Als ich mit meinem Mann zusammen gekommen bin, war ich 16 Jahre alt und er 19. Es war von beiden Seiten die große Liebe. Das ist leider mittlerweile nicht mehr so und denke über eine Trennung nach. Der wichtigste Grund, der für mich dagegen spricht, sind die Kinder (5 und 8). Das Haus nicht so sehr, im Gegenteil, ich würde lieber in einer Wohnung wohnen. Finanziell würde ich eine Scheidung verkraften. Sicher würde ich meinen Mann auch irgendwo vermissen. Ich habe ihn auf einer freundschaftlichen Ebene sehr gern und wir haben viel miteinander erlebt.
Wir haben mehrere große Baustellen. Ein großes Problem ist die Sexualität. Mein Mann hat eine starke S&M Neigung, ich überhaupt nicht. Ich bin sexuell durchaus offen. Harmlose Dinge wie Fesseln, Augen verbinden etc. sind überhaupt kein Problem, aber das ist nichts, womit sich ein richtiger SMler sich zufrieden geben würde. Zum Zeitpunkt unserer Hochzeit war mir dieses Problem nicht klar. Ich war erst 23, mein Mann mein einziger Sexualpartner und er hatte seine Neigung auch vor der Hochzeit so nie angesprochen. Weil sie ihm selbst im Vorhandenen Ausmaß nicht bewusst war. Wir kommen beide aus sehr konservativen Elternhäusern, was dazu führte, dass wir uns beide in unserer Jugend kaum sexuell ausprobiert hatten. Ich hatte nie ein starkes Bedürfnis mit meinem Mann zu schlafen, auch nicht zu Zeiten, in denen ich sehr verliebt in ihn war. Ich war sehr jung und labil, als ich meinen Mann mit 16 kennengelernt hab (mein Bruder war gestorben als ich 13 war). Er war für mich da und das hat mir gut getan. Ich habe mich auf einer völlig anderen Ebene als der sexuellen in ihn verliebt. Dass wir nicht so eine intensive Sexualität hatten, habe ich nie damit erklärt, dass es bei uns eben nicht passt, sondern ich dachte immer, dass ich eben jemand bin, der Sex nicht so mag. Als mir klar wurde, dass ich meinem Mann sexuell nicht alles geben kann, was er braucht, habe ich sehr darunter gelitten. Vor ca. 3 Jahren haben wir uns darauf geeinigt, eine offene Ehe zu führen. Zunächst war ich etwas eifersüchtig, wenn er bei seinen SM-Partnerinnen war. Aber mir wurde zugleich auch eine Last von meinen Schultern genommen. Mittlerweile spüre ich diese Eifersucht nicht mehr. Ich habe mich dann auch mit anderen Männern getroffen. Und festgestellt, dass ich sehr wohl einen großen Sexualtrieb habe. Und es einfach nur daran liegt, dass mein Mann und ich in diesem Bereich nicht auf einer Wellenlänge sind (und es auch am Anfang unserer Beziehung nicht waren). Die offene Ehe hätte eine Lösung für uns sein können. Das Problem ist, dass ich es nicht schaffe, Sex und Gefühle zu trennen. D. h. ich habe für meine Affären zu viele Gefühle. Das schafft auf einer Seite weitere Distanz zu meinem Mann, auf der anderen Seite macht es mich emotional kaputt, weil ich jedes Mal, wenn eine Affäre vorbei ist, sehr traurig bin. Gibt es überhaupt eine Lösung für unser Problem? Auf der einen Seite denke ich, dass ich den Kindern zu Liebe es durchziehe. Die Stimmung ist bei uns nicht schlecht. Wir sind wie zwei Kumpel, die in einer WG wohnen.... Und dann wieder denke ich: "Ich bin 34, andere Leute heiraten in meinem Alter. Soll ich jetzt eine Ehe, die am Ende ist, bis an mein Lebensende durchziehen?"