Eine kleine geschichte
ich finds super dass du dir zu diesem zeitpunkt schon so tiefgehende gedanken machst. und ich finde, man sollte die gefahr auch nicht unterschätzen.
dir und ihm, euch beiden ist klar, er trinkt um zu "entspannen", um runterzukommen, als ausgleich zum arbeitsstress.
nun, der stress wird sicher nicht weniger werden... also will er wohl immer so weitermachen?
mein exmann, leider, machte genau dasselbe. als ich ihn kennenlernte trank er zwar auch jeden abend etwas, aber das war immer in unserer clique in lustiger runde, ich fand das net sonderlich schlimm, gehörte zu nem netten abend dazu, und es war auch nicht so dass sich alle die kanne gegeben hätten oder sowas.
langsam schleichend ging es dann los. erst eins am abend, dann zwei. hab ihn auch immer mal drauf angesprochen, aber das alles noch nich so schlimm gesehen.
dann kam der stress und der frust und der druck im büro. irgendwann kaufte er sich die erste dose bier direkt nach feierabend, auf dem weg zur s-bahn, und zischte das erste, während er auf die bahn wartete.
wenn ich zu der zeit noch was sagte hieß es "na machen bei uns doch alle ... is in meinem job quasi als berufskrankheit anerkannt ... außerdem trink ich ja nich soooooo viel".
also mit reden kam ich nicht weiter und ganz ehrlich, ich dachte mir auch, he, er ist ja kein kleines kind und ich nich seine mama, er muss letztlich selbst wissen was er tut und es ist nicht meine art, meinen partner zu gängeln oder ihm was vorzuschreiben. wenn er's denn zur entspannung braucht ... hm ja na ok.
dann sagte er noch: was willst du denn, ist doch NUR bier. ich trinke keine harten sachen. (was auch stimmt)
irgendwann hatte er nur noch die dose in der hand. wollte abends nix mehr machen, wurde vom bier sehr müde. mit steigendem alkpegel auch verbal agressiver, ich konnte die uhr danach stellen. vergrub sich in selbstmitleid und psychisch gings total bergab, kurz gesagt.
dann ging er mal zum arzt - ein lichtblick und hoffnungsschimmer für mich - und trank nach dem besuch wochenlang keinen tropfen mehr. er war wie ausgewechselt, kochte leckeres essen abends, wirkte wieder lebendiger, lebensfroher, mehr "da". ich war glücklich.
in der zeit wurde ich schwanger.
danach fing er wieder an.
nach zehn jahren hörte ich auf, gegen seinen dickkopf und das scheißbier zu kämpfen und verließ ihn. es war nix mehr zu machen. der alkohol war wichtiger als alles andere, als ich, als seine neue kleine familie, als sein kind.
er war dem lebensdruck nicht gewachsen.
komisch allerdings, dass es offenbar auf arbeit noch funktioniert. auch morgens noch, jeden morgen wacht er nüchtern auf. am wochenende weiß ich genau, es hat keinen sinn, nach mittags bei ihm anzurufen ... und abends erst recht nicht. traurig sowat.
dein freund soll VERFLUCHT aufpassen, dass er seinen bierbedarf nicht unterschätzt. auch nur-bier kann zum alki machen, und aus 2 bieren am abend können irgendwann auch 4 werden.
er sollte sich nach einer besseren art der stressbewältigung umsehen ... wie wäre es denn mit sport, relaxen, spazierengehen oder so etwas?
er darf und sollte seinen alk wirklich nicht unterschätzen. noch mag es alles ganz ok sein, noch mag er es im griff haben (wobei ich finde, er ist schon hart an der grenze).
ich war leider zu gutgläubig und zu optimistisch. auch wenn "alk oder ich" zu übertrieben rüberkommen mag, letztlich geht es doch um diese frage, kann dich da schon verstehen. gerade wenn es da auch um kinderwunsch geht.
auch mein exmann kriegt sein leben "toll" hin, was immer die auch darunter verstehen. mein ex gönnt sich ne haushaltshilfe und geht jeden tag brav zu seinem job. tja, das wars dann auch schon. keine sozialen kontakte, frust und gejammer ansonsten, ja wie toll ist das denn?! wenn ich so viel stress habe, habe ich mein leben dann wirklich so "toll" im griff?
doch es ist möglich, sein leben hinzukriegen als alki. die frage ist nur, ist das überhaupt "leben".
wünsche dir bzw. euch alles gute und ich hoffe, er kriegt noch die kurve und sieht die gefährlichkeit ein.
lg glen