Hallo...
... liebe Tangerinedream!
Ich fühle Mitleid mit Dir und kann Dich sehr gut verstehen, denn das Leben mit einem Süchtigen oder einer Süchtigen ist die Hölle! Ich war und bin nicht in Deiner Situation, kann mich aber insofern hineinfühlen, als meine Mutter jahrelang schwerstabhängig war. Sie hat vor vielen Jahren den Absprung geschafft und ist seitdem clean. Gottseidank!!!!
Du musst Dir immer vor Augen halten, dass ein Süchtiger krank ist. Und nicht nur das - er ist zudem sehr schwach, träge und gemütlich. Solange Du ihn also am Ende des Monats "durchfütterst", wird sich nichts ändern. Er wird die Gefahren und Folgen seiner Sucht nicht sehen, so greifbar realistisch und beschaulich Du sie ihm auch in seinen nüchternen Momenten beschreiben magst. Sicher, in diesen Momenten weiß er, dass seine Sucht ihn zerstören wird und er wird auch immer geloben, zukünftig die Finger von dem Zeug zu lassen - er wird sich aber nicht daran halten. Weil er weiß, dass Du da bist und Dich um ihn kümmerst.
Es ist ein furchtbarer Spruch, aber es ist die Wahrheit: Ein Süchtiger erkennt erst, in welcher Lage er ist, wenn er ganz unten angekommen ist. Erst dann werden ihm die Konsequenzen seiner Sucht bewusst. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass Du ihn verlassen und seiner Wege gehen lassen müsstest. Du dürftest Dich nicht in sein Leben einmischen und müsstest ihn machen lassen - was immer er gerade machen möchte. Dies kann im Schlimmsten Fall natürlich komplett nach hinten losgehen (Überdosis, etc.).
Versteh mich bitte nicht falsch - ich bin nicht hartherzig oder eiskalt oder ähnliches und ich würde niemals jemandem raten, diesen Weg zu gehen und diese Entscheidung zu treffen. Aber es ist ein Gedanke, den man im Umgang mit drogensüchtigen Menschen IMMER im Kopf haben und niemals vergessen sollte!!!
Nun zu wesentlicheren Dingen: Was sagt Dein Freund zu einer psychologischen Behandlung? Die meisten Suchtkranken sind dies aus psychologischen Gründen (das ist keinesfalls abwertend gemeint), sie versuchen, den verhassten "normalen" Gemütszustand zwanghaft in einen anderen zu "verwandeln" - sie wollen damit meist etwas verdrängen, kompensieren etc. Bei manchen Menschen ist die Sucht auch wie eine Art Hilferuf nach Aufmerksamkeit, Pflege usw. Wenn Dein Freund bereit ist, seine Sucht zu bekämpfen, dann muss er einen Entzug UND eine Psychotherapie machen. Eines ohne das andere wird nicht von Erfolg sein.
Du kannst ihn dabei unterstützen, kannst ihm dabei zeigen, dass Du ihn liebst und immer zu ihm stehst. Aber Ihr müsst das Problem beide zusammen in die Hand nehmen. Es bringt nichts, wenn Du ihn so akzeptierst, wie er ist - dann wird sich nichts ändern.
Es ist auch anders schwer genug (vor allem, wenn die Sucht multitoxisch ist) - aber ich wünsche Dir von Herzen viel Glück und Erfolg dabei und dass Du Deine Liebe so genießen kannst wie Ihr beide es verdient!
LG, S.
PS: Ich möchte natürlich nicht den Anspruch erheben, in Suchtfragen eine Expertin zu sein. Ich habe lediglich geschrieben, wie ich zu der Sache stehe und habe das bißchen, was ich (unter anderem aus eigener Erfahrung) weiß, formuliert. Ich hoffe, es hilft ein wenig.