Hallo ins Forum,
tja, jetzt bin ich hier gelandet und bitte auch direkt um euren Rat und eure Meinung. Ich hoffe, mein langer Text schreckt euch nicht ab.
Ich bin seit 9 Jahren mit meiner Frau zusammen, davon 4 als Ehemann und 3 als Vater. Meine Frau ist vom Typ her jemand, der Gefühle nicht zeigen und schon gar nicht artikulieren kann und dadurch durchaus kühl und emotionslos wirkt. Auch ist sie ein ausgesprochen dickköpfiger Mensch. Hat sie einmal eine Meinung oder Ansicht, rückt sie von dieser nicht mehr ab. Egal, wie vernünftig die Gegenargumente sind. Mit der Geburt unseres Kindes begann eine sehr, sehr schwierige Phase.
Die Probleme meiner Frau im ersten halben Jahr nach der Geburt waren: ein Kind, das wahnsinnig viel geschrien hat und ein Ehemann, der sich mehr und mehr aus seiner Rolle raus gezogen und sie so allein mit "dem Problem" gelassen hat (glaubt mir, ich bin nicht stolz darauf). Meine Probleme: Eine Ehefrau, die zu 100% nur noch Mutter und nicht mehr Partnerin war, kein wirkliches Mitspracherecht bei Erziehungsfragen. Unser gemeinsames Problem: viele teils heftige Diskussionen und das Gefühl vom anderen keine Wertschätzung zu erfahren.
Die Folgen: Meine Frau, zu dem Zeitpunkt 26, suchte sich die erforderliche Unterstützung und Zuspruch zunehmend bei befreundeten anderen Müttern und bei ihrer Familie, zumal eine ihrer Schwestern zeitgleich ebenfalls Mutter wurde. Ich zog mich in Sachen Erziehung immer mehr zurück, wurde aber auch nie wirklich rein geholt, oder in die Verantwortung genommen und war zudem vollauf mit meinem Job ausgelastet (vor allem in puncto Stresslevel). Die Diskussionen, vornehmlich über Erziehungsansichten, blieben bestehen. Spätestens nach einem Jahr verbesserte sich aber die Situation hinsichtlich meiner Vaterrolle. Allein, meine Frau hatte ihren neuen Kreis aus Familie und befreundeten Müttern gefunden und so blieb ich außen vor, wobei ich mir den Vorwurf machen muss auch nicht mit letztem Engagement gehandelt zu haben. Zudem blieb es bei den Diskussionen hinsichtlich der Erziehung, was natürlich auch ein Grund dafür war, weshalb meine Frau mich nicht wirklich einbezogen hat. Die neu auferblühte Verbundenheit meiner Frau zu ihrer Familie artete aus. Kein Tag an dem nicht mindestens 50 Nachrichten zwischen den weiblichen Familienmitgliedern geschrieben wurden. Zudem jeden Morgen und Abend Telefonate, dazu immer häufiger mehrtägige Besuche (150 km Entfernung). Die Beziehung rückte bei meiner Frau immer weiter in den Hintergrund. Dies wiederum führte bei mir auch nicht gerade zu ständigen Liebesbekundungen. Insgesamt fiel es uns immer leichter uns negativ gegenüber den anderen zu äußern. Ich möchte aber auch erwähnen, dass wir natürlich auch viele glückliche Zeiten und Phasen hatten. 2 Jahre nach der Geburt nahm meine Frau wieder ihren Job auf (25% Teilzeit), was gleichbedeutend mit ca 6-8 Fremdübernachtungen im Monat war. Da meine Frau also mehr als 20 freie Tage pro Monat hatte und der Kleine inzwischen die Kita besuchte, verfügte meine Frau über viel Freizeit, die sie damit verbrachte, ihre angesprochenen Familien- und Freundeskreisbeziehungen zu pflegen und auszubauen. Kam ich von der Arbeit stand vielleicht zwei Mal im Monat Essen auf dem Tisch. Ein Hemd oder eine Hose von mir wurde nie gebügelt. (bitte nicht missverstehen: es geht mir nicht darum, dass das die Aufgaben einer Frau sind, sondern desjenigen, der mehr Freizeit hat). Zweieinhalb Jahre nach der Geburt unseres Liebsten nahm meine Frau eine Nebentätigkeit auf (3-4 Tage pro Monat).
