Hallo liebe Forenbesucher, ich wende mich mit meinem Problem heute hier an die breite Masse, da ich der Meinung bin, ein Besuch bei einem Therapeuten würde mir herzlich wenig bringen. Zum einen, weil ich denke, dass die Abstände zwischen den einzelnen Terminen (und bis ich überhaupt einen bekomme) viel zu lang sind und zum anderen denke ich, was soll mir ein wildfremder Mensch mit nur einer einzigen Meinung weiter helfen? Hier sind sicher viel mehr Betroffene, die mir vielleicht sagen können, wie ich meinen Kopf wieder klar bekommen soll.
Zur Geschichte: Bis April 2012 war ich mit einem Mann zusammen, mit dem ich eine - für mich gefühlte - perfekte Beziehung hatte. Zufällig kam ich dahinter, dass er hinter meinem Rücken mit einer Frau, die ca. 600 km weit weg wohnte, telefonisch Kontakt hatte. Er hat sie regelmäßig mehrmals am Tag angerufen und mit ihr wohl eher kumpelmäßig geplaudert. Auch anderen Frauen hat er in einem Internetportal teils nur nette, teils aber auch sehr eindeutige Mails geschickt.
Er hat sich, und das weiß ich sicher, mit seinem weiblichen "Telefonkontakt" nie getroffen und auch so habe ich keinen Anlass zu denken, dass er sich jemals mit irgend einer aus dem Netz getroffen hat. Trotzdem war ich völlig am Boden über diese Telefoniererei und die Mailings, die er - heimlich und hinter meinem Rücken - geschrieben hat und habe die Beziehung am selben Tag, als ich das alles rausbekommen hatte, noch abgebrochen und ihn raus geschmissen.
2 Monate später sind wir uns zufällig wieder über den Weg gelaufen und haben gemerkt, dass wir ohne einander einfach aufgeschmissen waren. Also kamen wir wieder zusammen. Ich muss dazu sagen, dass ich schon 2 Ehen hinter mir habe, die eher jeweils eine Art Nutzgemeinschaft waren und diesen Mann jetzt - da bin ich mir meiner Gefühle 100 pro sicher - liebe ich über alle Maßen. Ich habe ihm bei unserem Neuanfang das Versprechen abverlangt, nie wieder heimlich hinter meinem Rücken irgend welche Kontakte zu irgend welchen Frauen zu pflegen, weil ich das einfach als einen Vertrauensbruch mir gegenüber empfinde.
In den 2 Monaten, in denen wir getrennt waren, hatte er lockeren Kontakt zu einer Frau, die er wohl auf einer Party kennen gelernt hat. Als wir wieder zusammen kamen, hat sie ihn einige Male angerufen, weil sie wohl nicht wusste, dass wir wieder zusammen sind. Er ist nicht ans Handy dran gegangen, wenn ich dabei war. Allerdings hat er wohl, weil er stets befürchtete, dass sie wieder mal anruft und ich das mitbekomme, eine zeitlang sein Handy extrem bewacht.
Zufällig bekam ich vor Kurzem mit, dass sie ihm eine Mail geschrieben hatte und ihn darin gebeten hat, die "lange Funkstille" doch wieder abzubrechen und ihr bitte mal wieder zu schreiben. Ich war stinksauer, da er mir gesagt hatte, dass sie über mich informiert war, denn ich finde, dass sie ihn dann nicht hinter meinem Rücken annimieren muss, ihm weiter zu schreiben.
Er hat mir spontan erlaubt, ihr in meinem eigenen Namen, von seinem Account aus, auf ihre Mail zu antworten, dass sie ihn und somit uns in Ruhe lassen soll. Das habe ich freundlich, aber unmissverständlich in seinem Beisein gemacht. Somit war ich beruhigt, dass er den Kontakt scheinbar auch nicht mehr will.
Trotzdem: auch wenn unsere Beziehung auch jetzt wieder perfekt läuft, komme ich über die damalige Geschichte nicht richtig hinweg. Damals kam mir ja auch alles perfekt vor und wäre ich nicht per Zufall dahinter gekommen, hätte ich nie was von seinem "Doppelleben" gemerkt. Ich habe, nachdem wir wieder zusammen gekommen sind, sehr intensiv an mir gearbeitet, um das Vertrauen in ihn wieder aufzubauchen. Ich habe ihm aber auch gesagt, dass ich hoffe, dass er es jetzt nicht nur noch schlauer anstellt, mich mehr oder weniger zu hintergehen.
Monatelang habe ich mich, mit höchst seltenen Ausrutschern, zusammen gerissen, wenn Situationen aufkamen, wo ich irgend welche Anzeichen gesehen habe. Zum Beispiel, wenn sein Handy irgendwo rumlag und wenn ich das nächste Mal dort vorbei kam, lag es in einer anderen Position. Oder dass er manchmal morgens unter einem Vorwand länger zu hause geblieben ist, ich aber schon fahren musste, obwohl wir sonst immer gemeinsam das Haus verlassen hatten.
Ich dachte sofort wieder: "jetzt telefoniert er sicher wieder mit irgend einer". Natürlich bin ich auch zwischendrin mal meinem Kontrollzwang erlegen und habe mal auf die Handyrechnung geschaut. Oder ich habe mal in sein Handy geschaut, was er mir aber ausdrücklich erlaubt hatte (zumindest, wenn er dabei war). Ich bin mir eigentlich ganz sicher, dass ihm durch die Trennung bewusst geworden ist, was er damals an mir verloren hatte, dass er nichts mehr hinter meinem Rücken veranstaltet und dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Wenn ich wieder so ein Tief bekomme, weil ich wieder irgend etwas meine zu sehen, was aber vielleicht auch ganz anders sein kann, dann kann ich ihn offen darauf ansprechen, auch wenn ich dann merke, dass er sich innerlich windet, ob aus Scham, wegen schlechtem Gewissen oder einfach, weil es nervt, weiß ich nicht.
Aber ich will ihm ja gar nicht ständig das Gefühl geben, immer auf seinem Fehler von damals rumzureiten. Ich will ihm ja vertrauen. Aber ich kann das, was passiert ist, nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Darum fühle ich mich ihm gegenüber auch oft schuldig, ihm in Gedanken zu unterstellen, dass sich alles wiederholen könnte. Mich macht das Ganze auf Dauer einfach nur krank.
Mein Freund wird wahrscheinlich bald wieder im Außendienst arbeiten. In mir kriecht die Panik hoch, dass ich dann völlig durchdrehe, vor lauter Unsicherheit, ob nicht doch wieder was abläuft, was ich dann nicht kontrollieren kann.
Ich war früher nie so. Habe meine Partner nicht kontrolliert, habe nie diese furchtbare Eifersucht gespürt wie jetzt, eben WEIL mir dieser Mann so verdammt wichtig ist und ich diese tiefe Liebe empfinde.
Mein Problem - lange Rede, kurzer Sinn, sorry - ist, dass ich nicht weiß, wie ich - und nur ich (!!!) obwohl offensichtlich alles gut läuft - diese alte Geschichte endgültig aus dem Kopf bekomme kann! Ich WILL wieder vertrauen können, ohne zu kontrollieren, ohne misstrauisch zu sein.
Wer war also schon mal in so einer Situation und wie kommt man da - möglichst ohne Therapie - wieder raus! Sorry für den Roman, aber mit 2-3 Worten war das jetzt nicht getan. Und danke vorab für alle Antworten, die mir dann vielleicht weiter helfen könnten.