Freund in den 80ern im Irakkrieg
Hi,
hier reden alle am Thema vorbei bis auf den Englischen Text.
Also mein Freund ist Iraner, war damals gegen den Irak im Krieg. Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her. Er trinkt, raucht Cannabis, hat ganz schlimme Agressionsaussbrüche, soviele Ängste vor allem, Verlassensängste, Kaufsucht, kein Vertrauen und vieles mehr.
Jetzt nach fast 6 Jahren gesteht er mir, dass er oft ausrastet, wenn er zuvor vom Krieg geträumt hat. Sonst ist er der liebste und beste Mann der Welt. Dann ist er plötzlich jemand anders, der mir sehr viel Angst macht.
Er will sich auch nicht helfen lassen. Er ist damals aus dem Krieg abgehauen, per Pferd und versteckt im Karton im Flieger nach Deutschland. Daher konnte er auch 23 Jahre nicht in seine Heimat, seine Familie besuchen und ein Jahr zuvor ist noch sein Vater gestorben, den er seit dem Krieg nicht sehen konnte.
Er tut mir sehr leid, aber ich kann ihm leider nicht helfen, wenn er sich nicht helfen lassen will. Er weiss immer mehr das viele Fehler bei ihm liegen, da ich denke das viele Kollegen ihn drauf aufmerksam machen. Er gibt sich häufig mit 20jährigen ab, die ihm anscheinend seine Jugend "wiedergeben" sollen. Er tut mir sehr leid, aber er gibt es ungerne zu, dass es so ist wie es ist. Und ich bin daher nach 2 Jahren Hölle, ausgezogen. Er hat aber mit Erfolg nie aufgegeben. Erst seit ich angefangen habe mein Leben zu leben und er dadurch auch wieder vor die Tür ging, um mitzuhalten, hat er sich gebessert und ist ruhiger geworden, da er vielleicht gesehen hat, das er was ändern muss. Aber mit Toleriertem Fehlverhalten, erreicht man leider nur eine Bestätigung seines Verhaltens und ermutigt ihn weiterzumachen oder noch schlimmer zu werden!
Dieses Trauma loswerden, völlig unmöglich. Man kann nur mit viel Geduld und viel Zeit versuchen einen Weg zu finden damit umzugehen. Mehr nicht. Leider. Ich werde solange an seiner Seite sein, wie ich Kraft dafür habe. Er hat sonst niemanden, vorallem niemanden der ihn wirklich versteht und verzeihen kann.
Ihr müsst euch gegenseitig helfen, er muss dir zuhören, aber versuch ihm nicht zu sagen dass er das abschalten soll, sondern eher dass er sich dann ruhig von dir ablenken oder leiten lassen soll, auch wenn es ihm in dem Moment nicht passt. Ich habe das nicht wörtlich übernommen, aber im Laufe der Zeit bin ich eher der Zügelhalter und jetzt ist ein wenig Ruhe eingekehrt!
Aber gut zu wissen, dass es auch anderen so geht.
Ich würde ihn auch gerne vom Alk und Kiffen weg bekommen, aber laut neuester Israelischer Studie versuchen die Kriegstraumata mit Cannabis zu verbessern. Also wenn ihm das hilft, ist das immernoch besser als irgendwann einen Ammokläufer zu Hause zu haben. Laut Ärzte schweben solche Menschen zwischen Krieg im Kopf und Überlebensphase. Also das wünscht man niemandem. Das sind ja in dem Sinne dann auch keine Alkoholkranken. Sie können sonst nicht anders überlegen.
Was ihm auch sehr gut tut aber schon fast manchmal krank ist ist sein heftiges Trainieren, bis ihm fast die Muskeln platzen.
Ich hoffe das die Jahre ihm helfen und die Einsicht das ich sein Freund und nicht sein Feind bin. Denn das verwechselt er manchmal.
Wenn nicht, dann muss man eben irgendwann getrennte Wege gehen.
Ich weiss es nicht. So lange ich kann stehe ich ihm bei. Aber ich habe gelernt, meinen Weg nicht ausser Acht zu lassen und mich nicht seinem "kranken" Ideal anzupassen um ihn glücklich zu machen, was ihn erfahrungsgemäß noch unglücklicher gemacht hat. Ich lebe, das stört ihn, aber er lebt auch wieder und wesentlich ruhiger.
Schön mit jemand darüber zu reden!
LG