@halima
Es geht nicht bei zwischen den Zeilen lesen darum, zu erkennen, ob es sich bei dem Vers um etwas Geschichtliches handelt oder eine Prophezeiung, ein Gebot etc. Du missverstehst diese Aussage!
Zwischen den Zeilen lesen meint einfach, den übertragenen Sinn zu verstehen. Es ist nicht notwendig, alles genauso zu machen, wie es im Koran (oder bei den Christen in der Bibel) steht. Wer nicht zwischen den Zeilen lesen kann, glaubt, Gott zu verlieren oder etwas Schlimmes zu tun, wenn beispielsweise das Kopftuch abgenommen wird oder wenn mal ein Gottesdienst in der Kirche ausgelassen wird. Das aber ist vollkommener Schwachsinn! Es geht darum, ein guter Mensch zu sein, das allein ist wichtig. Gott ist es egal, ob man fünfmal am Tag betet oder einmal im Monat, ob man ein Kopftuch oder mal "provokant": im Sommer einen kurzen Rock trägt. Hauptsache, der Mensch, der das Kleidungsstück anhat, ist im Herzen ein guter Mensch, ist da, wenn andere Hilfe brauchen, tut Gutes, wenn er kann und scheut sich auch nicht, mal Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen für eine gute Sache.
Für all diese Dinge braucht man nicht Koran und Bibel. Darin zu lesen, ja, das kann hilfreich sein, aber es ist nun mal eine Tatsache, dass es sich um von Menschen geschriebene und übersetzte Werke aus einer anderen Zeit handelt. Als historisches Dokument geben sie Einblick in die Lebensweise der Menschen von vor vielen Jahrhunderten, zeigen, nach welchen Regeln sie gelebt haben. Man sollte aber nicht der Versuchung nachgeben, das Ganze auf die heutige Zeit übertragen zu wollen. Das ist unrealistisch und nicht praktikabel. Die meisten Menschen, die das versuchen, suchen generell nach Führung im Leben und meinen, sie hätten dann etwas gefunden, wonach sie sich richten können. Es gibt immer Menschen, die suchen (weil sie gerade in einer Lebenskrise stecken, weil nicht alles rund läuft im Leben etc.) und die dann etwas finden, in dem sie vollkommen aufgehen, weil es ihnen das Gefühl der Leere oder der Angst nimmt. Manche finden es in der Religion, manche in der Esoterik, manche in Hobbys, die so viel Raum einnehmen, das für anderes kein Platz mehr ist. Tatsache ist, dass so eine Schieflage im Leben entsteht und der Blick auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, die Familie, Freunde, Bekannte... verstellt wird. Gerne wird dann stundenlang über die Religion diskutiert, sie wird zum Nonplusultra erhoben, es wird um Kleinigkeiten ein Riesenaufwand betrieben (ist das Kopftuch richtig verschnürt? Hängt das Jesuskreuz auch gerade an der Wand?) und es wird nach Versen in Bibel und Koran gesucht, die dabei "helfen" sollen, damit ja kein Fehler dabei unterläuft. Und damit artet das Ganze in Lächerlichkeit aus. Das Problem dabei ist, wenn all die Menschen, die so für die Religion stürzen, dies nicht mehr täten, sondern ganz einfach mit der Religion leben würden, dann hätten sie nichts mehr im Leben... Es würde ihnen die Beschäftigung fehlen, nachzulesen, nachzuprüfen, Verbote zu finden und zu belegen etc. Dabei geht es - siehe oben - in der Religon nicht darum. Sondern wie gesagt, einfach ein guter Mensch zu sein.
LG