oralie_12045614War zwar nicht an mich gerichtet, aber mag trotzdem antworten
Ich bin mir sicher zu wissen, wer ich bin. Und das schon mit nur 22. Mag sein, dass gewisse Leute die mehr Lebenserfahrung haben als ich dies jetzt belächeln (unter anderem weil sie vielleicht nicht so weit waren in meinem alter und man von sich aus auch gerne auf andere schliesst) - aber es ist so. Keine Ahnung wer ich eines Tages sein werde aber ich kenne mein momentanes ich sehr gut.
Wie komme ich darauf? In dem ich sehr lange eben nicht wusste, wer ich bin. Als Teenager war ich jahrelang depressiv (11-16) und hab mich zwei Jahre lang auch geritzt. Ich wurde gemobbt, hatte kaum Freunde. Als ich die Schule wechselte, hab ich neue Freunde gefunden und stand plötzlich mit dutzenden Leuten in kontakt. Da ist mir aufgefallen, dass ich mich bei "jeder" Person anders gab. Nicht weil ich ihnen nicht mein wahres ich zeigen wollte und cool auftreten wollte - sondern ganz einfach weil der Charakter des anderen mich beeinflusste und auf mich abfärbte. Ich hatte das gefühl als wären in mir 5-6 verschiedene Charaktäre und das mich daher niemand richtig kennenlernen und verstehen kann. Und mir wurde bewusst, dass dies unmöglich ist, solange ich mich selbst nicht durchschaue. Viele emotionen habe ich in mich hineingefressen - und beim ritzen irgendwie versucht den inneren Druck abzulassen... Das dies alles natürlich schlimmer machte ist wohl kaum erwähnenswert.
Der Weg zur Selbstfindung ist langsam. Ich denke es hat mir geholfen, mit gewissen Leuten den Kontakt abzubrechen. Nicht weil sie blöd waren oder schlechte Freunde. Sondern weil man natürlich immer die Leute anzieht, die sich mit ähnlichen Problemen rumschlagen. Ich denke die meisten wussten halt auch nicht, wer sie sind, sein wollen und was zu tun ist, um sich in diese richtung zu verändern. Das war einfach kein guter Einfluss. Ich schätze dein Ex ist so eine Person für dich wie es gewisse Freunde für mich waren. Und natürlich war es nicht leicht, mich von ihnen zu trennen aber ich denke ich hab sie ebenfalls negativ beeinflusst, weshalb ich ihnen eigendlich nachträglich gesehen einen Gefallen bereitet habe.
Heute verändere ich mein Verhalten nicht mehr unkontrolliert, wenn ich auf andere Personen treffe. Alle meine Freunde lernen die gleiche Misa kennen - enge Freunde einfach intensiver als fernere. Ich kann jetzt einfach natürlich mich benehmen.
Ein weiterer Grund ist, das ich glücklich bin und meinen inneren Frieden geniesse. Natürlich nicht immer, aber mehrheitlich.
Was ist der Sinn in meinem Leben. Das kann ich dir ganz genau sagen: Immer mich selbst zu toppen und mich zur betsmöglichen Version von mir selber zu entwickeln. Nicht an gewohntheit Festhalten, auch wenn es Sicherheit vermittelt - immer der Veränderung nachstreben. Das ist ein viel zu häufiger Fehler und ich denke je älter man wird desto schwieriger wird es. Aber man muss sich einfach immer wieder vorhalten, dass Veränderung nicht verschlechterung heissen muss - sondern das Wort Veränderung mit Verbesserung im Unterbewusstsein zu asoziieren. In wie fern setze ich das um?! Ich lerne viel - ich bilde mich ständig weiter. Selbst als ich ein Jahr arbeitete, ging ich 4 mal die Woche direkt von der Arbeit trainieren. Der 5. freie Abend nutzte ich, um chinesisch Stunden zu nehmen. Wenn ich nach Hause kam wars immer schon nach 9 Uhr und ich war ausgepowert. Noch ein Abend essen, etwas TV, ab und zu chinesisch lernen und ins Bett. Ich denke das ich mich so sehr beschäftigt hielt, jedoch immer die gleiche Tagesstruktur mir eingerichtet habe hat mir zu inneren Frieden verholfen. Und natürlich auch der Sport hat mich viel ausgeglichener gemacht. Und ich hasste Sport eigendlich immer abgrundtief. Aber jetzt bin ich überzeugt, für jeden gibt es den richtigen Sport den man nur finden muss. Und in einer Gruppe ist es immer viel leichter und lustiger als allein. Man gibt dem Körper das was er braucht und dafür kriegt man auch was zurück.
