Hallo ihr Lieben,
Ich muss nun auch gerade mal meinen "Seelenmüll" hier abladen und hoffe auf Erfahrungen und Tipps von Menschen, die Ähnliches erfahren haben.
Zunächst eimmal sollte ich erwähnen, ich bin jetzt 29 Jahre und leide seit gut zwei Jahren an Panikattacken. Seit einem halben Jahr bin ich zwar sozusagen panikfrei, mache aber dennoch eine Psychotherapie (tiefenpsychologisch fundiert), um mit manchen Situationen einen besseren Umgang zu lernen und mich vor allem besser verstehen zu lernen.
Die Panikattacken kommen vorwiegend im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen/emotionalen Beziehungen zum männlichen Geschlecht (Kurz: Beziehung, Liebe, etc.).
Sobald mir ein Mann zu nahe kommt, mich mit Liebe überhäuft und mich umwirbt, bekomme ich Panik und laufe davon (unabhängig davon, ob ich auf der bewussten Ebene mit ihm zusammen sein möchte - Panikattacken kommt ja aus dem Unterbewusstsein). Ich habe Angst vor Nähe und meine Therapeutin beschrieb es als Verlustängste (mir muss mal etwas genommen worden sein, was mir sehr viel bedeutet hat), die Psyche sei ein so verworrener Dschungel, dass es genauso gut (wie in meinem Fall) passieren kann, dass man Panik in genau der umgekehrten Situation kriegen kann (also, wenn jemand Druck/Ewartungshaltung macht/hat, weil er mich mag statt mir zu signalisieren, mich zu verlassen).
Nun zum eigentlichen Thema. Bedingt durch meine Panik bin ich seit gut 1,5 Jahren Single und 100% abstinent und hatte auch kein Bedürfnis, Männer kennen zu lernen. Da ich auch sehr viel arbeite (und ein Pferd habe, das Zeit raubt), komme ich auch selten raus und bin eigentlich froh, am Wochenende mal die Füße hochzulegen zu können.
Unabhängig davon, dass natürlich auch ich unerfüllte Bedürfnisse habe (Nähe, Wärme, Geborgenheit, Unterhaltungen, Sex, gemeinsame Unternehmungen, einfach jemanden zum Anlehnen, der sich auf mich freut und mir den Rücken stärkt), hatte ich nie erwartet, dass ich überhaupt noch in der Lage bin, mich zu verlieben und habe mit der jetzigen Situation überhaupt nicht gerechnet.
Vor einiger Zeit (ca. 1,5 Jahren lustigerweise, meine Panikattacken haben aber nichts mit ihm zu tun) hat bei uns ein Kollege angefangen, der 10 Jahre älter ist als ich. Optisch passte er genau in mein "Beuteschema", außerdem stehe ich total auf humorvolle Männer. Da mir klar war, dass er vergeben ist (seit 9 Jahren Freundin, aber getrennte Wohnungen, keine gemeinsamen Kinder, sie hat aber zwei), war er für mich nicht relevant. Ich mache sowas einfach nicht, war jedoch schon auf beiden Seiten, der Seite der Betrogenen und der Seite der Geliebten. Aus diesem Erfahrungswert her weiß ich, dass ich das nicht möchte.
Er war immer sehr freundlich, hat mich teilweise begrüßt mit "Na, schöne Frau!".. immer Scherze gemacht, etc.pp. Für mich bis dato immer nur ein Kollege gewesen.
Dann Ende April ertappte ich mich dabei, dass ich ihn vermehrt beobachte und auch des Öfteren an ihn denke.. An gemeinsame Situationen (muss das nicht ausführen, oder?), etc.pp. Das war völlig neu für mich.
Dann erzählte er von Dingen, die mir imponierten (er fährt einen Youngtimer, hat sich gerade ein Motorrad gekauft, etc.pp. also sowas von genau mein Typ!)... ich wollte mich nicht verlieben, aber ich konnte gar nichts dagegen machen - es/er ist einfach so in mein Leben geknallt, ohne Vorwarnung!
