Er fühlt sich angegriffen...
Naja, das schlimme ist ja, dass er sich dadurch ständig angegriffen fühlt und sich dann erst recht Streit entwickelt ("du akzeptierst mich nicht" - ich werde zu demjenigen, der mit der Beziehung hadert und unzufrieden ist).
Sein Sicherheitsbedürfnis hat sich vermutlich z.T. durch seine Familiensituation ergeben, da wurden offenbar oft falsche Entscheidungen getroffen und es herrschte später auch Geldmangel, Unsicherheiten. Er behauptet sogar, er hätte die Familie vor dem Abstieg retten können, hätten seine Eltern so gehandelt, wie er vorgeschlagen hatte.
Für ihn ist sein Verhalten jedenfalls nicht pathologisch (er hasst Pathologisierungen) und sein Bruder, mit dem ich an sich ein sehr gutes Verhältnis habe, nimmt ihn ebenfalls eher in Schutz - klar. Er hat auch früher einmal in einer WG gelebt, da war alles "kein Problem". Auch seine Exfreundin hätte das nie so beobachtet. Vielmehr sieht er in mir schlechte Erziehung und einen "leichten Autismus" (ich bin selbstständig und habe keinen festen Abläufe wie er, da bin ich dann auch mal sehr fokussiert, wenn es z.B. einen spontanen Auftrag gibt und ich schnell vom Schreibtisch aus arbeiten muss). Aber nur weil ich eine Kerze anmache und dann kurz ins Arbeitszimmer gehe, um den Ausdruck zu holen, gibt es Ärger - denn das Haus könnte abbrennen! Ja, manchmal bin ich etwas verträumt, aber eins sicher nicht: schluderig oder gar schlampig.
Zum Thema wer übernimmt was: also wir haben zum Glück eine recht faire Einteilung im Haushalt, es ist entsprechend nicht so, dass ich alles übernehmen muss oder zumindest große Teile des Haushalts. Schade ist dennoch, dass wir einfach kein Teamwork können, da er immer alles allein machen will, wenn er einmal eine Aufgabe übernimmt. Und er gibt zu, dass er Teamarbeit auch einfach nicht kann - und auch komplett blödsinnig findet. Entsprechend schaffen wir es leider nur in den seltensten Fällen, ohne Stress und Frust gemeinsam zu kochen (davon abgesehen, dass er ziemlich kritisch zu meinen "Kochkünsten" steht und findet, ich würde mich zu sehr selbst loben).
Zum Schluss zu der Frage, ob er schon immer so war... ich glaube, im Grund genommen, ja. Allerdings hat er seit 1 1/2 Jahren unheimlich Frust im Job und ich glaube, dass er das teils über seinen Ordnungsfimmel und das Kontrollierende kompensiert. Zudem ist er Pädagoge und vielleicht sieht er in mir etwas, dass noch "erzogen werden muss"? Er findet so z.B., dass ich nicht ordentlich mit Messer und Gabel umgehe (ich benutze wohl das Messer zu wenig) und u.a. schnell etwas auf meine Sachen spritze (wäre ungeschickt/ würde manchmal auch nicht darauf achten) und dass meine Eltern daran Schuld hätten, dass ich Probleme als Kind gehabt hätte (ich wurde z.T. in der Schule gehänselt, weil ich etwas verträumt war).
Lebe ich in der falschen Welt oder er? Warum komme ich mir manchmal vor wie mit einer strengen Oma aus den 70er Jahren?
Liebe Grüße
Eisflocke