Obwohl die Vater-Sohn Beziehung inzwischen optimal funktionierte, gab es noch immer, wenn auch weniger, Diskussionen. Inhalt war nun der Umstand, dass meine Frau weiterhin diesen exzessiven Kontakt zu ihrer Familie hatte. Habe ich mich durch Mehrarbeit bemüht, einen möglichen gemeinsamen freien Tag zu schaffen, so hatte sie ihre Schwester zu Besuch (Übernachtung) eingeladen, oder besuchte selbst mehrtägig ihre Familie. Es wäre ja schließlich ihre Familie und sie habe bereits in den ersten Jahren den Fehler gemacht, diese zugunsten der Beziehung zu vernachlässigen. Ich versuchte ihr immer wieder zu erklären, dass ich gar nichts gegen den Kontakt, sondern lediglich gegen gewisse Zeitpunkte hätte. Dennoch sah mich meine Frau als jemanden, der ihr den Kontakt zu ihrer Familie einschränken wollte. Ich muss übrigens noch anmerken, dass ich stets bestens, so war zumindest mein Eindruck, mit allen ausgekommen bin. Aufgrund meiner Unzufriedenheit habe ich in den letzten Monaten immer wieder über eine Trennung nachgedacht. Jedoch hatte ich immer das Gefühl, dass wir es schaffen könnten, wenn wir endlich einmal beide daran arbeiten würden. Außerdem bedeutete das "Ja" am Traualtar bei mir tatsächlich "endgültig", weshalb es mir vorab auch durchaus schwer fiel, mich darauf einzulassen.
So weit die Vorgeschichte. Vor wenigen Wochen wurde ich quasi live darüber informiert, dass meine Frau gerade ein Date hat. Als ich sie anrief, kam sie direkt nach Hause. Es war ein Arbeitskollege. Es war das erste Treffen und es lief nichts. Sie sagte, es hätte gut getan, umschwärmt zu werden. Am nächsten Tag machten wir einen langen Spaziergang, mit dem Beschluss, endlich an der Beziehung arbeiten zu wollen. Schon 2 Tage später kam es jedoch zum alten Problem. Meine Frau hatte schon länger geplant mit ihren Schwestern 5 Tage zu verreisen. Allerdings kamen diese bereits 2 Tage vorher zu uns und das in einer Phase, in der wir wahrlich Zeit für uns benötigt hätten. Während ihres Kurztrips machte mich die Art und Weise des Kontakts stutzig. Es kam zu einem Telefonat, in welchem mir meine Frau mitteilte, dass sie sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher sei. Sie wisse nicht, ob sie noch welche für mich habe, oder nur am Idealbild von Ehe/Kind fest hielte. Sie möchte irgendwie frei sein, möchte ihre eigene kleine Wohnung und machen können, was sie wolle, ohne Rechtfertigungen für ihr Handeln abgeben zu müssen. Wir machten anschließend ebenfalls einen Kurztrip. Mein Ziel war es, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und meiner Frau zu zeigen, dass das Familienleben inzwischen harmonisch läuft und ihr so ein gutes Gefühl und Zuversicht geben. Wir hielten die Hand, umarmten uns und waren auch nachts nah beieinander. Parallel lasen wir ein Buch zum Thema "Paartherapie" und beschlossen einen Termin bei einem Therapeuten zu machen. Unmittelbar vor der Terimnanfrage, bekräftigte meine Frau, dass ihre Gefühle nicht ausreichend wären. Auf meine Frage, ob sie die Ehe retten möchte, antwortete sie mit: "wenn es funktionieren würde ... aber sie könne nicht daran glauben." Ich verwandelte das Ziel, die Ehe retten zu wollen, in Herausfinden zu wollen, was meine Frau möchte und erhielt damit Zugang bei ihr. Wir sprachen telefonisch mit dem Therapeuten, vereinbarten einen Termin und meine Frau spach anschließend von einem guten Gefühl, dass sie nun habe. Die folgenden 2 Familientage waren sehr angenehm und wie in den Tagen und Wochen zuvor kam es abends stets zu körperlichen Annäherungen (jedoch weit entfernt von Sex). Anschl. war meine Frau beruflich unterwegs. Eine Woche nach der Terminabsprache kam ich früher als erwartet nach Hause und hörte an der Haustür, wie meine Frau mit ihrem Date aus dem Vormnat telefonierte. Ebenfalls ein Schlag ins Gesicht: Ihre Geschwister waren die ganze Zeit über eingeweiht, befürworteten dies nicht, sprachen sich aber auch nicht dagegen aus. Am folgenden Tag kam es meinerseits zur Frage, was sie denn nun wolle. Sie eröffnete mir, dass er (verheiratet) in sie verliebt sei und auch sie ihn mögen würde. 3 lange Stunden später, erhob sich meine Frau, umarmte mich innig und ließ ihren Tränen freien Lauf. Diese Gefühlsregung ist für meine, nach außen hin kühle Frau, eine echte Sensation. Auch am nächsten Tag, vor einem Besuch bei meiner Familie, weinte sie und sagte, sie habe alles kaputt gemacht. Die Entscheidung schien zugunsten eines Eherettungsversuchs gefallen zu sein. Den Kontakt zu ihrem Date zu beenden, fiel ihr jedoch schwer. Nach einer weiteren stundenlangen Diskussion schrieb sie ihm dann. Ich habe mehrmals darum gebeten, dies nur zu tun, wenn sie auch zu 100% dahinter stehen würde. 4 Tage später, also am vergangenen Freitag bemerkte ich wieder ein ungewöhnliches Verhalten an meiner Frau. Darauf angesprochen, ließ sie mich wissen, dass es ihr schwer falle, keinen Kontakt mehr zu haben. Ich setzte ihr nun die Pistole auf die Brust und sagte ihr, dass ich dieses Hin und Her nicht mehr länger ertragen könne und nun endlich eine finale Entscheidung brauche. Meine Frau entschied sich für die Trennung, wirkte nun völlig überzeugt und ließ sich in 2 Folgegesprächen keinen Zentimeter mehr davon abbringen.
