Ich trage mich schon seit langer Zeit mit dem Gedanken, mein Problem mit anderen zu diskutieren, habe mir dann aber doch immer wieder gesagt, dass dies auch nichts bringen wird, weil die Situation zu verworren ist.
Jetzt also doch. (bei der Hitze kann man sowieso nicht schlafen ;) )
Ich werde etwas weiter ausholen, da eine isolierte Beschreibung der momentanen Situation wohl nicht sehr aufschlussreich wäre.
Ich bin mit meiner Freundin seit etwa sieben Jahren zusammen. Wir führen seit jeher eine Fernbeziehung (über ca. 300km). Ja, das kann tatsächlich auch über eine so lange Zeit hinweg funktionieren, allerdings meiner Meinung nach nur bei einer sehr starken Liebe. Natürlich kann ich es nur von mir -wissen-, aber meine Freundin gab mir auch immer das Gefühl, für sie der Mann fürs Leben zu sein, genau wie sie meine absolute Traumfrau ist.
Mein Ziel ist ganz klar, mit ihr zusammen zu ziehen, sobald uns das v.a. die berufliche Situation erlaubt (momentan: Studium hier, Schwierigkeit einen geeigneten Job zu finden dort). Während der vergangenen Jahre haben wir uns mit wechselnder Häufigkeit getroffen. V.a. anfangs jedes Wochenende, später im Schnitt vielleicht alle 2-3 Wochen. Dann kam eine Zeit, in der wir uns aufgrund beiderseitigen Auslandsaufenthalts nur sehr selten sahen. Erschwerend kam hinzu, dass ich mich aufgrund diverser persönlicher Probleme meiner Freundin gegenüber ziemlich schlecht verhielt (d.h. während sie mir z.B. regelmäßig Briefe schrieb und versuchte, schon damals alles in die Wege zu leiten, damit wir zusammen ziehen konnten, war ich voll und ganz mit meinen eigenen Problemen beschäftigt). Das führte dann zu einer handfesten Krise. Wir sahen uns monatelang nicht, und im absoluten Tiefpunkt sagte sie mir Dinge wie "ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe". Zum Glück konnten wir das aber überwinden.
Emotional ist jetzt alles weitgehend wieder so wie vorher. Was die Leidenschaft angeht, ist jedoch leider vollkommen tote Hose.
Auch hier eine kleine Vorgeschichte: Wir sind beide füreinander der jeweils erste richtige Partner. Insbesondere sexuelle Erfahrungen hatten wir vorher beide (so gut wie) nicht gemacht. Gerade meine Freundin hat aber schon nach ziemlich kurzer Zeit die Initiative ergriffen, und ich bin dann auch voll darauf eingestiegen. ;) Anfangs (die ersten Monate) war alles himmlisch, aber im Laufe der Zeit gab es immer öfters das Problem, dass ich wollte aber sie nicht. Vermutlich habe ich mich häufig, auch was das angeht, daneben benommen, d.h. emotional Druck auf sie ausgeübt, womit ich meistens genau das Gegenteil erreicht habe.
Nun ist es so, dass meine Freundin allgemein ein etwas "gespanntes" Verhältnis zu Sexualität hat. Beispielsweise hat sie nach eigener Aussage in ihrem ganzen Leben nur ein einziges Mal probiert, sich selbst zu befriedigen, was ihr aber nichts gegeben habe. Es ist nicht so, dass - wenn wir Sex miteinander hatten - sie daran keinen Spaß hatte oder es nicht auch wollte. Wie gesagt, die ersten Monate waren sogar eine richtig wilde Zeit. Aber insgesamt hat Sexualität für sie einen sehr geringen Stellenwert.
Die Situation heute ist, dass wir seit beinahe zwei Jahren nicht mehr miteinander geschlafen haben. Es gab zwar noch ein paar Mal etwas, was in Richtung Petting ging, aber das kann man auch locker an einer Hand abzählen. Was noch dazu kommt, ist, dass wir uns nur noch selten küssen (Zungenküsse praktisch gar keine mehr). Vermutlich hängt das ja auch mit der körperlichen Liebe zusammen. Trotzdem sagt sie mir - in für mich überzeugender Weise -, dass sie mich liebe. Außerdem hofft sie immer noch darauf, dass wir in absehbarer Zukunft endlich zusammen ziehen werden. Leider ist es relativ schwierig, mit ihr über das Problem zu reden. Wenn sie denn mal dazu bereit ist (manchmal reagiert sie etwas gereizt darauf, was allerdings auch an meiner Hartnäckigkeit liegen könnte), sagt sie mir eigentlich immer, dass sie selbst auch nicht wisse, woran es liege. Möglicherweise spielt auch eine Rolle, dass ihre Mutter vor etwa zwei Jahren schwer erkrankt ist, was sie doch ziemlich mitnimmt.
Eigentlich besteht das Problem also schon seit ein paar Jahren, aber es ist eben immer gravierender geworden. Damzufolge habe ich mir schon selbst sehr viele Gedanken darüber gemacht. Dass es immer wieder Phasen geben kann, in denen ein Partner keine Lust auf Sex hat, ist mir klar. Aber kann man noch von einer "Phase" sprechen, wenn sich dies über mehrere Jahre hinzieht...?
Ein paar Sachen kann ich ausschließen:
1. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geht sie mir nicht fremd.
2. Ich bin davon überzeugt, dass sie zumindest selbst -glaubt-, dass sie mich noch liebt, eher würde ich sagen, dass es sogar tatsächlich so ist. (aber gehört zu Liebe nicht auch Leidenschaft...?)
3. Sie wurde nicht vergewaltigt, noch hat etwas vergleichbares stattgefunden. (bevor wir zusammen kamen, ist sie zwar einmal beinahe vergewaltigt worden, konnte dem aber gerade noch entkommen, weil eine Freundin dazustieß)
4. Sie ist höchstwahrscheinlich nicht homo- oder bisexuell, jedenfalls habe ich sie das mehrmals gefragt und immer eine deutlich verneinende Antwort erhalten. Auch sonst lässt nichts an ihrem Vehalten darauf schließen.
Was haltet ihr davon? Sind körperliche Ursachen möglich, hormonelle Probleme? Ich weiß z.B., dass sie ohne die Pille sehr unregelmäßig und auch eher selten ihre Regel bekommt. Allerdings hat sich darin nichts gegenüber früher geändert.
Oder handelt es sich eben doch noch um die Spätfolgen unserer Krise? Ehrlich gesagt glaube ich selbst ja nicht richtig daran, dass die Liebe wieder zurückkommen kann, wenn sie einmal gegangen ist. Aber hoffentlich war sie das ja nie. Jedenfalls hat sie nicht gesagt, dass sie mich nicht mehr liebe, "nur" dass sie es nicht wisse.
Oder kann es tatsächlich sein, dass so eine Phase sexueller Unlust mehrere Jahre lang dauern kann?