Aber anstoss zu diesem Lebensstil war, dass mein Freund ins Ausland ging. Mein Freund, von dem ich jetzt weiss, dass ich emotional abhängig war damals. Als er mir sagte er würde ein Jahr weg gehen und zwar schon in 3 Monaten brach eine Welt zusammen. Später kam raus, das seine Ausbildung da 5 Jahre dauert - jetzt macht er sogar 6 draus und ich ermutige ihn auch dazu. Als er für das Sportinternat "mich verliess" wusste ich, dass ich jetzt verdammt gut aufpassen muss, dass ich nicht wieder depressiv werde da ich so veranlagt bin. Also musste Ablänkung her sodass ich gar nicht erst dazu komme, zu viel über Probleme nachzugrübeln und meinen Freund zu vermissen. Wenn man über Dinge zu viel Nachdenkt, die man eh nicht ändern kann macht es den Kopf nur Krank. Und da ich mich schon immer mir gedacht hab, dass dieser Sport was cooles ist, hab ich entschieden mal in einen Club reinzuschauen und zu schauen, was denn meinem Freund so wichtig ist, dass er für so lange von mir abhaut. Ich wollte verschiedene Clubs vergleichen, war aber beim ersten Probetraining so begeistert vom Trainer wie er humor in die Stunde bringt und den Mitschülern das ich gleich da geblieben bin. Und so hab ich mich auf die nächste Herausforderung vorbereitet - um 1.5 Jahre später auch zum Sportinternat zu meinem Freund zu reisen.. Da war ich jetzt für ein Jahr bis zum Sommer und mach jetzt einen Französischkurs, da ich es lange in der Schule hattet jedoch hasste, dachte ich mir das es eine Verschwendung wäre es nicht auf ein fliessendes Niveau zu bringen. Bin daher bis Weihnachten in der französischen Schweiz und arbeite anschliessend. Das nächste Ziel ist es genug Geld zusammen zu kriegen um wieder zurück in die Sportschule zu gehen und ein weiteres Jahr bei meinem Freund zu sein.
Und dies führt mich gleich zum Punkt, woher ich die emotionale Unabhängigkeit habe, obwohl ich doch genau das Gegenteil verkörperte. Die Frenbeziehung die erst einem Weltunergang gleichzusetzen war, entpuppte sich als das beste, das mir je hätte passieren können. Natürlich ist es absolut sch... Sich nicht zu sehen - aber es eröffnet ganz neue Möglichkeiten an sich zu wachsen, sich zu enfalten. Denn wo man zuerst immer Kompromisse machen musste und sich dem anderen anpasste, hattte ich plötzlich so viel mehr Zeit, um einfach an mir selber zu arbeiten. Es war eine riesen Chance die ich da wargenommen habe, um mich selbstzuverwirklichen. Es hiess nämlich abheben oder untergehn und ich wollte auf keinen Fall wieder ein Opfer werden. Und auch mein Partner hat sich sehr zum positivem entwickelt. So haben wir beide Selbstverantwortung für unser eigenes Glück erlernt zu haben, und wenn man für sich selbst glücklich ist, kann dafür den anderen umso glücklicher machen. Es ist eine enorme Last, wenn man nämlich einen unglücklichen Partner hat, und auch für die Verantwortung zu tragen.
Ich denke ich habe in meinem Leben schon mehr intensive gute sowie auch schlechte Erfahrungen gemacht, als es eigendlich normal wäre für mein Alter. Und ich krieg auch immer wieder zu hören, dass ich das auch rüberbringe in einer positiven weise.
Das klingt vielleicht ein bisschen arrogant - aber ich bilde mir gar nicht was darauf ein, nein ich bin dankbar dafür, dass ich die Gelegenheiten bekommen haben, die mich hierher geführt haben - denn ich habe dies alles sicherlich nicht nur mir selbst zu verdanken. Ich habe einen weisen Freund meiner Meinung nach, der viele Grundlegende Dinge im Leben schon sehr früh verstanden hat, die andere mit 40 noch nicht verstehen. Ich wachse an der Beziehung mit ihm. Aus meine Eltern sind eine grosse Stütze - sie haben mir zwei Auslandsaufenthalte und meinen momentanen Sprachaufenthalt finanziert und ich hoffe, ihnen dies in irgend einer Weise zurückgeben zu können. Den Sportschulen hab ich viel zu verdanken. Auch das Meditieren das ich da angefangen habe, hat mir geholfen.
Und meinen Prinzipien treu zu sein... Ich denke das hat sich da einfach automatisch mitentwickelt. Wenn man selbstsicherer wird. Weil es wie ein Schlag ins eigene Gesicht wäre, diese zu verraten.
Ich hoffe meinen Beitrag inspiriert dich vielleicht in irgend einer Weise und ist dir ein Anstoss, dein Leben endlich richtig selbst in die Hand zu nehmen. Denn ich weiss wie schwer es ist. Ich war schon mit 14 am Punkt, andem ich eine Münze warf die darüber entscheiden sollte, ob ich mir jetzt mein Klappmesser das ich in der Hand hielt in die Kehle rammen soll oder nicht. Und heute - heute ist mein Ziel alles daran zu setzen, meinen Körper und Geist so gesund zu halten dass ich 100 oder älter werde.