Aus einer über knapp zweijährigen Fernbeziehung, während der meine Partnerin und ich uns 5 mal für ca. 6 Wochen gesehen haben ist nun seit knapp 2 Monaten eine "richtige" Beziehung geworden. D.h. ich habe meinen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben und bin nach Kolumbien gezogen, um mit meiner Partnerin zusammenzuleben.
Das Problem ist: seitdem ist der Wurm drinnen!!!
Es hatte sich schon zuvor angekündigt, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten: sie hat nicht mehr so richtig Verlangen nach Sex gehabt, war zurückhaltender, es hatte sich ein relatives Einschlafen unseres Sexes eingestellt; zugleich waren die letzten Kapitel auch von deulich mehr Alltagsstress gekennzeichnet; wir haben mehr Launen aneinander ausgelassen uns hin und wieder gezofft doch hat die Stimmung doch meist noch gepasst.
Seitdem ich nun seit knapp 2 Monaten zu meiner Freundin gezogen bin, ist es bei uns regelmäßig am Kriseln. Wir reden auch offen darüber. Meine Partnerin ist sehr oft gereizt und wird dann auch recht persönlich. Sie versucht sich ihr Nachlassen an ihrem Verlangen nach Sex mit mir zu erklären; auf der Suche nach Erklärungsmustern kommen ihr oft Rückblenden zu vergangenen Beziehungen. Dies ist sie auch mit ihrem Psychoanalytiker am besprechen. Doch zugleich erzählt sie mir immer auch wieder, dass ich mich verändert habe, "zu lieb" sein, zu wenig männlich, zu wenig aggressiv. Sie meint das nicht zur im Hinblick auf unseren Sex, der, wenn er denn stattfindet doch sehr leidenschaftlich ist. Sie meint das generell im Hinblick darauf, wie ich mich gebe, v.a. ihr gegenüber. Es ist klar, dass mir das alles sehr verunsichert. Zumal ich in einem fremden Land lebe und hier noch nicht richti angekommen bin, mich tatsächlich auch noch unsicher fühle. Es kommt auch hinzu, dass wir uns generelle nur auf Spanisch unterhalten, d.h. ihre Muttersprache, die ich zwar einigermaßen beherrsche, aber natürlich mich dort auch nicht so ausdrücken kann, wie ich möchte.
Neben der fehlenden oder nicht ihr angemessen erscheinenende Maskulinität ist ein weiterer Punkt auch, dass meine Partnerin gerne mit mir ihre sexuelle Phantasien teilen möchte. Sie hat mich daraufhin schon 1-3 mal angesprochen und ich war recht überrumpelt. Es fällt mir halt auch nicht einfach, darüber zu sprechen und dann zumal auch noch auf einer mir nicht allzu vertrauten Sprache. Ich bin von meinem Naturell her recht schüchtern evtl., in ihrer Wahrnehmung doch zuletzt auch zunehmend gehemmt.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass sie auch Psychoanalytikerin ist, die einen sehr offenen Umgang mit ihren Freundinnen und Freunden über Sexualität pflegt, es gewohnt ist, darüber sehr offen umzugehen.
Auch in diesem Punkt bin ich doch irgendwie in der Defensive, oder kann nicht mithalten, da ich einfach mit meinen bisherigen Beziehungen nie einen dermaßen offenen Umgang gepflegt hat und ich merke, wie ich auch zunehmend schüchterner oder unsicherer werde.
Kurzum: was als leises Krieseln begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einer Sexualitätskrise und schon auch Beziehungskrise ausgewachsen. Gefühlsmäßig sind wir uns trotz allem noch sehr nahe, wir einigen uns auch immer wieder drauf in Krisengesprächen, dass wir uns Zeit geben wollen und Geduld üben.
Ich komme so langsam allerdings schon an meine Grenzen und stelle mir die Frage, ob das irgendwie zu kitten ist. Ich kann auch nicht aus meiner Haut, bin eigentlich auch gar nicht so schüchtern, wie ich es hier gerade beschrieben habe, aber: relativ zu meiner Partnerin bin ich irgendwie doch in einer schüchternen Position gelandet.
Ich weiß nicht, wie ich mehr Maskulinität an den Tag legen sollte. Es geht meiner Partnerin auch nicht darum, dass unser Sex unbedingt härter werden soll - oder so etwas.. Das nicht, das sagt sie. Aber sie wünscht sich einen mehr spontaneren und selbstsicheren Partner; der vielleicht auch einmal verführerische Phantasien erzählen kann - aber mir fällt das alles sehr schwer und fühle mich von der Situation tatsächlich stark überfordert.
Hat irgend jemand Tipps oder auch Erfahrungen mit ähnlichen Phänomenen, sowohl im Hinblick auf die interkulturelle Dimension (klar, hier herrschen andere Maskulinitätsmuster vor, das kommt halt auch noch dazu!) als auch im Hinblick: wie kann ich denn wieder mehr Maskulinität und Attraktivität ausüben... Ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob das wirklich der Punkt ist (weil sie mich ja auch vorher schon gekannt hat, "wie ich bin"; aber ihr zufolge habe ich mich wohl auch verändert).
Vielen Dank für Tipps und Anregungen!