Und da fiel mir erst auf, dass auch bei mir Theorie und Praxis weit auseinander liegen. Ich schludere auch mal oder habe zu nichts mehr Lust...
Was ist für Dich wichtig? Ein Mann, der euren Haushalt schmeißt oder ein liebevoller Partner, der beruflichen Ehrgeiz und Macken hat?
Ich verstehe, dass der Beruf einen sehr fordern kann. Als Azubi muss man viel einstecken, wird oft wie der letzte Depp behandelt und muss zu Hause auch viel lernen.
Übrigens wirst Du niemals den perfekten Partner finden. Vielleicht würdest Du einen Haushaltsperfektionist finden, der seine Abende lieber in der Kneipe mit seinen Kumpels verbringt. Verstehst Du? Kein Mensch und auch kein Mann ist vollkommen und so muss man in jeder Beziehung Macken und Fehler akzeptieren. Man muss halt abwägen, ob man das kann.
Also, ich liebe meinen Freund über alles und würde ihn niemals gegen einen anderen eintauschen wollen. Ich habe 6 erwachsene Jahre lang nur Sch* mit Männern erlebt, bei den meisten haben die Basics wie Verabredungen einhalten nichtmal funktioniert!!! Mein Freund ist ein Chaot, ja, aber er hat ein gutes Herz und vor allem: Er nimmt Rücksicht.
Eine Trennung als Druckmittel funktioniert nicht.
Selbst das habe ich einmal ausprobiert.
Du kannst dabei nur verlieren. Entweder er sucht sich dann eine andere oder er ist dermaßen verletzt, dass es Monate bis Jahre braucht, um sein Vertrauen wiederzuerlangen.
Du möchtest doch eigentlich mit ihm zusammenbleiben, unter der Prämisse, dass er mehr im Haushalt hilft und beruflich erfolgreich wird.
Beides kannst Du nicht beeinflussen. Du kannst ihn nur so hinnehmen, wie er ist. Es ist sehr leicht, sich nur an den Sonnenseiten zu erfreuen, aber in einer Beziehung muss man auch die Schattenseiten annehmen.
Wenn Du ihn jetzt verlässt, erreichst Du damit gar nichts. Vielleicht wird er um Dich kämpfen, Du gibst ihm eine 2. Chance und er ist kurzzeitig so, wie Du es Dir wünscht. Aber solche Chaoten bleiben Chaoten! Irgendwann wird er zu seiner ursprünglichen Art zurückkehren.
Diese Art von Machtspielchen ("Nur wenn Du mir gehorchst, bin ich lieb.") haben in einer Beziehung nichts verloren. Da musst Du Dir noch ganz arg an die eigene Nase packen.
Das, was Du mit seinen Eltern erlebst, ist ganz normal. Letztendlich ist Blut immer dicker, als Wasser und manche Schwiegereltern betrachten ihr Söhnchen als einen Heiligen und natürlich ist immer die böse Hexe von Schwiegertochter an allem schuld.
Seine Eltern sind zudem vermutlich noch in so einer Zeit aufgewachsen, wo die Hauptaufgabe einer Frau war, für ihren Mann zu sorgen.
Aber mal ganz ehrlich: Wenn vom Mann etwas zurückkommt, ist es dann nicht auch schön, für ihn da zu sein?
Versteh mich nicht falsch, ich bin in vielen Bereichen sehr emanzipiert und ich habe meinem Freund auch von Anfang an klargemacht, dass ich nicht alles alleine mache. Aber ihn abends mit einem leckeren Essen zu überraschen, macht mir total viel Spaß.
Er reduziert mich nicht auf die Hausfrauenrolle und so sehe ich ihn auch nicht als meinen Leibsklaven. Wir beide geben und nehmen, weißt Du.
Bei Dir und Deinem Freund mag das unausgewogen erscheinen, aber sieh mal genauer hin. Vielleicht gibt er Dir auch so viele Kleinigkeiten, die Du gar nicht bemerkst?
Wenn Du jetzt zu Freunden/Familie ziehst, dann rennst Du nur vor Dir selbst davon. Der Schlüssel liegt in Dir selbst. Du musst an Deiner Einstellung arbeiten, gelassener, dankbarer werden.
Klar gibt es Beziehungen, wo der Mann einen nur ausnutzt. Aber Du bist doch eigentlich ganz zufrieden mit ihm, oder?
Versuch, lockerer zu werden und hör auf, ihn bestrafen zu wollen. Du möchtest, dass er sich wie ein Erwachsener verhält, also gib ihm auch die Chance dazu. Und finde Dich damit ab, dass er vielleicht nie der Held im Haushalt werden wird.
Heart