Liebe Forengemeinde,
ich bin neu hier und habe schon sehr kluge Beiträge gelesen. Das hat mich angeregt, euch um Hilfe anzurufen.
Es ist eine lange Geschichte, aber ich versuche, sie kurz zu fassen.
Im letzten Sommer hat sich mein damaliger Chef (ist er nicht mehr) in mich verliebt. Er hat mich erobert trotzdem er verheiratet war und 2 Kinder hat. Ich war skeptisch und habe abgewehrt. Er hat sich -wie versprochen- sofort getrennt, ist 2 Monate später ausgezogen in eine 1-Raum-Wohnung.
Ich hab ihn sehr dabei unterstützt und er war äußerst optimistisch, alles zu schaffen.
Aber dann ist er nach dem Auszug im Oktober total eingebrochen. Er hat die Kinder (14 und 6) vermisst, aber mehr noch sein altes Leben, auch, wenn er das nicht richtig zugibt. Die Frau hat ihm Schuldgefühle gemacht. Sie sind auch sehr lange zusammen, er ist 39 und kennt sie seit 20 Jahren. Ich bekam Angst, ihn zu verlieren, habe auf konstruktive Lösungen gedrängt und je mehr ich das tat, umso stärker war er auf dem Rückzug.
Nach nur 2 Wochen ist er zurück gegangen. Das war am 5.11. letzten Jahres.
Er hat der Ehefrau die "Affäre" gestanden. Ich habe dann auch mit ihr geredet, an ihm vorbei, weil es mehr war als das. Wir hatten so viele Pläne.
Wir haben uns dann recht unschöne "Schlachten" geliefert und ich dachte mehrmals, es sei vorbei.
Ich liebte ihn aber immer noch. Er erklärte, seine Gefühle "verdrängen" zu wollen. Ich hab um ihn gekämpft, ihm alle Liebesbeweise der Welt geliefert.
Er lief weg und entzog sich mir, also hat auf SMS nicht geantwortet, im persönlichen Kontakt war er ausweichend oder ist richtig davon gerannt, aber er hat nie klar Schluss gemacht.
Körperlich war er vorher schon ziemlich erledigt (Bluthochdruck, Übergewicht, Workaholic) aber es wurde dann noch schlimmer. Jeder erwartet seinen Herzinfarkt oder Schlaganfall und das ist nicht übertrieben.
Im Dezember hatte er 2 Wochen Urlaub. Anfang Januar zog er erneut aus - 48 Stunden währte das, er hatte "Waffenstillstand" mit der Frau vereinbart. Dann flehte ihn die Ehefrau an, siw würde alles für ihn tun und ihn in Ruhe lassen und er ging zurück.
Das währte nicht lange, bis heute wird er kontrolliert, sie ist sogar öfter auf Arbeit aufgetaucht, um ihn zu überwachen, er bezeichnet es selbst als "Belagerung" und er habe "zu kämpfen".
Ich zog auf der anderen Seite und wir hatten über 5 Wochen im Januar eine mit alter Leidenschaft aufflammende Affäre.
Er "inverstierte" aber nicht weiter in eine Beziehung, hatte Angst, ein schlechtes Gewissen und wollte sich wieder von mir trennen...richtig ausgesprochen hat er es aber nie. Er sagte immer "Du musst mich vergessen...meinst du nicht, es wär besser so..." und immer mal wieder eine Beteuerung, dass er mich doch lieben würde.
Es eskalierte, weil er nichts für uns tat (und dabei verlangte ich schon lang nicht mehr, dass er ausziehen solle) und nun ist seit 6 Wochen Funkstille von seiner Seite. Er praktiziert also eine Trennung. Er war dienstlich viel unterwegs, ich erst krank geschrieben, dann auch, so dass wir uns nicht sehen konnten/mussten. Nun werden wir uns zwangsläufig wieder treffen, denn wir arbeiten auf dem selben Flur.