Es kam, wie es kommen musste. Wir flirteten (kam von beiden Seiten, ich habe jedoch den Anfang gemacht, auf seine Signale hin). Per SMS, persönlich (also eye-to-eye).. Ich erfuhr, dass er in seiner Beziehung sehr unglücklich ist.. er fragte, ob ich mal mit Motorrad fahren wolle (ich fragte aber auch danach, ob er mich mal mitnehmen würde).. irgendwie geriet alles etwas aus den Fugen. Ich hatte Höhenflüge und fiel dann doch wieder tief. Wir spielten das perfekte Flirtspiel.. Hatten bisher jedoch kein 1:1 Date.
Als es darum ging, dass wir per SMS darüber sprachen, mal "romantisch" miteinander werden zu können, schaltete sich bei mir schlagartig der Verstand ein.
Weil ich so einfach nicht bin und weil ich weder ein Sprungbrett aus seiner Beziehung noch eine Affäre sein möchte (die er vielleicht als nette Abwechslung begrüßt, nur, um danach wieder zurück zu seiner Freundin zu gehen), wies ich ihn auf seine Freundin hin. Ich beschrieb, dass ich es mir sicher gut vorstellen könne, eine schöne Zeit zu zweit mit ihm zu verbringen und dass ich öfter an ihn denken würde, als mir lieb ist, er jedoch eine Freundin hat, und dies eine Grenze ist, die ich weder überschreiten möchte noch werde. Ich ärgerte mich dennoch im Nachhinein irgendwie darüber, dass ich mir seinen Kopf zerbrach.
Danach war er wohl in seinem Ego gekränkt, ich weiß es nicht. Jedenfalls kommt seither keine Flirt-SMS mehr und er geht auch nicht mehr auf meine "Vorlagen" ein (also Dinge, auf die er gut als Flirt wieder einsteigen könnte). Er ignoriert mich "schriftlich" gänzlich.
(Ich muss dazu sagen, dass wir per SMS natürlich tiefergehender geflirtet haben, als persönlich).
Ich entschuldigte mich, dass ich ihm vor den Kopf gestoßen habe (unabhängig davon, dass ich ihm meinen Standpunkt klar machen wollte und mich nicht unter Wert verkaufen möchte - ich bin nicht seit 1,5 Jahren Single um mich dann in eine ohnehin für mich schmerzlich endende Affäre einzulassen).. dass ich ihn nicht stressen wolle und überhaupt nichts von ihm erwarte.
Sehen wir uns jedoch im Büro (ca. 1-3x in der Woche), tut er so, als sei nichts. Ist weiterhin "flirty" und neckt mich/macht seine Scherze. Ich habe auch das Gefühl, er sucht meine Nähe, denn für Dinge, für die er sonst angerufen hat, kommt er nun persönlich vorbei.
Ich sehe die ganze Sache natürlich nicht objektiv genug, um euch zu erklären, wie er fühlen könnte. Das wüsste ich selbst zu gern. Ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass es immer schmeichelhaft und gut für's Ego ist, zu flirten. Mir hat es ja auch gefallen. Allerdings endete es für mich darin, dass ich mich Hals über Kopf verliebt habe.
Ich weiß nicht, ob ich überhaupt Chancen bei ihm hätte (auf die Frage, ob ich Chance auf eine Date mit ihm hätte, sagte er ja. Dies war sogar nach meiner "Du-hast-ne-Freundin-SMS", wir hatten da mal telefoniert, bisher haben wir es jedoch nicht gebacken gekriegt, uns zu treffen, was meiner Meinung nach an ihm/seiner Zeit liegt) und würde diese auch erst in Anspruch nehmen, sobald er sich getrennt hätte. Natürlich weiß ich auch, dass es seine Zeit braucht, um sich von einer langjährigen Beziehung gänzlich zu lösen (bin für eine Erholungsphase nach einer langen Beziehung, bevor man etwas neues eingeht) und würde ihm diese Zeit natürlich auch geben.
Ich weiß, ich klinge total vernünftig und klug, habe alles bedacht. Aber leider kann ich mich nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten und "fühle" mich sehr unvernünftig - wie ein Teenie. Ich verliere auch schlagartig meine Schlagfertigkeit in seiner Nähe und komme mir vor wie Baby in Dirty Dancing, ganz wie "Ich habe eine Wassermelone getragen!".. ARGH!
