Hallo erstmal, ich bin neu hier, verfolge aber schon längere Zeit die verschiedensten Diskussionen hier im Forum und dachte mir nun, ich melde mich auch mal an.
Mich würde mal eure Meinung zu meiner Beziehung interessieren, und ich nehme gerne Tipps oder Rat von etwas erfahreneren Leuten an.
Ich bin männlich, 29 und seit knapp 6 Jahren nun mit meiner Partnerin zusammen, die ihrerseits 30 ist. Anfangs war es eine Wochenendbeziehung, seit 2 Jahren wohnen wir nun auch zusammen.
Wir sind optisch genau der Typ des anderen, haben sehr ähnliche Interessen, und passen insofern zusammen, als wir beide durch unsere schlimme Kindheit psychisch vorbelastet sind und daher auch Verständnis für die Probleme des anderen haben.
Leider wird die Harmonie aber durch ein paar Dinge getrübt.
Während meine Freundin die ersten Jahre unserer Beziehung noch auf meine etwas härteren sexuellen Vorlieben eingegangen ist (Anal, Bondage, SM), hat sie mir irgendwann gestanden, dass sie daran eigentlich kein Interesse hat, und sich "nur" normalen Sex wünscht.
Sie meinte einmal, sie fühlt sich leider nicht "sexy" genug, um so ausgefallene Sachen durchzuziehen. Sie hat halt nicht viel Selbstbewusstsein, da sie als Kind mißhandelt wurde und hier immer noch mit Spätfolgen wie Zwangsneurosen zu kämpfen hat. Das belastet natürlich die Beziehung generell.
Da ich sie aber zu nichts zwingen möchte, was sie nicht gerne tut, haben wir seither 08/15 Sex, bei dem sie zwar oft und heftig kommt, mir persönlich fehlt aber irgendwas.
Früher hätte ich das einfach so hingenommen, denn bei meinen vergangenen Beziehungen habe ich mehr oder weniger freiwillig alle meine eigenen Interessen und Freiheiten aufgegeben.
Womit wir bei meiner eigenen psychischen Vorbelastung wären - ich hatte keinen richtigen Vater, weshalb ich ständig auf der Suche nach meiner "Männerrolle" bin.
Ich suche mir immer Partnerinnen, die psychische Probleme haben. Einerseits wohl deshalb, weil ich Angst davor habe, eine "gesunde" Frau könnte mir überlegen sein, andererseits weil ich meinen Selbstwert gern daran aufbaue, wenn ich einer "hilflosen" Frau zur Seite stehen kann.
In früheren Beziehungen habe ich dann immer zuviel geopfert und diese fast schon krankhafte Märtyrer-Rolle aufrecht erhalten, solange bis ich daran zerbrochen bin, und dann als letzten Ausweg den Schlussstrich gezogen habe.
Meine Partnerinnen konnten das natürlich nicht verstehen - warum jemand zuerst viel mehr opfert, als nötig, und dann plötzlich entnervt die Flucht ergreift.
Das möchte ich diesmal um jeden Preis verhindern.
Darum kam es in letzter Zeit immer häufiger vor, dass ich - um meine unerfüllten sexuellen Fantasien und den ganzen Frust, den mir ihre Neurosen und Probleme bereiten, zu kompensieren - bei Parties oder Sauftouren mit meinen Kumpels schon mal mit anderen Frauen flirtete.
Meine Freundin weiß das, und wir haben eine Abmachung, dass mäßiges Flirten für beide ok ist, aber im Rausch habe ich es dann doch einmal übertrieben und muss mich jetzt "mehr zusammenreißen".
Durch diese auferlegte Selbstbeherrschung bei anderen Frauen habe ich nun aber immer öfter aufgestaute Energie und Aggressionen, die ich dann rauslasse, indem ich - zugegeben idiotisch - absichtlich mit anderen Männern aneinander gerate, um mich zu prügeln. Dabei ist es mir egal, ob ich selbst Schläge austeile oder einkassiere, Hauptsache ich kann mich abreagieren.
Wenn ich dann nach Hause komme, ist meine Freundin meistens schockiert und hält mir eine Ansprache, dass ich mich "so verändert" hätte, und dass sie doch mit einem vernünftigen, friedlichen Mann zusammen sein will, und ihr meine Macho-Aktionen nicht imponieren.
Mittlerweile merke ich aber einen Zusammenhang: Immer wenn es meiner Freundin psychisch gut geht, habe ich keine Probleme, ruhig zu bleiben, aber sobald ihre Neurosen oder diese "Sexmuffel-Phasen" auftreten, macht sich solcher Frust in mir breit, dass ich wegen Kleinigkeiten durchdrehen könnte.
Kürzlich habe ich mal den Fernseher auf stumm geschaltet, weil mich die Werbung genervt hat. Als sie daraufhin den Ton wieder eingeschaltet hat, weil sie "die Stille nicht mag", habe ich sie angeschrien, und ihr vorgeworfen, dass sie mich nicht respektiert.
Sie hat gekontert, dass ich eine krankhafte Paranoia habe, eine Frau könnte mich ausnutzen oder unterbuttern.
Ich habe abder das Gefühl, wenn ich nicht ständig für meine Freiheiten und Rechte in der Partnerschaft kämpfe, wird es wieder so kommen wie früher, dass ich irgendwann nicht mehr kann, weil ich mich ausnutzen lasse.
Das alles klingt jetzt nach einer sehr zerrütteten Beziehung, aber im Grunde liebe ich sie, und wenn sich ihre psychischen Probleme nicht bemerkbar machen (z.B. diesen Sommer im Mittelmeer-Urlaub mit unserem Hund), dann fühlt sich alles so richtig an.
Egal wie heftig ein Streit ist, genügt es meistens, dass wir uns eine Stunde später in die Augen schauen, und dann ist da sofort dieses Gefühl tiefer Zuneigung und wir können gemeinsam in Löffelchen-Stellung einschlafen...
Trotzdem weiß ich nicht, ob diese Beziehung Zukunft hat...