Hallo ihr Lieben,
ich möchte diesen Beitrag schreiben, um in meinen eigenen Vorstellungen ein bisschen "aufzuräumen", da ich das Gefühl habe, völlig verzerrte Ansichten zu haben.
Ich (w, 23) bin mit meinem Freund (auch 23) gerade mal zwei Jahre zusammen. Wir sind vor einem Jahr zusammengezogen und hatten seither Unmengen Konflikte. Daher haben wir auch eine Paarberatung aufgesucht, zu der wir immer noch regelmäßig gehen. Diese ist aber "nur" eine Beratung und keine Therapie oder so. Sie versucht zu vermitteln, aber eine richtig praktische Hilfe an sich ist es meiner Meinung nach nicht.
Ich bin ein Scheidungskind. Also vielleicht beziehungsunfähig? :-)
Meine Mutter, bei der ich aufgewachsen bin, hatte nach meinem Vater keinen Mann mehr. Das heißt, dass ich im Grunde keine Vorstellungen von einer funktionierenden Beziehung habe. Ich weiß also selbst, dass ich vielleicht einige Dinge in meinen "perfekten Vorstellungen" revidieren muss und daran arbeite ich auch fleißig.
Aber seit einiger Zeit bin ich oft traurig. Mein Freund ist ein aufbrausender Typ, der anfangs sehr um mich geworben hat. Dieses starke Werben war mir fast zu viel und auch seine Eifersucht. Das das zur anfägnlichen Verliebtheit gehört, ist mir bewusst und dass sich das auch ändert, ist ganz natürlich. Aber seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass ich ihm schlichtweg egal bin. Deshalb habe ich auch öfters extreme Streitsituationen fast schon heraufbeschworen um wenigstens dann von ihm zu hören, dass er mich nicht verlieren will. Sonst sagt er nicht mehr, dass er mich liebt. Er hat sich früher die schönsten Erlebnisse und Überraschungen für mich ausgedacht. Heutzutage muss ich tagelang darum betteln, vielleicht mal ein Frühstück zu bekommen - oder einfach nur dass wir mal zusammen Zeit verbringen. Mittlerweile konkurriere ich mit seinem PC. Ich bin kein Hobbyloser Mensch. Habe auch viel zu tun, aber wie oft würd ich mir wünschen, dass er einfach mal sagt: "Heute möchte ich Zeit mit meiner Freundin verbringen!"
Ich habe mittlerweile meine Erwartungen an eine Beziehung auf das Minimum runtergeschraubt, aber mir fehlt einfach die Romantik.
Jeden, den ich bisher gefragt habe und auch unsere Therapeutin meint dazu, dass das normal sei so. Ich habe sehr damit zu kämpfen, diese Situation als normal anzusehen, aber habe auch Angst zu sagen, dass ich gehe - den nächsten finde, der mich wieder auf Hängen trägt und später alles genauso nebeneinander herlaufen wird wie jetzt. Ich merke schon, dass er sich öfter mal Mühe gibt, zumindest die Geschirrspülmaschine einzuräumen oder wenn ich nach Hause komme, aus Höflichkeit aufzustehen und mich zu begrüßen, anstatt weiter vor dem PC zu sitzen. Aber darum habe ich lange betteln müssen. Ich habe immer mehr das Gefühl, um seine Liebe betteln zu müssen.
Gestern ging ich zu ihm und sagte ihm, dass ich ihn liebe. Er hat es wiedermal nicht erwiedert. Vor einiger Zeit konnte er diese Worte nicht oft genug sagen. Er ist nicht die Bohne eifersüchtig. Wenn ich mit Freundinnen aufgetakelt weg gehe, wünscht er mir viel Spaß und fragt nicht nach, wann ich nach Hause komme... es wirkt eher als wäre er froh, endlich allein zu sein. Er war eben nicht immer so. Das verwundert mich. Er meint dazu: "Wir sind halt nicht mehr frisch verliebt!" - aber so gar kein Interesse mehr?
- Mich verletzt das sehr.
Ich hoffe, ich klinge nicht zu naiv. Aber ich brauche unbedingt fremde Meinungen, weil ich sonst nicht mehr weiter weiß. Ich weine oft, sag es ihm aber nicht mehr, weil er mittlerweile bei diesem Thema schon die Augen verdreht. Ich nerve ihn. Er weiß auch, dass ich oft traurig bin. Er weiß durch die Paartherapie auch, was er ändern könnte, damit ich mich glücklicher fühlen würde an seiner Seite - aber dazu ist er nicht bereit.
Natürlich muss ich auch zugeben, dass ich immer angewiesen war auf Bestätigung von außen. Das auch immernoch bin und daran arbeiten muss, weil ich für mich allein glücklich sein muss, aber erwarte ich wirklich zu viel von ihm?
Sind Beziehungen einfach so???
Liebe Grüße