Wenn die sogenannte Liebe ohnehin auf Chemie basiert
"Es braucht nicht zwingend Liebe zur Fortpflanzung."
Fortpflanzung nicht nur im körperlichen Sinn, sondern auch im geistigen, da mit der Liebe auch entschieden wird, welche Geisteshaltung Zuwendung, Unterstützung und Stärkung erfährt und damit in der Zukunft den "Ton" angibt. Gesamtgesellschaftlich entscheidet die Liebe, welche Kultur in einer Gesellschaft die Zukunft gehört. Erfahren im wesentlichen destruktive Menschen Liebe, wird auch das Destruktive in der Zukunft die Menschheit bestimmen.
"Nun ja, wenn die sogenannte Liebe ohnehin auf Chemie basiert, dann ist das ganze Gerede um Optik und innere Werte ohnehin hinfällig, da diese dann erst ein sekundäres Konstrukt sind, das man sich um die primär passenden Gene herum aufbaut und zurechtbiegt, wie es einem passt."
Meiner Meinung nach wird die Chemie im wesentlichen von dem subjektiven Gefühl der Sicherheit bestimmt, dass das Objekt der Liebe ausstrahlt. Die Liebe zum äußerlich schönen Menschen entsteht durch das subjektive Gefühl der Sicherheit, einen gesunden Menschen zu lieben, deren Anwesenheit optisch vermeintliche Stabilität im eigenen Leben verspricht. Man muss ihn nicht vor Freunden verteidigen ("Was liebst du so einen häßlichen Typen? Spinnst du?"), die Sicherheit hat man. Es wertet die eigene Person aus, da nur (nach subjektivem Empfinden) minderwertige Personen häßlich sind - wer will sich schon sagen lassen, einen minderwertigen Menschen zu lieben - er ist häßlich, also kann doch jeder schon von weitem sehen, wie minderwertig er ist.
"Mag sein, dass ich als Misanthrop da anders drüber denke wie jemand, der gerne in allen Menschen was Nettes findet. (Würde ich ja gerne, kann ich leider nur nicht... nur in speziellen)"
Nun ja, der Fehler ist nach meiner Meinung im System eingebaut. Die Natur verlangt, dass der Mensch stirbt, um Platz für die nächste Generation Mensch (oder vielleicht sogar Generation Lebensform) zu machen. Da ist eine gewisse negative Grundhaltung zur eigenen Spezies sogar notwendig, damit der Tod (die Vernichtung) des eigenen oder der anderen als erstrebenswert erscheint. Das ist er ja sogar für die Natur, denn nur der Tod gewährt den Platz für neues Leben. Der Mensch besitzt viele dieser "Sollbruchstellen", damit der Tod gerechtfertigt wird bzw. bleibt.
Das werden wir auch nicht loswerden. Die Frage ist nur, wie man das Leben vor dem Tod gestaltet, damit die nachfolgenden Generationen auch einen Lebensraum erhalten, der nicht im ungesunden Maße das Streben nach dem Tod (oder das einfordern des Todes wegen einer lebensfeindlichen Umgebung) zur Folge hat.