Hallo,
zur Zeit tobt ein Kampf in mir - Kopf und Herz sprechen nicht mehr die gleiche Sprache. Ich habe das Gefühl, es zerreißt mich.
Ich (33) bin seit 14 Jahren mit meinem Freund (35) zusammen und wir haben viel gemeinsam erlebt. Wir wohnen seit fünf Jahren zusammen, aber irgendwie nicht als Paar, sondern eher wie sehr gute Freunde. Im Klartext: Da läuft nicht mehr viel und wenn doch, dann eher "weil es mal wieder dran ist" (aus meiner Sicht). Wirklich toll ist es nicht. Er hat auch schon mal gesagt, dass er noch zu jung ist, um den Rest seines Lebens platonisch zu leben/lieben. Aber auch er hängt sehr an mir und will mit mir zusamen bleiben. Hinzu kommt, dass wir nicht über unsere Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte sprechen - und das schon immer.
Er ist mir sehr, sehr wichtig und ich habe in den letzten Jahren immer gedacht, es sei für immer und er wird der Vater meiner Kinder. Meine Familie liebt ihn. Ich habe ihn lieb - es ist mein halbes Leben, was da dran hängt. Ich habe hier und da auch schon mal über eine Trennung nachgedacht, aber kann es mir auch nicht vorstellen, ohne ihn zu sein. Dennoch habe ich die Entscheidung getroffen, in eine eigene Wohnung zu ziehen, um mit ein wenig Abstand vielleicht wieder mehr Nähe zulassen zu können - in der Hoffnung, dass wir uns dann wieder vermissen und aufeinander freuen. Einfach aus dem Alltagstrott ausbrechen. Ich habe das Gefühl, Zeit für mich zu brauchen, um über alles nachzudenken und wieder zu mir zu finden.
Vor drei Monaten habe ich einen Anderen kennengelernt (beide kennen sich), der 13 Jahre älter ist, sich vor ein paar Monaten von seiner Frau getrennt hat und ausgezogen ist. Er hat einen 10-jährigen Sohn, der jedes zweite Wochenende bei ihm ist. Wir haben ein paar Mal stundenlang telefoniert und gechattet (jedoch mit sehr viel Tiefgang), dann aber entschieden, dass es so nicht geht und wir den Kontakt einstellen müssen. Er sagt, wenn ich nicht in absehbarer Zeit ein Signal sende, würde er versuchen "zu vergessen". Nach ein, zwei Wochen gingen doch wieder zwei, drei Mails hin und her. Ich denke sooo oft an ihn! Er denkt auch sehr oft an mich, weiß aber nicht wie lange noch. Irgendwie ist da was, was uns verbindet, wir fühlen uns sehr nahe.
Mein Kopf sagt: Schmeiß Deine Beziehung nicht weg, ihr seid schon so lange zusammen und eigentlich passt auch alles, außer, dass eben (z.Zt.?) nicht mehr viel läuft. Miteinander reden kann man lernen. Vergiss den anderen, er hat mit seiner Familienplanung abgeschlossen (das hat er klipp und klar gesagt) und wohnt 250 km entfernt. Sein Sohn ist jedes zweite Wochenende da und es wäre eine Dauer-Fernbeziehung, weil er nicht von seinem Sohn wegziehen und ich auch hier in meinem Umfeld bleiben möchte.
Mein Bauch sagt dagegen: Du bist jetzt 33, willst Du wirklich so weiter vor Dich hinleben, wenn es zwar insgesamt "passt" aber nicht mehr viel "läuft" und ihr nicht über Eure Wünsche und Gefühle reden könnt? Warum trennst Du Dich nicht? Warum versuchst Du es nicht mit dem Anderen? Welche Bedeutung hat das Alter, die Entfernung, etc. wenn Du Dich so zu ihm hingezogen fühlst?! Wenn Du nochmal Kinder haben möchtest, kannst Du nicht ewig warten und musst mal eine Entscheidung treffen.
Und genau das ist der Punkt. Mit dem Anderen hätte ich vielleicht zwei, drei Jahre Spaß. Es wäre Spannung ud Sehnsucht da, weil wir uns nur am Wochenende (und sicher auch nicht jedes) sehen könnten. Aber dann bin ich 35 und möchte vielleicht doch Kinder ... Was ist dann? Dann muss ich mich trennen und mir einen Mann suchen, der der Vater meiner Kinder sein könnte - und so einen hab ich ja jetzt eigentlich!?
Manchmal denke ich, ich muss den Anderen wiedersehen, alleine auf einen Kaffee treffen, um herauszufinden, ob da wirklich etwas zwischen uns ist oder ob es nur der Reiz des Verbotenen ist oder weil er mir soviel Aufmerksamkeit und liebe Worte schenkt. Er hört mir zu und teilt mir seine Wünsche und Gedanken mit, das fehlt mir in meiner jetzigen Beziehung. Mein Freund und ich wissen beide, dass wir mehr miteinander reden müssen, können es irgendwie aber nicht.
Ich möchte meinen Freund weder betrügen noch verletzen, daher denke ich, ich kann mich nicht einfach mit einem anderen treffen, auch wenn es "nur" auf einen Kaffee an einem neutralen Ort ist. Und trotzdem glaube ich, es könnte mir helfen, herauszufinden, ob da wirklich was zwischen uns ist oder ob es (Telefonieren, Chatten) einfach "nur ganz nett war".
Ich kann den Anderen einfach nicht vergessen! Ich überlege, was er wohl gerade macht, ob er an mich denkt, stelle mir vor, wie wir miteinander umgehen, was wir unternehmen würden, etc. Daher kann ich mich auch nicht so um meine jetzige Beziehung bemühen, wie es vielleicht notwendig wäre. Aber ich möchte den Kontakt zum Anderen nicht komplett abbrechen, dafür ist mir der Andere zu wichtig. Ich muss einfach wissen, ob es ihm gut geht. Trotzdem weiß ich, dass so auch nicht weitergehen kann.
Ziehe ich jetzt aus, um "halbwegs sauber" aus der Sache herauszukommen, in der "Hoffnung", dass eine Trennung dann leichter fällt oder weil ich darin wirklich eine 2. Chance sehe? Ich weiß es nicht.
Im Moment fühle ich mich so zerrissen. Ich kann für mich keine Antworten finden. Ich weiß nicht was ich will und was ich nicht will.
War jemand von Euch schon mal in einer ähnlichen Situation?
Meistens können Außenstehende ja klarer sehen ...
Ich würde mich über Eure Sichweise (ohne Vorwürfe) freuen.
Viele Grüße
carolinafeminina