Ich könnte ihm auch nicht sagen "Du, ich hab mich in dich verliebt", weil ich ihm a) nicht die Pistole auf die Brust setzen und unter Druck setzen will und b) ich zuviel Angst vor Zurückweisung bzw. deren Konsequenzen für mich (sprich Liebeskummer) habe. Aber so geht es mir auch nicht gut.
Momentan bin ich jedoch total konfus und stecke inmitten eines Gefühlschaos, was ich überhaupt nicht brauchen kann. Dieses "komm her - geh weg" Spiel ist/war zwar ganz nett, aber jetzt leide ich vermehrt darunter. Ich denke, ich habe ausreichend Signale gesetzt und auch verdeutlicht, dass es für mich mehr als nur ein Flirt ist (konkret ausgesprochen habe ich es natürlich nicht).
Ich kenne auch die Regel "Willst du gelten, mach dich selten" nur zu gut (funktioniert ja umgekehrt auch).. habe so viele Beziehungsratgeber gelesen, dass ich glatt als Taschentherapeutin durchgehen könnte. Aber diese Regeln/Tipps auf mich selbst anzuwenden fällt unendlich schwer, da ich zu meinem Nachteil ein sehr ungeduldiger Mensch bin, der Ungewissheit nur schwer ertragen kann.
Ich habe mich in eine Situation manövriert, die ich eigentlich nur Aussitzen kann, indem ich abwarte, was passiert und auf eine Chance hoffe, mal 1:1 allein mit ihm zu sein (auch während er noch die Freundin hat, ja. Ich weiß, das ist nicht fair, aber irgendwie brauche auch ich die Chance, ihm ein wenig näher zu kommen. Natürlich nicht mit dem Vorsatz, ihn gleich aufzufressen, aber kasteien möchte ich mich auch nicht und würde mir natürlich ein Schlupfloch offen lassen, ihn beispielsweise zu küssen, wenn es sich aus der Situation heraus ergibt. Bin halt auch nur eine Frau).
Ich wüsste nicht mal, ob ich überhaupt eine Beziehung mit ihm möchte, denn so gut kenne ich ihn ja gar nicht. Aber gut genug, dass ich permanent an ihn denke und Herzklopfen/Adrenalinschübe kriege, wenn ich ihn sehe (die physischen Konsequenzen, wenn er mich zufällig berührt oder mir in die Augen sieht sind momentan unbeschreiblich *lach*)... Eigentlich kann ich mir all meine Fragen selbst beantworten, wüsste aber zu gern, wie ihr das seht (selbst, wenn ihr ihn nicht kennt, was kann ICH tun, damit es MIR besser geht damit?)..
Ich für meinen Teil (und auch meine Therapeutin sowie mein bester Freund und eine Arbeitskollegen, die den Mann auch etwas kennt) bin der Meinung, dass er schon etwas für mich empfindet, andernfalls würde er sich nicht zu mir hingezogen fühlen oder hätte mir längst gesagt "Du, war zwar nett mit dir zu flirten, aber wenn du dir dabei Hoffnungen gemacht hast, sorry, muss ich dich leider enttäuschen". Das kam (bisher) jedoch nicht, demzufolge gehe ich davon aus, dass Interesse besteht, er derzeit aber entweder a) nicht in der Lage ist, entsprechend auf mich einzugehen oder b) sich nicht entscheiden/trennen kann. Neun Jahre schmeißt man ja nicht einfach weg - das kann ich voll und ganz verstehen.
Nur frisst mich diese Ungewissheit wirklich auf und ich spüre, dass ich langsam leicht trotzig werde, was ich natürlich keinesfalls zeigen will.
Der Ratschlag meines besten Freundes war, mich nun erst einmal rar zu machen. Keine SMS mehr zu schicken.. dennoch weiterhin natürlich freundlich und nicht pampig zu sein. ICh soll ihm das Gefühl vermitteln "Ja, ich steh nach wie vor auf dich, aber jetzt bist du am Zug, wenn du willst, komm her, ich tu keinen Schritt mehr".
Eigentlich scheint mir das sinnvoll, zudem ich mich auch nicht länger zum Affen machen möchte. Aber es fällt so unendlich schwer, KEINE SMS zu schicken..
Wie denkt ihr (über meinen Roman.. *lach*).
Danke für's Lesen, ich hoffe es war nicht langweilig.
LG,
S.