Maurer ...
tun sich nicht schwerer und leichter als andere Menschen auch.
Sie haben ein Muster erworben, mit dem sie am besten durchs Leben kommen. Dies ist für einen Nicht-Maurer - ich nenn ihn mal einen 'Kommunikativen' - nur schlecht nachvollziehbar.
Sie kehren nicht alles in den Unterbewußtseinskeller, verdrängen also, sondern machen sich über vieles Gedanken, kommunizieren das aber nicht. Wenn man einen Maurer mal zum sprechen bringt, wäre man vermutlich überrascht, was sich unter der Schale alles abspielt.
Ich glaube, dass Menschen durch ihre Erfahrungen zu Maurern oder Kommunikativen werden. Aufgrund der Erziehung und der Rollenbilder gibt es dann zumeist männliche Maurer und weibliche Kommunikative.
Ich selbst hab von klein auf schätzen gelernt, wie gut es tut, sich auszutauschen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie hat meine Mutter mich dort hingeführt. Sie war mein Ansprechpartner für alles. Sie war Beratungsstelle, Streicheleinheiten-Ausgabe-Ort und Entschuldungs-Instanz in einem. Und das hab ich dann in meinem weiteren Leben so als angenehmen Weg für mich weiter verfolgt. Mein Bruder hingegen hat mehr dieses Zurückhaltende unseres Vaters angenommen und läßt sich nicht so schnell etwas entlocken.
Und dieses Zurückhalten, dieses sich verschließen, gibt natürlich Sicherheit, macht einen viel weniger angreifbar. Und das Rollenbild von Männern hat(te ?) viel mehr mit Kampf und Auseinandersetzung und sich behaupten zu tun als das von Frauen.
Ich versuch mal fiktiv den Verlauf eines Streits zwischen einem Maurer und einem Kommunikativen nachzuzeichnen:
Der Maurer kommt nach Hause und wirkt auf den Kommunikativen irgendwie bedrückt. Der Kommunikative fragt danach. Er interessiert sich schließlich für die Gefühlswelt dieses ihm nahestehenden Menschen. Seine Frage rührt aus einer Mischung von Fürsorge und Interesse. Auf den Maurer wirkt die Frage wie eine Bedrohung. Er will seinen Schutzwall nicht verlassen. Er will sich nicht öffnen, weil jede Öffnung Gefahr bedeutet. Er reagiert unwirsch und läßt durchblicken, dass er seinen Panzer nicht verlassen will. Das hat nichts mit ihr persönlich zu tun, es ist nur eine Form des Selbstschutzes. Aber bei ihr kommt Geringschätzung an, da für sie das 'sich öffnen' selbstverständlich und ungefährlich ist. Sie realisiert nicht, dass er nur sich selbst schützt und gar nicht im Sinn hat, sie anzugreifen. Die vermeintliche Geringschätzung trifft sie also und sie reagiert mit einer Ansage (schöner Ausdruck, Elbengel :-) ) und schon schaukelt sich der Streit hoch, denn jetzt erkennt er ihren Satz als Attacke, was er ja auch ist und reagiert darauf usw.
Mein Ansatz wäre jetzt für den Kommunikativen, die Reaktion eines Maurers als Selbstschutz zu begreifen und sich den Schuh nicht anzuziehen, dass das persönlich zu werten ist und für den Maurer, dass die wohlmeinende Frage eines Kommunikativen nicht automatisch bedeutet, dass Gefahr im Verzug ist.
Ich hab mal die Erfahrung mit einer Maurerin gemacht und irgendwann gespürt, dass ich mich verdammt weit öffnen musste, um sie aus dieser Schutzhaltung hervorzulocken. Es war, als müsste ich mehrmals wie ein Hund die Kehle zum beissen anbieten, um rüberzubringen, dass ich keine Gefahr darstelle. Das erforderte Kraft und die hatte ich nicht immer.
Und obwohl ich wußte, wie die Maurerin in etwa tickt, hab ich manches Mal kein Mittel gefunden, mit ihrem Schutzpanzer umzugehen.
Soll heißen, selbst wenn Du ein wenig um die Zusammenhänge und Hintergründe weißt, heißt das noch lange nicht, dass Du die Situationen alle locker auf die Reihe bekommst.
Und zu einer Frage, die Du stellst und die Dich vermutlich beschäftigt, wollte ich Dir noch einen kleinen Hinweis geben.
" ... und jedesmal wenn wir streiten, ist sein Gefühl für mich "weg" und die Bereitschaft die Beziehung zu beenden sehr hoch ..."
Sein Gefühl für Dich ist in dem Moment nicht wirklich weg, es wird einfach ausgeblendet, denn es behindert im Streit. Ich kenn das von mir. Wenn ich das nicht ausblende, bin ich hilflos. Ich kann dann eigentlich direkt aufhören und mich ergeben.
Hinzu kommt ja dann noch, dass sich Männer untereinander und Frauen untereinander ganz unterschiedlich streiten.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber bei Männern geht es mitunter herber zu, sie empfinden es als Klärung vielfach auch notwendig und tragen dann nicht mehr so viel nach (siehe das gemeinsame Bier trinken hinterher ;-) )
Frauen hingegen haben etwas empfindsamere Antennen und vertragen dann manche Dinge auch nicht so gut und vergessen nicht so schnell.
(wobei ich zugeben muss, dass ich diese Erkenntnisse nur aus der Entfernung gesammelt hab, vielleicht stellt es sich ja noch irgendwie anders da und hat sich mir nur noch nicht erschlossen)
Und wenn jetzt Männer und Frauen mit diesen unterschiedlichen Streitmustern aufeinander treffen, ist das ja von sich aus schon mal schwierig.
Also insgesamt betrachtet eigentlich schon erstaunlich, dass es so viele Maurer und Kommunikativen miteinander aushalten ;-)
LG
Larsen