Die Informationen von Kollegen, die ich in die Geschichte eingeweiht habe, sind so, dass er noch chaotischer geworden ist seit Mitte Februar. Er zieht sich arbeitsmäßig alles an Land, was er kriegen kann, dröhnt sich richtig zu mit Arbeit.
So wie ich ihn kenne, isst er nicht (abends nach der Arbeit als eiziges (!) Mal am Tag und dann gleich ins Bett oder irgendwo vor den Fernseher, wo er in eine Art Dämmerzustand fällt), er trinkt nicht (nur Kaffee). Er erfüllt eine Menge häuslicher Pflichten (kochen, einkaufen, mit den Kindern was unternehmen). Nach Aussage im Dezember lebt er nur noch für das kleine Kind.
Als wir im Januar wieder halbwegs zusammen waren, war er etwas fitter (unsere Beziehung hat ihn wieder belebt), aber auch gestresst, da innerlich zerrissen. Nun hat er weiter zugenommen. Sein Büro ist ein Schlachtfeld, er verliert zunehmend den Überblick über die Dinge, macht Fehler, die er früher nicht gemacht hat. Es liegen überall Berge von Papier, er "mauert sich ein".
Was neu ist und sich verstärkt, ist der Umstand, dass er Dinge nun einfach so hin haut, Entscheidungen nicht mit Kollegen abstimmt, dadurch auf einmal auch auf Arbeit rücksichtslos wird. Er war sonst immer nur der "Nette". Nun bedeutet es, dass er sich zunehmend weniger für seine Außenwelt interessiert. Für mein Befinden schon gleich gar nicht, passt nicht ins Verdrängungskonzept.
Tja, mich hat er "ausgeblendet" oder "gestrichen", so würde ich's nennen. Ich hab ihm Mitte März noch mal nen Liebesbrief geschrieben, aber er reagiert nicht darauf. Nicht mal mit einer SMS nach dem Motto "Bitte lass es sein. Wir haben keine Zukunft mehr."
Sein Verhalten war immer schon indirekt, um nicht zu sagen passiv-aggressiv. Warum macht er nicht Schluss? Er will, dass ich das tue, aber ich kann es nicht. Nun sitzt er alles aus.
Ich bin seelisch extrem mitgenommen, müsste Schluss machen und packe es nicht. Ich spüre eine emotionale Abhängigkeit von ihm. Bin nun auch in Therapie.
Ich werde das Gespräch aufnehmen, aber ich überlege WIE.
Ich weiß nicht, ob ich ein ausgesprochenes Ende wegstecken könnte. Es wird aber zu 99% darauf hinaus laufen. Wohl aber auch sehr schwammig, er sagt dann wahrscheinlich "ich kann doch nicht...versteh das doch...meine Kinder...wir gehen doch so kaputt..." usw usf. Er wehrt nur ab, aber er geht nicht in die Offensive, hat er bisher jedenfalls nie getan, außer, als er mich erobert hat.
Das Ding ist nur, dass ich ohne ihn auch kaputt gehe. Weiß nicht wieso, denn er bietet mir nichts.
UND: ihn geht's auch nicht besser. Jedenfalls nicht von den Schilderungen der Kollegen ausgehend. Das ist doch auch Mist mit dem Verdrängen.
Und wer bin ich denn, dass ich verdrängt werde??!!
Also, nach eurer Meinung, kann ich noch irgendwas Konstruktives tun oder muss ich zusehen, wie er vor die Hunde geht?
Ich weiß, ich müsste mich schützen und ich bin dabei, habe auch viele Freunde, tolle Familie und die Therapie...er nichts davon, nur die Kinder.
Ich weiß, ich bin nicht für ihn verantwortlich, aber ich liebe ihn nun mal, auch, wenn er ein verdammter Idiot ist.
Bitte helft mir mit Rat!! Ganz lieben Dank,
norwood1