Die Nachgeschichte: Wir verbrachten auch die folgenden 3 Nächte in einem Bett. Meine Frau sagte, ihr wäre das lieber, als in einem anderen Zimmer zu schlafen. Mehr noch: Wir hatten unmittelbar nach der ausgesprochenen Trennung unseren obligatorischen Kuschelabend, wobei sie u.a. mit ihrem Kopf auf meiner Brust lag. Als ich am 2. Tag nach der Trennung abends ein wenig raus ging, stellte meine Frau zur Verabschiedung die Frage, ob wir uns nicht umarmen wollen. Als ich nach Hause kam, war meine Frau extrem neugierig und interessierte sich ungewöhnlich stark dafür, wo ich gewesen wäre. Sie hat schon länger den Verdacht, dass ich ein überdurchschnittlich gutes Verhältnis zu einer Bekannten hätte, was ich nicht leugnen kann. Dennoch ist da nie etwas gelaufen. Als ich dann neben meiner Frau lag, umarmte ich sie und fragte, wie sich das für sie anfühlen würde. "Angenehm" war ihre Antwort. Ich reagierte darauf mit: "Dann lass uns den Termin beim Therapeuten wahrnehmen.", erhielt darauf aber keine Antwort mehr. Teils aus Neugier, teils aus Bedürfnis umarmte ich sie am folgenden Morgen sehr innig und streichelte sie, was sie zuließ. Am 3. Tag war ich dann u.a. mit der erwähnten Bekannten bei einer Sportveranstaltung. Da ich später als angekündigt nach Hause kam, erkundigte sich meine Frau erneut: "Wo bleibst Du denn? Das Spiel ist ja wohl schon längst zu Ende. Ich ging ins Bett, wir schauten noch TV, ich vermied aber aus verschiedenen Gründen jeglichen Körperkontakt und verkrümelte mich auf meine Bettseite. Meine Frau hingegen machte deutlich den Eindruck, den Körperkontakt anzustreben. Sie zappelte unruhig im Bett herum, war mir zugewandt und wollte, für sie völlig untypisch, immer wieder ins Gespräch kommen, worauf ich stets einsilbig reagierte. Am nächsten Morgen erkundigte sie sich bei mir, ob ich noch immer den Wunsch hätte, dass sie zum Therapeuten mitgeht. Ich verneinte dies und beantwortete ihre dreifache Nachfrage nach meinem Wohlbefinden mit "überraschend gut". Ihr ginge es nicht so gut, entgegnete sie. Anschließend hakte sie nochmals wegen meiner 2 Ausgehabende nach. Mit wem ich wo genau gewesen wäre und ob ich geknutscht hätte? Sie sprach dann auch unvermeidliche organisatorische Punkte an (bereits begonnene Wohnungssuche, Kontaktaufteilung zum Kind, usw.). und wirkte dabei duchaus ein wenig ernüchtert. Mir schien, als wurde ihr erstmals die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. Hinsichtlich meiner Wohnungssuche erkundigte sie sich, ob es ein Zufall wäre, dass ich mich in der Nähe meiner Bekannten umschauen würde. Immer wieder sagte sie, dass das alles jetzt echt komisch sei. Als sie dann kurze Zeit später zur Arbeit ging, hatte ich den Eindruck, dass sie wieder zur Verabschiedung eine Umarmung anstrebte, worauf ich jedoch nicht einging.
Ich brauche nun erstmal Zeit. Ich freue mich über den guten Kontakt zu meiner Bekannten, gehe damit aber vernünftig und auch ihr gegenüber absolut gewissenhaft um. Sicher wird hier in naher Zukunft nichts geschehen (können).
Meine Fragen an die, die sich bis hierhin die Mühe gemacht haben, zu lesen, sind folgende:
- was geht wohl im Kopf meiner Frau vor?
- kann frau körperliche Nähe geben und dulden, wenn sie keine Gefühle mehr hat?
- was hat meine Frau zur Trennung bewogen? Die tatsächlich nicht mehr vorhandenen Gefühle, das Schwärmen für den anderen, der stärker werdende Druck, eine Entscheidung treffen zu müssen, eine etwaige Midlife Crisis?
Über ihren Schwarm sagt sie, dass sie sicher nicht von A nach B hüpfen würde und dies keinesfalls der primäre Trennungsgrund wäre. Allerdings habe ihr das Gefühl zu ihm die Augen geöffnet, ausbrechen zu wollen.
Ich bedanke mich für etwaiges Feedback.